Marktüberblick: Stockende Dynamik

Die Inflationsraten in den USA bleiben hartnäckig hoch, die jüngste Entwicklung zeigt gar wieder nach oben. Diese Entwicklung sorgte für Ernüchterung an den weltweiten Finanzmärkten. Die Obligationenmärkte verloren deutlich an Wert und auch die Aktienmärkte gerieten ins Stocken.

  • An den Obligationenmärkten dominierte bis Mitte März die Hoffnung auf eine zeitnahe Lockerung der Geldpolitik, insbesondere in den USA. Aufgrund des stockenden Inflationsrückgangs sind signifikante Leitzinssenkungen aber in die Ferne gerückt. Die langfristigen Zinsen haben in diesem Kontext seit Ende März wieder deutlich zugelegt.

    Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Franken

    100 = 01.01.2024

    Diese Grafik zeigt die Wertentwicklung von Staatsobligationen in Schweizer Franken aus der Schweiz, den USA und Deutschland. Die Wertentwicklung im vergangenen Jahr war unbeständig. Gegen Jahresende legten die Obligationenmärkte aber wieder stark zu. Die Entwicklung blieb im neuen Jahr aufgrund des schwachen Schweizer Frankens weiterhin positiv. In Lokalwährung gemessen verloren Staatsobligationen aber deutlich an Wert.
    Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

    Staatsobligationen verzeichneten einen wechselhaften Monat. Anfang März sorgte die optimistische Aussage des Notenbankvorsitzenden Jay Powells, die amerikanische Zentralbank könnte kurz vor Leitzinssenkungen stehen, für einen deutlichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen weltweit. Auf die Euphorie folgte aber schon bald die Ernüchterung. Die unerwartet starken Arbeitsmarktzahlen Ende März und die Stagnation der amerikanischen Kerninflation sorgten dafür, dass die Staatsobligationen markant an Wert verloren. In Schweizer Franken war die Entwicklung aufgrund des schwachen Frankens aber dennoch positiv.

    Entwicklung der 10-jährigen Verfallrenditen

    In Prozent

    Die Grafik zeigt die Entwicklung der Renditen auf 10-jährigen Staatsobligationen der Schweiz, der USA und Deutschlands. 10-jährige Verfallrenditen sind ein wichtiger Massstab für die Zinsentwicklung. Langfristig weisen sie einen starken Abwärtstrend auf. Seit Anfang 2020 ist jedoch eine Trendwende hin zu höheren Zinsen zu beobachten. Ende des vergangenen Jahres sanken die Verfallrenditen jedoch wieder deutlich. Jüngst sorgte der stagnierende Inflationsrückgang in den USA für neuen Aufwärtsdruck.
    Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

    Die Kapitalmarktzinsen sind im Zuge der stagnierenden Inflationsentwicklung in den USA Anfang April zu Jahreshöchstständen angestiegen. In den USA liegen die 10-jährigen Verfallrenditen nun wieder über 4,5 Prozent und damit so hoch wie zuletzt Mitte November 2023. Auch in der Schweiz sind die langfristigen Zinsen trotz Leitzinssenkung angestiegen. Die Verfallrendite der 10-jährigen Eidgenossen liegt mittlerweile fast wieder bei 0,7 Prozent, nachdem sie zwischenzeitlich auf unter 0,55 Prozent gesunken war.

    Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen

    In Prozentpunkten

    Auf dieser Darstellung ist die Differenz zwischen den Verfallrenditen von Staats- und Unternehmensobligationen in US-Dollar, Euro und Franken abgebildet. Diese Risikoaufschläge, auch Spreads genannt, stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 stark, sanken in der zweiten Jahreshälfte sowie zu Beginn des folgenden Jahres aber deutlich. Im März 2023 hat der Risikoaufschlag zwar wieder etwas zugenommen, bewegt sich seither aber mehrheitlich seitwärts und ist jüngst gar gesunken.
    Quelle: Bloomberg Barclays

    Im vergangenen Monat sanken die Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen in der Eurozone und in den USA erneut. In der Schweiz war der Rückgang der Risikoprämien bescheidener. Ohnehin liegen die Risikoaufschläge auf Schweizer Unternehmensobligationen im historischen Vergleich noch auf höherem Niveau als die Aufschläge in den USA oder der Eurozone.

