Marktüberblick: Finanzmärkte kommen ins Stocken

Die weiterhin restriktive Geldpolitik und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten lassen die Finanzmärkte ins Stocken geraten. So verlangsamte sich die Dynamik an den Aktien- wie auch den Obligationenmärkten spürbar.

  • Die Obligationenmärkte befanden sich im letzten Monat im Spannungsfeld der weiterhin straffen Geldpolitik und der zunehmenden Eintrübung der Konjunkturaussichten. In diesem Umfeld bewegten sich die Obligationenmärkte kaum.

    Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Franken

    100 = 01.01.2023

    Diese Grafik stellt die Wertentwicklung von Staatsobligationen in Schweizer Franken aus der Schweiz, den USA und Deutschland dar. Im zurückliegenden Jahr 2022 haben die Obligationenmärkte schmerzhafte Kursverluste verbucht. Im aktuellen Jahr hat sich die Wertentwicklung wieder stabilisiert und jüngst gar zugenommen.
    Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

    Die Inflationsraten in den westlichen Industrienationen zeigen weiterhin wenige Anzeichen einer rückläufigen Dynamik und veranlassen die Zentralbanken dazu, ihre Zinszügel weiter zu straffen. Sowohl die amerikanische als auch die europäische Zentralbank haben ihre Leitzinsen im Mai erneut um ein Viertelprozent angehoben. Auch die britische Zentralbank zog mit einer Anhebung von 25 Basispunkten nach. Dagegen lassen sowohl die zunehmenden Rezessionssorgen als auch die stärkere Gewichtung der Finanzstabilität den Zinsaufwertungsdruck etwas zurückkommen. Die Obligationen bewegten sich in diesem Spannungsfeld mehrheitlich seitwärts.

    Entwicklung der 10-jährigen Verfallsrenditen

    In Prozent

    Die Grafik bildet die Entwicklung der Renditen auf 10-jährigen Staatsobligationen der Schweiz, der USA und Deutschlands ab. 10-jährige Verfallrenditen sind ein wichtiger Massstab für die Zinsentwicklung. Langfristig weisen diese einen starken Abwärtstrend auf. Seit Anfang 2020 ist jedoch eine Trendwende hin zu höheren Zinsen zu beobachten. Im März dieses Jahres wurde die ansteigende Zinsdynamik allerdings wieder durchbrochen.
    Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

    Die Zentralbanken und Rezessionsängste scheinen die langfristigen Verfallrenditen im Griff zu haben. Die Zinszügel bleiben aufgrund der anhaltend hohen Inflationsraten weiterhin straff. Dagegen verdichten sich in der Realwirtschaft zunehmend die Anzeichen für eine Rezession. Die langfristigen Staatsobligationen bewegten sich daher kaum. So schwanken die Verfallrenditen der 10-jährigen Staatsobligationen der USA um 3,5 Prozent, während sie in der Schweiz leicht zurückkamen auf 1,0 Prozent.

    Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen

    In Prozentpunkten

    Auf dieser Darstellung ist die Differenz zwischen den Verfallrenditen von Staats- und Unternehmensobligationen in US-Dollar, Euro und Franken abgebildet. Diese Risikoaufschläge, auch Spreads genannt, sind in der ersten Jahreshälfte 2022 stark angestiegen, in der zweiten Jahreshälfte sowie zu Beginn des neuen Jahres aber wieder deutlich gesunken. Im März 2023 nahm der Risikoaufschlag wieder zu.
    Quelle: Bloomberg Barclays

    Die Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen veränderten sich im letzten Monat kaum. Sie blieben damit auf leicht erhöhtem Niveau, allerdings immer noch deutlich unter dem Niveau, das in der Finanz- oder der Eurokrise oder gar in der Corona-Krise zu beobachten war. Weder die sich zunehmend eintrübenden Konjunkturaussichten noch die US-Bankenkrise haben die Anleger:innen bisher in grösserem Masse verunsichert.

