Die Schweizer Konjunkturdaten schwanken weiterhin ungewöhnlich stark und erschweren das Zeichnen eines kohärenten Gesamtbilds. Klare Anzeichen einer Erholung der gedämpften Wirtschaftsentwicklung sind jedoch nach wie vor nicht zu erkennen. Insbesondere die Geschäftslage des exportorientierten Industriesektors bleibt schwach. Etwas stabiler hält sich der vom inländischen Konsum getriebene Dienstleistungssektor. Positiv ist die schwache Konjunktur primär für die Inflationsentwicklung. Mit einer aktuellen Inflationsrate von 1,3 Prozent ist die Schweizerische Nationalbank (SNB) die einzige grosse Notenbank, die ihr Ziel der Preisstabilität erreicht hat. Die SNB hat vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur und der tiefen Inflation jüngst ihren Leitzins von 1,5 auf 1,25 Prozent gesenkt.
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Wirtschaft: Wirtschaftliche Unsicherheiten nehmen zu
Die globalen Konjunkturdaten haben sich im vergangenen Monat abgeschwächt. Auffällig ist dabei insbesondere eine Verschlechterung der Stimmung der Unternehmen sowie eine Abkühlung des Bausektors. Positive Konjunkturszenarien wie eine sanfte Landung in den USA oder eine Erholung in Europa bleiben zwar intakt, aber das Enttäuschungspotenzial hat wieder zugenommen.
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Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die Konjunkturdaten aus den USA haben im vergangenen Monat erneut enttäuscht und auf eine spürbare Abschwächung der inländischen Nachfrage hingedeutet. Dabei sind vor allem die rückläufigen Detailhandelsumsätze und die sinkende Aktivität im Bausektor aufgefallen. Zudem ist auch die Einschätzung der Dienstleistungsunternehmen deutlich pessimistischer geworden. Sie gehen mittlerweile, wie es die Industrieunternehmen bereits seit längerem tun, von einem Rückgang der Geschäftstätigkeit in den nächsten Monaten aus. Der Knackpunkt für die US-Konjunktur bleibt damit der Arbeitsmarkt. Auch dort haben sich die Schwächezeichen zuletzt gemehrt. So sind im zweiten Quartal deutlich weniger neue Stellen geschaffen worden als noch im ersten Quartal und die Arbeitslosigkeit ist angestiegen. Die Auslastung des Arbeitsmarktes ist aber vorläufig noch solide.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die europäische Wirtschaft hat sich im bisherigen Jahresverlauf stabilisiert und einen Boden gefunden. Anzeichen einer kräftigen Erholung waren allerdings noch nicht auszumachen. Daran hat sich auch im vergangenen Monat nur wenig verändert. Insbesondere die Entwicklung im Industriesektor bleibt kraftlos. Zuletzt hat die Produktion im verarbeitenden Gewerbe wieder abgenommen und die Einschätzung der Industrieunternehmen ist negativer geworden. Erfreulich ist hingegen, dass der Dienstleistungssektor in diesem Jahr wieder zu einem moderaten Wachstum zurückgefunden hat. Diese sektoriellen Unterschiede zeigen sich auch in der Inflationsrate. Während die Preise für Güter kaum noch angestiegen sind, liegt die Inflation bei den Dienstleistungen im Schnitt bei über 4 Prozent. Die unverändert kräftigen Preissteigerungen im Dienstleistungssektor dürften es der Europäischen Zentralbank (EZB) erschweren, ihre Geldpolitik in den nächsten Monaten weiter zu lockern.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die Konjunktur in China, der grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern und gleichzeitig die zweitgrösste Wirtschaft der Welt, tritt weiter auf der Stelle. Dies gilt insbesondere für den von einer schweren Krise geprägten Immobilien- und Bausektor. Der Bau neuer Wohnungen liegt mittlerweile über 60 Prozent tiefer als noch vor der COVID-19-Pandemie. Im vergangenen Monat hat sich zudem der Zerfall der Immobilienpreise weiter fortgesetzt. Auch die Dienstleistungsunternehmen haben zuletzt wieder pessimistischer in die Zukunft geblickt. Vor dem Hintergrund dieser schwachen Binnenkonjunktur sind Impulse für die Wirtschaftsentwicklung derzeit nur aus den ausländischen Absatzmärkten zu erwarten. Immerhin war im Mai ein spürbarer Anstieg des Exportvolumens zu beobachten.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg
Globale Konjunkturdaten
Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
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Indikatoren BIP J/J 2023Q4 |
Schweiz 0,5% |
USA 3,1% |
Eurozone 0,2% |
GB –0,2% |
Japan 1,0% |
Indien 8,6% |
Brasilien 2,1% |
China 5,2% |
Indikatoren BIP J/J 2024Q1 |
Schweiz 0,6% |
USA 2,9% |
Eurozone 0,4% |
GB 0,3% |
Japan -0,7% |
Indien 7,8% |
Brasilien 2,5% |
China 5,3% |
Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz – |
USA – |
Eurozone = |
GB + |
Japan + |
Indien = |
Brasilien – |
China + |
Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,3% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,8% |
Japan 1,1% |
Indien 5,2% |
Brasilien 1,6% |
China 3,8% |
Indikatoren Inflation |
Schweiz 1,3% |
USA 3,0% |
Eurozone 2,5% |
GB 2,0% |
Japan 2,8% |
Indien 5,1% |
Brasilien 4,2% |
China 0,2% |
Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 1,25% |
USA 5,5% |
Eurozone 4,25% |
GB 5,25% |
Japan 0,1% |
Indien 6,5% |
Brasilien 10,50% |
China 3,45% |
Quelle: Bloomberg