  • Obwohl die langfristigen Zinsen seit Jahresbeginn deutlich angestiegen sind, setzten die Aktienmärkte im März ihren Aufwärtstrend fort. Im April gerieten die Aktienmärkte jedoch im Zuge des stagnierenden Inflationsrückgangs in den USA ins Stocken.

    Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken

    100 = 01.01.2024

    Die Grafik stellt die Wertentwicklungen der Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer in den letzten zwölf Monaten in Franken dar. Sie zeigt, dass sich die Aktienmärkte nach dem Einbruch im Herbst des letzten Jahres weiterhin erholen, obwohl die Dynamik jüngst etwas abgenommen hat.
    Quelle: SIX, MSCI

    Die Aktienmärkte sind im vergangenen Monat erneut gestiegen. Auffallend ist, dass nicht nur die Kurse der Technologiewerte, die bereits zuvor die treibenden Kräfte der Aktienmarktrally waren, weiter gestiegen sind, sondern auch die Kurse anderer Sektoren. Damit gewinnt die Marktentwicklung etwas an Breite. Besonders an Schwung gewonnen hat im letzten Monat der Energiesektor, der von den gestiegenen Energiepreisen profitiert haben dürfte. Dies spiegelte sich auch am rohstofflastigen Aktienmarkt in Grossbritannien wieder, der mitunter am stärksten zulegte. Auch der chinesische Aktienmarkt setzte seine Erholung fort. Im April geriet die weltweite Aktienmarktdynamik allerdings ins Stocken. Davon merkten Schweizer Anleger:innen glücklicherweise wenig, da der schwache Schweizer Franken für eine zusätzlich positive Rendite sorgte.

    Momentumstärke einzelner Märkte

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt die Momentumstärke von zwölf der wichtigsten Aktienmärkte weltweit. Das Momentum setzt den letzten Kursstand zum Durchschnitt der letzten sechs Monate ins Verhältnis. Die Zugkraft an den Aktienmärkten der Industrienationen ist im Sommer des vergangenen Jahres zunehmend ins Stocken geraten. Seit November des letzten Jahres befindet sich das Momentum aufgrund der starken Aktienmarktrallye jedoch wieder breitflächig im positiven Bereich.
    Quelle: MSCI

    Die Fortsetzung der Aktienmarktrallye zeigt sich auch bei der Momentumstärke. Mit Ausnahme des brasilianischen Aktienmarkts liegt das Momentum der Aktienmärkte derzeit überall im positiven Bereich. Ungebrochen stark bleibt zudem die Dynamik am amerikanischen Aktienmarkt. In Japan hat das Momentum hingegen nachgelassen. Die Wende in der Geldpolitik und eine mögliche Aufwertung des japanischen Yen dürften den Markt belastet haben.

    Kurs-Gewinn-Verhältnis

    Die Abbildung zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, für die Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer seit dem Jahr 2000. Dank steigender Unternehmensgewinne und aufgrund fallender Aktienkurse sind die KGVs der drei Märkte seit Sommer 2020 spürbar gesunken. Seit Ende 2022 erholen sich diese dank gestiegener Aktienkurse aber wieder zunehmend.
    Quelle: SIX; MSCI

    Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktienmärkte ist im letzten Monat weiter angestiegen. Dies dürfte hauptsächlich an der erneut positiven Aktienmarktentwicklung liegen, die in den USA und den Schwellenländern besonders stark gewesen ist. In der Schweiz ist der positive KGV-Trend hingegen weniger ausgeprägt. Dies dürfte vor allem auf die eher mässig starke Entwicklung des hiesigen Aktienmarkts zurückzuführen sein.