  • Die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten seit den Verwerfungen rund um die Silicon Valley Bank geriet im letzten Monat ins Stocken. Die sich weiter eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten dürften sich dabei zunehmend bemerkbar machen.

    Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken

    100 = 01.01.2023

    Diese Grafik stellt die Wertentwicklungen der Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer in den zurückliegenden zwölf Monaten in Franken dar. Das zurückliegende Jahr war an den Aktienmärkten mit grossen Verlusten einhergegangen. Das neue Jahr dagegen lag im Zeichen der Erholung. Diese geriet jüngst jedoch ins Stocken.
    Quelle: SIX, MSCI

    Die Aktienmärkte gerieten im letzten Monat wieder vermehrt ins Stocken. Die europäischen Aktienmärkte entwickelten sich mehrheitlich seitwärts, während Schwellenländeraktien deutlich nachgaben. Der weiterhin starke Schweizer Franken sorgte in den Portfolios der Schweizer Anleger:innen für zusätzlichen Performanceverlust. Erstaunlich stark zeigten sich dagegen der Schweizer sowie der japanische Aktienmarkt. Der Schweizer Aktienmarkt profitierte dabei von der positiven Performance des Indexschwergewichts Novartis. Novartis lieferte im ersten Quartal 2023 bessere Geschäftszahlen als erwartet. Die Aussichten für die Aktienmärkte bleiben indes schwierig. Die realwirtschaftlichen Daten deuten zunehmend in Richtung Rezession, die Geldpolitik dürfte aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks restriktiv bleiben, und die weltgrösste Volkswirtschaft kämpft nicht nur mit einer Bankenkrise, sondern auch mit der Schuldenobergrenze.

    Momentumstärke einzelner Märkte

    In Prozent

    Die Darstellung bildet die Momentumstärke von zwölf der wichtigsten Aktienmärkte weltweit ab. Das Momentum setzt den letzten Kursstand zum Durchschnitt der letzten sechs Monate ins Verhältnis. Nach einer langen Negativphase konnte das Momentum wieder ins Positive drehen. Die Zugkraft liess jüngst aber deutlich nach.
    Quelle: MSCI

    Die stockende Dynamik der Aktienmärkte spiegelte sich auch bei den Zuwachsraten wider. So nahmen diese spürbar ab, insbesondere an den europäischen Aktienmärkten. Aber auch die Zuwachsraten an den asiatischen Aktienmärkten wie China kamen zurück. Der chinesische Aktienmarkt zeigt sich in diesem Jahr noch verhalten. Im letzten Monat verlor er gar deutlich. Dafür dürften die kürzlich publizierten, schwachen Zahlen zur inländischen Nachfrage in China mitverantwortlich sein, die dem erhofften Wirtschaftsaufschwung einen Dämpfer verpassten. Der Schweizer und der japanische Aktienmarkt konnten dagegen an die positive Dynamik des Vormonats anknüpfen.

    Kurs-Gewinn-Verhältnis

    Die Abbildung zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, abgekürzt KGV, für die Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer seit dem Jahr 2000. Dank steigender Unternehmensgewinne und aufgrund fallender Aktienkurse in der ersten Jahreshälfte 2022 sind die KGVs der drei Märkte seit Sommer 2020 spürbar gesunken. Die Gewinnentwicklung zeigt sich nun zunehmend rückläufig. Zusammen mit den gestiegenen Aktienkursen legten die KGVs im Jahr 2023 wieder etwas zu.
    Quelle: SIX; MSCI

    Die Gewinnrezession setzt sich weiter fort. In den USA verzeichnen die Unternehmen gar das zweite Quartal in Folge einen Gewinnrückgang. Der Gewinnrückgang dürfte dafür sorgen, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) weiterhin auf erhöhtem Niveau bleibt und Aktien im Verhältnis zu ihren Gewinnen teurer gehandelt werden. Die KGVs befinden sich aber trotz des jüngsten Anstiegs in diesem Jahr weiterhin auf leicht tieferem Niveau als noch in den fünf Jahren vor der Corona-Pandemie.

