Wirtschaft: Konjunkturdaten enttäuschen mehrheitlich

In den letzten Wochen haben die Konjunkturdaten mehrheitlich enttäuscht. Die erhoffte wirtschaftliche Erholung ist sowohl in China als auch in der Eurozone weiterhin ausgeblieben, während sich in den USA die wichtigsten Frühindikatoren neuerlich abgeschwächt haben. Positive Impulse waren zuletzt in der britischen Wirtschaft sowie, dank eines kräftigen Anstiegs der Exporte im Chemie- und Pharmabereich, auch in der Schweizer Wirtschaft zu vernehmen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Wachstumsverlangsamung der globalen Wirtschaft fortsetzen dürfte.

  • Die Schweizer Wirtschaft hat in den letzten Monaten von einer deutlichen Zunahme der Exporte im Pharma- und Chemiesektor profitiert. Im zweiten Quartal ist das reale (preisbereinigte) Exportvolumen um 3,5 Prozent angestiegen, was dem Gesamtwachstum der Schweizer Wirtschaft einen spürbaren Schub verleihen dürfte. Betrachtet man jedoch die Wirtschaftsbereiche, die primär auf die inländische Nachfrage ausgerichtet sind und die positiven Effekte des Aussenhandels ausklammern, bleibt die Dynamik weiterhin bescheiden. Bemerkenswert sind insbesondere die zuletzt merkliche Verlangsamung des Konsums sowie die Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor. Damit steht die Konjunkturerholung auf wackeligen Beinen, insbesondere auch mit Blick auf den Schweizer Franken, der sich zuletzt kräftig aufgewertet hat und eine weitere Erholung im Exportsektor verlangsamen könnte.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft bei etwa 1 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg
  • Aus den USA haben uns zuletzt gemischte Wirtschaftsdaten erreicht. Einerseits fielen die rückblickenden Zahlen zum zweiten Quartal überraschend positiv aus. So lag das Wirtschaftswachstum im Quartalsvergleich bei 0,7 Prozent und im Jahresvergleich bei 3,1 Prozent – beide Werte übertreffen das langfristige Trendniveau. Zudem wurde das Wachstum durch alle Nachfragekomponenten gestützt. Die Zahlen zum aktuellen Zustand der Konjunktur haben hingegen enttäuscht. Die Arbeitslosenquote ist im Juli erneut angestiegen und liegt nun bei 4,3 Prozent, nachdem sie zu Jahresbeginn noch 3,6 Prozent betragen hat. Auch die Stimmung in der Industrie hat sich zuletzt eingetrübt und deutet auf eine deutliche Abschwächung der Geschäftstätigkeit in den kommenden Monaten hin.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie ein vorlaufender Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft nur leicht ansteigen wird (zwischen 0,5 und 1 Prozent).
    Quelle: Bloomberg
  • Die europäische Wirtschaft stagniert weiterhin. Der Geschäftsausblick der Industrieunternehmen bleibt angesichts sinkender Auftragseingänge und einer abnehmenden Kapazitätsauslastung auf einem sehr niedrigen Niveau. Gleichzeitig hat sich im Juli auch der Ausblick der Dienstleistungsunternehmen eingetrübt, was vermutlich auf die zuletzt schwächelnde Konsumtätigkeit zurückzuführen ist. Auch bei der Bekämpfung der Inflation wurden in den vergangenen Monaten keine Fortschritte erzielt. Die Inflationsrate verharrt weiterhin über dem Zielband der Europäischen Zentralbank (EZB). Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich die Konsumstimmung zuletzt verbessert hat und die Reallöhne kräftig wachsen. Beide Faktoren könnten sich in den kommenden Monaten als Stütze für den Konsum erweisen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (zwischen 0 und 0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
    Quelle: Bloomberg
  • In China, der grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern, zeichnet sich weiterhin keine Erholung der anhaltenden Konjunkturschwäche ab. Im Juli blieben sowohl die Konsum- als auch die Investitionszahlen auf niedrigem Niveau, während die Kerninflation auf ungewöhnlich tiefe 0,4 Prozent sank, was die Gefahr einer anhaltenden Deflationsphase verstärkt. Zudem setzt sich die Krise im Immobiliensektor fort, was sich in einer Beschleunigung des Preisverfalls bei Immobilien widerspiegelt. Zwar hat die chinesische Zentralregierung versucht, durch eine Lockerung der geldpolitischen Rahmenbedingungen gegenzusteuern, doch die vorgenommenen leichten Zinssenkungen dürften kaum ausreichen, um das Wachstum und die Inflation wieder anzukurbeln.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Diese Grafik zeigt für einen Durchschnitt von Schwellenländern das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft zwischen 4 und 5 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2024Q1
Schweiz
0,6%
USA
2,9%
Eurozone
0,5%
GB
0,3%
Japan
-0,9%
Indien
7,8%
Brasilien
2,5%
China
5,3%
Indikatoren
BIP J/J 2024Q2
Schweiz
k.A. 
USA
3,1%
Eurozone
0,6%
GB
0,9%
Japan
-0,8%
Indien
k.A. 
Brasilien
k.A. 
China
4,7%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
+
USA
Eurozone
=
GB
+
Japan
+
Indien
+
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,2%
Brasilien
1,6%
China
3,8%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
1,3%
USA
2,9%
Eurozone
2,6%
GB
2,2%
Japan
2,8%
Indien
3,5%
Brasilien
4,5%
China
0,5%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
1,25%
USA
5,5%
Eurozone
4,25% 
GB
5,00%
Japan
0,3%
Indien
6,5%
Brasilien
10,50%
China
3,35%

Quelle: Bloomberg

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