  • Schweizer Immobilienfonds haben im vergangenen Monat erneut zugelegt. Die etwas überraschende Senkung des Leitzinses durch die SNB dürfte wesentlich dazu beigetragen haben.

    Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds

    100 = 01.01.2024

    Die Abbildung zeigt die indexierte durchschnittliche Wertentwicklung von kotierten Schweizer Immobilienfonds in den zurückliegenden zwölf Monaten. Die Wertentwicklung war im dargestellten Zeitraum äusserst volatil. In den letzten Monaten legten die Immobilienfonds aber kontinuierlich zu.
    Quelle: SIX

    Börsenkotierte Schweizer Immobilienfonds haben ihren seit November des vergangenen Jahres anhaltenden Aufwärtstrend fortgesetzt und auch im März eine Wertsteigerung erfahren. Die starke Performance der letzten Monate dürfte verschiedene Gründe haben. Einerseits hat der grössere Handlungsspielraum bei den Mietpreisen die Renditeaussichten positiv beeinflusst. Andererseits senkt die etwas überraschend erfolgte Leitzinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Attraktivität der Geldhaltung und erhöht die Anreize für das Investieren in langfristige Anlagen wie Immobilien. 

    Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen

    In Prozent

    Auf dieser Abbildung sind die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen und der Aufpreis auf den in Schweizer Immobilienfonds enthaltenen Immobilienobjekten zu sehen. Der starke Anstieg der Zinsen im zurückliegenden Jahr führte zu einem deutlichen Rückgang der Aufpreise. Jüngst sind die Agios aber wieder spürbar angestiegen.
    Quelle: SIX

    Der Aufpreis, den Investor:innen für das Anlegen in börsenkotierten Immobilienfonds im Vergleich zum tatsächlichen Buchwert der Immobilien (NAV) bezahlen müssen, hat nach einem starken Einbruch während der COVID-19-Krise in den letzten Monaten wieder zugenommen. Begünstigt wurde der Anstieg des Aufpreises durch das Absinken des langfristigen Zinsniveaus seit letztem Herbst. Dieses scheint jedoch mit Blick auf die aktuelle Verfallrendite von knapp 0,7 Prozent auf 10-jährigen Eidgenossen bei einem gleichzeitigen Leitzins von 1,5 Prozent an einem unteren Ende angekommen zu sein.

    Leerstandsquote und Immobilienpreise

    100 = Januar 2000 (links) und in Prozent (rechts)

    Diese Grafik beinhaltet die Leerstandsquote von Schweizer Wohnimmobilien und die Preisentwicklung für Einfamilienhäuser, Mietobjekte und Wohnungen. Während die Preise für Eigentumswohnungen und insbesondere für Einfamilienhäuser seit Pandemiebeginn stark zugelegt haben, scheint sich langsam eine Wende abzuzeichnen.
    Quelle: SNB, BfS

    Nach einer kleinen Gegenbewegung im dritten Quartal 2023 sind die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen zu Jahresende wieder angestiegen. Der starke Rückgang der Kapitalmarktzinsen im Dezember 2023 dürfte wesentlich dazu beigetragen haben. So gehen tiefere Zinsen typischerweise mit einer höheren Bewertung einher. Ebenfalls an Wert zugelegt haben Mietobjekte. Nebst dem Zinseffekt dürfte sich dabei auch der zusätzliche Spielraum für Mieterhöhungen positiv ausgewirkt haben.

  • Währungen

    Die Abwertung des Schweizer Frankens setzt sich fort und könnte aufgrund der geldpolitischen Entscheide in der Schweiz und in Japan vorerst anhalten. Mittelfristig dürfte der Franken aber zu gewohnter Stärke zurückfinden.