  • Die Kurse der börsenkotierten Schweizer Immobilienfonds gaben im letzten Monat trotz gesunkener Zinsen nach. Die anhaltend restriktive Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank dürfte für weiteren Gegenwind sorgen.

    Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds

    100 = 01.01.2023

    Die Abbildung zeigt die indexierte durchschnittliche Wertentwicklung von kotierten Schweizer Immobilienfonds in den zurückliegenden zwölf Monaten. Im vergangenen Jahr kam es zu starken Kursverlusten. Im vierten Quartal 2022 setzte die Erholung ein, die im ersten Quartal 2023 allerdings deutlich an Dynamik verlor.
    Quelle: SIX

    Die börsenkotierten Schweizer Immobilienanlagen wiesen einen volatilen Monat auf und notierten schliesslich im Monatsvergleich auf tieferem Niveau. Damit dürfte sich im Immobilienmarkt zunehmend die Straffung der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bemerkbar machen. In Anbetracht des anhaltenden Inflationsdrucks in der Schweiz sowie der grossen Differenz der Zinssätze zu den europäischen Nachbarn ist es wahrscheinlich, dass die SNB die Zinsen weiter anheben wird. Damit dürfte auch der Immobilienmarkt weiter unter Druck kommen.

    Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen

    In Prozent

    Auf dieser Abbildung ist die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen und der Aufpreis auf den in Schweizer Immobilienfonds enthaltenen Immobilienobjekten seit dem Jahr 2000 zu sehen. Der starke Anstieg der Zinsen im zurückliegenden Jahr führte zu einem Rückgang der Aufpreise.
    Quelle: SIX

    Die Agios, also der Aufpreis auf den Buchwert der Immobilien an börsenkotierten Immobilienfonds in der Schweiz, gaben im letzten Monat trotz der leicht gesunkenen Zinsen nach. Vergleicht man die Agios mit den Kapitalmarktzinsen in der Schweiz, so ist die aktuelle Bewertung dieser Anlagen nun als leicht unterbewertet einzustufen. Das Festhalten der Schweizerischen Nationalbank an ihrer restriktiveren Geldpolitik dürfte dennoch dafür sorgen, dass der Aufpreis weiter unter Druck kommen wird.

    3-Monats-SARON und 10-jährige Verfallrenditen

    In Prozent

    Auf dieser Abbildung ist der schweizerische Referenzzinssatz SARON mit einer Laufzeit von drei Monaten und die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen seit dem Jahr 2000 zu sehen. Sowohl die Verfallrenditen auf Obligationen als auch der 3-Monats-Saron sind in den letzten zwölf Monaten deutlich gestiegen. Das hat dazu geführt, dass die Hypothekarzinsen gestiegen sind.
    Quelle: SIX

    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks sowie des grossen Zinsunterschieds zu den europäischen Nachbarn an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten. Vor diesem Hintergrund erwarten die Marktteilnehmer:innen, dass die SNB ihren Leitzins in diesem Jahr weiterhin erhöhen wird. Allerdings fällt die Erhöhung um knapp 50 Basispunkte deutlich tiefer aus als noch im März. Zudem erwarten die Marktteilnehmer:innen, dass es ab März 2024 zu Leitzinssenkungen kommen wird. Damit ist die Markterwartung deutlich zurückgekommen und dürfte die höher gewichtete Finanzstabilität in der Geldpolitik sowie die zunehmenden Rezessionsgefahren in den westlichen Industrienationen widerspiegeln.

  • Währungen

    Der US-Dollar hat jüngst wieder an Dynamik gewonnen, eine Trendwende bleibt aber vorerst aus. Zu den Verlierern gehörten hingegen der japanische Yen sowie die sogenannten Rohstoffwährungen.

