Mit grossen Herausforderungen hatten im vergangen Jahr die Obligationenmärkte zu kämpfen. Weltweit verzeichneten sie hohe Werteinbussen. Seit dem Jahreswechsel sind die Obligationenmärkte wieder etwas mehr im Aufwind.
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Marktüberblick: 2022 brauchte starke Nerven
Das zurückliegende Jahr war von vielen Turbulenzen gekennzeichnet, auch an den Finanzmärkten. Der Start ins Jahr 2023 sieht bisher deutlich vielversprechender aus.
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Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays 2022 sorgte an den Obligationenmärkten für grosse Verluste. So verloren im Verlauf des Jahres 10-jährige Papiere der westlichen Industrienationen zwischen 10 und 20 Prozent ihres Werts. Negativer Ausreisser war Grossbritannien mit Werteinbussen von mehr als 30 Prozent, gemessen in Schweizer Franken. Dank der Aufwertung des US-Dollars schnitten US-Titel, gemessen in Franken, besser ab und handelten per Ende Jahr nur 10 Prozent unter ihrem Wert zu Jahresbeginn. Seit dem Jahreswechsel ist die Erleichterung über ein neues Kalenderjahr spürbar. Mit Ausnahme von Japan liegen die Obligationenmärkte im Plus.
Entwicklung der 10-jährigen Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays Die Verfallrenditen kletterten im letzten Jahr von einem Rekordhoch zum nächsten. Während die Entwicklung in den Industriestaaten in den ersten drei Jahresquartalen überweigend unisono verlief, konnten im letzten Jahresquartal unterschiedliche Dynamiken beobachtet werden. So erreichten die Verfallrenditen in den USA und Grossbritannien bereits im Herbst neue Höchststände und waren dann wieder rückläufig, wohingegen die Verfallrenditen in Europa weiterhin kontinuierlich anstiegen. Zum Jahresende erreichten die Renditen von 10-jährigen Staatsobligationen in Deutschland und in der Schweiz gar den höchsten Stand seit 2011.
Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen
In Prozent
Quelle: Bloomberg Barclays Eine hohe Dynamik wiesen im letzten Jahr die verlangten Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen auf. In der ersten Jahreshälfte sorgten sich die Anleger:innen um die hohen Teuerungsraten wie auch die Auswirkungen der geopolitischen Konflikte. Dies liess die Risikoaufschläge in der Eurozone zwischenzeitlich auf über 2 Prozent schnellen. Die zweite Jahreshälfte war dann aber von einer deutlichen Entspannung gekennzeichnet. Dies liess die Aufschläge auf Schweizer Unternehmensobligationen sogar wieder unter die Marke von 1 Prozent fallen.
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Obschon die Aktienmärkte im vierten Quartal 2022 zur Erholungsrallye ansetzten, konnten sie die Verluste vom Jahresbeginn nicht mehr wettmachen. Umso grösser sind die gesetzten Hoffnungen und Erwartungen für das Jahr 2023.
Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX, MSCI Nach schmerzlichen Verlusten im letzten Jahr sind die Aktienmärkte stark ins Jahr 2023 gestartet. Gross ist der Optimismus, dass die Inflation und die Rezessionsgefahren hinter uns liegen. Allein in den ersten beiden Wochen des neuen Jahrs lagen die weltweiten Aktienmärkte 5 Prozent im Plus, während Schwellenländeraktien, getrieben von einem Anstieg der chinesischen Aktien aufgrund der Wiederöffnung des Landes, sogar fast 8 Prozent zulegen konnten. Das Rückschlagspotenzial bleibt aber weiterhin hoch.
Momentumstärke einzelner Märkte
In Prozent
Quelle: MSCI Bereits zum letzten Jahresquartal 2022 ist ein gedrehter Wind an den Aktienmärkten zu spüren gewesen. Mit dem starken Jahresauftakt kann das Momentum sein positives Territorium verteidigen. Während China – lange Zeit das Schlusslicht gemeinsam mit Brasilien – nun ebenfalls eine positive Dynamik vorweist, verweilt Brasilien weiterhin auf dem letzten Platz. Dort gerieten besonders Aktien aus dem Einzelhandelssektor aufgrund der schwierigen politischen Situation unter Druck. Auf den vorderen Plätzen liegen die europäischen Aktienmärkte, die in den letzten Wochen grosse Ambitionen zeigten.
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Quelle: SIX, MSCI Das Verhältnis von Aktienkursen zu den jeweiligen Unternehmensgewinnen, auch Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) genannt, ist ein häufig verwendetes Bewertungsmass für Aktien. Ist das Verhältnis von Kurs zu Gewinn verhältnismässig hoch, wird die Aktie als teuer erachtet. Nach grossen Korrekturen bei den KGVs im letzten Jahr, getrieben von steigenden Unternehmensgewinnen und fallenden Aktienkursen, hat sich in den letzten Wochen wieder eine Aufwärtsdynamik abgezeichnet. Die Aktien werden also wieder teurer. Der weltweite Durchschnitt beträgt aktuell 18. Die teuersten Aktien sind zurzeit indische Aktien, deren KGV bei 26 notiert.
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Auch Immobilienanlagen blieben im letzten Jahr nicht von den Marktturbulenzen verschont. Im internationalen Vergleich gut schlugen sich Schweizer Immobilienfonds, die im Dezember sogar ein Plus vorweisen konnten.
Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX Der massive Anstieg der Kapitalmarktzinsen im letzten Jahr forderte auch seinen Tribut von den Immobilienmärkten. Amerikanische Immobilienaktien büssten rund 25 Prozent ein, europäische sogar fast 40 Prozent. Vergleichsweise glimpflich davon kamen Schweizer Immobilienanlagen: Börsenkotierte Immobilienaktien verloren rund 4 Prozent, Immobilienfonds dagegen 15 Prozent. Der Start ins neue Jahr fällt bislang aber gut aus mit Kursgewinnen von knapp 3 Prozent.
Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX Die Agios am Schweizer Immobilienmarkt sind weiterhin verhältnismässig tief. Zwar konnten die Kurse der börsenkotierten Immobilienanlagen weltweit im letzten Monat leicht zulegen, in der Schweiz zeigte sich diese Aufwärtsbewegung jedoch nur minimal. Die Agios, also der Aufpreis auf den Inventarwert der Immobilien, bewegen sich damit immer noch auf tiefen Niveaus im Vergleich mit dem langfristigen Durchschnitt.
Leerstandsquote und Immobilienpreise
100 = Januar 2000 (links) und in Prozent (rechts)
Quelle: SNB, BfS Die Mieten wie auch die Preise für Wohneigentum haben zum Jahresende nochmals kräftig zugelegt. Auf dem Immobilienmarkt ist von der Zinswende der Nationalbank bisher kaum etwas zu spüren. Das dürfte daran liegen, dass die Anzahl an leerstehenden Wohnungen in der Schweiz in den letzten zwei Jahren deutlich gesunken ist. Per Stichtag 1. Juni standen schweizweit rund 61’000 Wohnungen leer und damit 17’000 weniger als noch im Corona-Jahr 2020.
Drei-Monats-SARON und 10-jährige Verfallrenditen
In Prozent
Quelle: SNB, BfS Die Zinsen für langlaufende Hypotheken in der Schweiz sind jüngst wieder leicht gefallen. Das kommt daher, dass die Verfallrenditen auf den Obligationen etwas zurückgekommen sind. Die Hypothekarsätze orientieren sich an den Obligationenrenditen. Variable Saron-Hypotheken dürften jedoch teurer werden, wenn die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins nochmals anhebt, wie dies von den Marktteilnehmenden erwartet wird.
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Währungen
Die Währungsmärkte waren 2022 vor allem von der Erstarkung des US-Dollars geprägt. Erst zum Winter hin drehte der Wind und zyklische Währungen wie auch Schwellenländerwährungen konnten zum Jahreswechsel an Wert gewinnen.
Währungspaar Kurs KKP Neutraler Bereich Bewertung Währungspaar EUR/CHFKurs 1,01KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,79Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,73 – 0,86Bewertung Euro überbewertetWährungspaar USD/CHFKurs 0,93KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,76Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,66 – 0,86Bewertung USD überbewertet
Währungspaar GBP/CHFKurs 1,13KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,19Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 1,03 – 1,36Bewertung Pfund neutralWährungspaar JPY/CHFKurs 0,72KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,94Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,79 – 1,09Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar SEK/CHFKurs 8,90KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 9,79Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 8,80 – 10,78Bewertung Krone neutralWährungspaar NOK/CHFKurs 9,37KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 10,53Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 9,41 – 11,66Bewertung Krone unterbewertetWährungspaar EUR/USDKurs 1,09KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,04Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,91 – 1,18Bewertung Euro neutralWährungspaar USD/JPYKurs 129,32KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 81,27Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 64,92 – 97,61Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar USD/CNYKurs 6,74KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 5,61Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 5,28 – 5,94Bewertung Renminbi unterbewertetQuelle: Web Financial Group
Die ersten drei Quartale im Jahr 2022 waren dominiert von der massiven Erstarkung des US-Dollars. Kaum eine Währung konnte ihre Position gegenüber dem Dollar verteidigen. Erst zum Herbst hin drehte der Wind und der Dollar konnte seine Vormachtstellung nicht länger halten. Im Januar fiel die amerikanische Währung auf ein 6-Monate-Tief gegenüber dem Euro und ein 9-Monate-Tief gegenüber dem Franken. Nichtsdestotrotz bleibt der Dollar damit gegenüber dem Franken weiterhin stark überbewertet.
Aufwind zum Jahresstart haben derweil die zyklischen Währungen verspürt. Allen voran konnten der australische, der neuseeländische wie auch der kanadische Dollar an Wert zulegen. Ebenfalls vom Optimismus erfasst zeigten sich einige Schwellenländerwährungen, darunter der thailändische Baht.
Gold
Gold setzte im Dezember zum Jahresendspurt an und knackte jüngst die Marke von 1’900 US-Dollar per Unze.
Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: Web Financial Group Viele Anleger:innen zeigten sich im letzten Jahr von der Performance des Goldpreises angesichts der weltweit hohen Inflationsdynamik eher enttäuscht, hatte sich dieser nach einer kurzen Rallye im Frühjahr fast ausschliesslich rückläufig gezeigt. Im November dann aber drehte die Dynamik abrupt und der Preis für die Feinunze konnte von 1’625 US-Dollar auf zuletzt über 1’900 US-Dollar ansteigen. Wie jüngste Veröffentlichungen zeigen, dürfte die chinesische Zentralbank ein Treiber hinter dieser Bewegung gewesen sein. Sie hatte allein im November ihre Goldreserven um 32 Tonnen aufgestockt.