    WährungspaarKursKKP Neutraler Bereich Bewertung
    Währungspaar
    EUR/CHF
    Kurs
    0,98
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,95
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,85 – 1,04
    Bewertung
    Euro neutral
    Währungspaar
    USD/CHF
    Kurs
    0,90
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,79
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,69 – 0,90
    Bewertung
    USD neutral
    Währungspaar
    GBP/CHF
    Kurs
    1,14
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    1,20
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    1,04 – 1,36
    Bewertung
    Pfund neutral
    Währungspaar
    JPY/CHF
    Kurs
    0,59
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,91
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,75 – 1,07
    Bewertung
    Yen unterbewertet
    Währungspaar
    SEK/CHF
    Kurs
    8,47
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    9,78
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    8,77 – 10,79
    Bewertung
    Krone unterbewertet
    Währungspaar
    NOK/CHF
    Kurs
    8,40
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    10,60
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    9,41 – 11,79
    Bewertung
    Krone unterbewertet
    Währungspaar
    EUR/USD
    Kurs
    1,08
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    1,19
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    1,01 – 1,37
    Bewertung
    Euro neutral
    Währungspaar
    USD/JPY
    Kurs
    151,62
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    86,81
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    67,77 – 105,85
    Bewertung
    Yen unterbewertet
    Währungspaar
    USD/CNY
    Kurs
    7,24
    KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    6,05
    Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    5,62 – 6,49
    Bewertung
    Renminbi unterbewertet

    Quelle: Allfunds Tech Solutions

    Nach dem starken Wertzuwachs gegen Ende des vergangenen Jahres hat sich der Schweizer Franken im ersten Quartal 2024 spürbar abgewertet. Diese Entwicklung wurde im März durch die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unterstützt, die ihren Leitzins überraschend senkte. Die Schwäche der helvetischen Währung könnte in den nächsten Monaten anhalten, obwohl mittelfristig aufgrund der tiefen Inflation mit einer Aufwertung zu rechnen ist.

    Der japanische Yen, der in den vergangenen Jahren einem deutlichen Abwärtstrend folgte, stabilisierte sich im März. Die japanische Zentralbank hat mit ihrer Leitzinserhöhung eine geldpolitische Wende angestossen und die Behörden signalisierten, die unterbewertete japanische Währung stützen zu wollen.

    Kryptowährungen

    KryptowährungKursYTD in USDJahreshochJahrestief
    Kryptowährung
    BITCOIN
    Kurs
    70’630,00
    YTD Year-to-date: Seit Jahresbeginn in USD
    67,82%
    Jahreshoch
    73’121,00
    Jahrestief
    39’528,00
    Kryptowährung
    ETHEREUM
    Kurs
    3’537,83
    YTD Year-to-date: Seit Jahresbeginn in USD
    54,05%
    Jahreshoch
    4’072,80
    Jahrestief
    2’207,26

    Quelle: Allfunds Tech Solutions, Coin Metrics Inc

    Gold

    Der Goldpreis ist im März weiter angestiegen und hat jüngst ein neues Allzeithoch von 2’350 US-Dollar pro Feinunze erreicht. Dies dürfte auf ein höheres Sicherheitsbedürfnis der Anleger:innen zurückzuführen sein.

    Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken

    100 = 01.01.2024

    Die Grafik zeigt die indexierte Wertentwicklung von Gold in Schweizer Franken im Jahresrückblick. Nachdem der Goldpreis bereits Anfang März stark anstieg, erreichte er im April ein neues Allzeithoch.
    Quelle: Allfunds Tech Solutions

    In Krisenzeiten gilt Gold als besonders sichere Anlage und gewinnt deshalb in Perioden erhöhter Unsicherheit tendenziell an Wert. Dementsprechend dürften der Konflikt im Nahen Osten und Ängste um eine weitere Eskalation den Wertzuwachs des Edelmetalls gefördert haben. Da Gold auch als Inflationsschutz beliebt ist, dürften die nach wie vor erhöhten Inflationsraten, besonders diejenigen in den USA, ein weiterer erklärender Faktor für den starken Anstieg des Goldpreises sein.

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