    WährungspaarKursKKP Neutraler Bereich Bewertung
    Währungspaar
    EUR/CHF
    Kurs
    0,97
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,84
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,78 – 0,91
    Bewertung
    Euro überbewertet
    Währungspaar
    USD/CHF
    Kurs
    0,90
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,80
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,69 – 0,90
    Bewertung
    USD überbewertet
    Währungspaar
    GBP/CHF
    Kurs
    1,12
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    1,21
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    1,05 – 1,38
    Bewertung
    Pfund neutral
    Währungspaar
    JPY/CHF
    Kurs
    0,65
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    0,93
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,78 – 1,09
    Bewertung
    Yen unterbewertet
    Währungspaar
    SEK/CHF
    Kurs
    8,54
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    9,88
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    8,88 – 10,88
    Bewertung
    Krone neutral
    Währungspaar
    NOK/CHF
    Kurs
    8,26
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    10,70
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    9,55 – 11,85
    Bewertung
    Krone unterbewertet
    Währungspaar
    EUR/USD
    Kurs
    1,08
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    1,06
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    0,92 – 1,19
    Bewertung
    Euro neutral
    Währungspaar
    USD/JPY
    Kurs
    137,97
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    85,41
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    67,92 – 102,89
    Bewertung
    Yen unterbewertet
    Währungspaar
    USD/CNY
    Kurs
    7,02
    KKP  Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung.
    5,81
    Neutraler Bereich  Reichweite von historisch normalen Schwankungen.
    5,45 – 6,16
    Bewertung
    Renminbi unterbewertet

    Quelle: Web Financial Group

    Obwohl der US-Dollar in letzter Zeit wieder an Dynamik gewonnen hat, ist noch keine Trendwende des seit Herbst 2022 zu beobachtenden Abwärtstrends zu beobachten. Die sich weiter eintrübenden Konjunkturaussichten, die schwierige Lage im Bankensektor und die Krise um die Schuldenobergrenze dürften dabei zum Abwärtstrend beigetragen haben. Die amerikanische Währung bleibt auf handelsgewichteter Basis aber deutlich überbewertet und hat damit weiteres Abwertungspotenzial.

    Deutlich schwächer zeigten sich dagegen die Rohstoffwährungen wie die norwegische Krone oder der australische Dollar. Dabei dürften die gefallenen Energiepreise massgeblich zur Abwertung dieser Währungen beigetragen haben. Die Exporte dieser Länder hängen wesentlich von Energierohstoffen ab. Ebenfalls schwach zeigte sich der japanische Yen. Die erneut bestätigte ultra-expansive Geldpolitik der japanischen Zentralbank dürfte die japanische Währung belastet haben.

    Gold

    Der Goldpreis verbleibt auf erhöhtem Niveau, obschon der Preis des Edelmetalls jüngst im Zuge des erstarkten US-Dollars etwas nachgab. Dennoch handelt der Goldpreis weiterhin am oberen Rand des seit August 2020 zu beobachtenden Korridors.

    Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken

    100 = 01.01.2023

    Diese Darstellung zeigt die indexierte Wertentwicklung von Gold in Schweizer Franken im Jahresrückblick. Der Goldpreis ist Mitte des letzten Jahres stark gesunken, stieg dann gegen Ende des letzten und zu Beginn des aktuellen Jahres aber wieder kontinuierlich an. Im März dieses Jahres erfolgte zusätzlich ein sprunghafter Anstieg.
    Quelle: Web Financial Group

    Der Goldpreis bleibt erhöht, obschon das Edelmetall jüngst im Zuge des erstarkten US-Dollars etwas nachgab. Damit befindet sich der Goldpreis weiterhin auf erhöhtem Niveau. Insbesondere die Verunsicherung über die Stabilität des Finanzsystems und die weiterhin hohe Inflation dürften zur Flucht in die als sicher geltende Anlageklasse beigetragen haben. Im Weiteren wirkte sich die Schwäche des US-Dollars ebenfalls positiv auf den Goldpreis aus. Mit der jüngsten Erstarkung des US-Dollars hat das Edelmetall im letzten Monat allerdings etwas an Wert eingebüsst.

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