Die Obligationenmärkte befanden sich im letzten Monat im Spannungsfeld der weiterhin straffen Geldpolitik und der zunehmenden Eintrübung der Konjunkturaussichten. In diesem Umfeld bewegten sich die Obligationenmärkte kaum.
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Marktüberblick: Finanzmärkte kommen ins Stocken
Die weiterhin restriktive Geldpolitik und die sich eintrübenden Konjunkturaussichten lassen die Finanzmärkte ins Stocken geraten. So verlangsamte sich die Dynamik an den Aktien- wie auch den Obligationenmärkten spürbar.
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Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays Die Inflationsraten in den westlichen Industrienationen zeigen weiterhin wenige Anzeichen einer rückläufigen Dynamik und veranlassen die Zentralbanken dazu, ihre Zinszügel weiter zu straffen. Sowohl die amerikanische als auch die europäische Zentralbank haben ihre Leitzinsen im Mai erneut um ein Viertelprozent angehoben. Auch die britische Zentralbank zog mit einer Anhebung von 25 Basispunkten nach. Dagegen lassen sowohl die zunehmenden Rezessionssorgen als auch die stärkere Gewichtung der Finanzstabilität den Zinsaufwertungsdruck etwas zurückkommen. Die Obligationen bewegten sich in diesem Spannungsfeld mehrheitlich seitwärts.
Entwicklung der 10-jährigen Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays Die Zentralbanken und Rezessionsängste scheinen die langfristigen Verfallrenditen im Griff zu haben. Die Zinszügel bleiben aufgrund der anhaltend hohen Inflationsraten weiterhin straff. Dagegen verdichten sich in der Realwirtschaft zunehmend die Anzeichen für eine Rezession. Die langfristigen Staatsobligationen bewegten sich daher kaum. So schwanken die Verfallrenditen der 10-jährigen Staatsobligationen der USA um 3,5 Prozent, während sie in der Schweiz leicht zurückkamen auf 1,0 Prozent.
Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen
In Prozentpunkten
Quelle: Bloomberg Barclays Die Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen veränderten sich im letzten Monat kaum. Sie blieben damit auf leicht erhöhtem Niveau, allerdings immer noch deutlich unter dem Niveau, das in der Finanz- oder der Eurokrise oder gar in der Corona-Krise zu beobachten war. Weder die sich zunehmend eintrübenden Konjunkturaussichten noch die US-Bankenkrise haben die Anleger:innen bisher in grösserem Masse verunsichert.
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Die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten seit den Verwerfungen rund um die Silicon Valley Bank geriet im letzten Monat ins Stocken. Die sich weiter eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten dürften sich dabei zunehmend bemerkbar machen.
Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX, MSCI Die Aktienmärkte gerieten im letzten Monat wieder vermehrt ins Stocken. Die europäischen Aktienmärkte entwickelten sich mehrheitlich seitwärts, während Schwellenländeraktien deutlich nachgaben. Der weiterhin starke Schweizer Franken sorgte in den Portfolios der Schweizer Anleger:innen für zusätzlichen Performanceverlust. Erstaunlich stark zeigten sich dagegen der Schweizer sowie der japanische Aktienmarkt. Der Schweizer Aktienmarkt profitierte dabei von der positiven Performance des Indexschwergewichts Novartis. Novartis lieferte im ersten Quartal 2023 bessere Geschäftszahlen als erwartet. Die Aussichten für die Aktienmärkte bleiben indes schwierig. Die realwirtschaftlichen Daten deuten zunehmend in Richtung Rezession, die Geldpolitik dürfte aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks restriktiv bleiben, und die weltgrösste Volkswirtschaft kämpft nicht nur mit einer Bankenkrise, sondern auch mit der Schuldenobergrenze.
Momentumstärke einzelner Märkte
In Prozent
Quelle: MSCI Die stockende Dynamik der Aktienmärkte spiegelte sich auch bei den Zuwachsraten wider. So nahmen diese spürbar ab, insbesondere an den europäischen Aktienmärkten. Aber auch die Zuwachsraten an den asiatischen Aktienmärkten wie China kamen zurück. Der chinesische Aktienmarkt zeigt sich in diesem Jahr noch verhalten. Im letzten Monat verlor er gar deutlich. Dafür dürften die kürzlich publizierten, schwachen Zahlen zur inländischen Nachfrage in China mitverantwortlich sein, die dem erhofften Wirtschaftsaufschwung einen Dämpfer verpassten. Der Schweizer und der japanische Aktienmarkt konnten dagegen an die positive Dynamik des Vormonats anknüpfen.
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Quelle: SIX; MSCI Die Gewinnrezession setzt sich weiter fort. In den USA verzeichnen die Unternehmen gar das zweite Quartal in Folge einen Gewinnrückgang. Der Gewinnrückgang dürfte dafür sorgen, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) weiterhin auf erhöhtem Niveau bleibt und Aktien im Verhältnis zu ihren Gewinnen teurer gehandelt werden. Die KGVs befinden sich aber trotz des jüngsten Anstiegs in diesem Jahr weiterhin auf leicht tieferem Niveau als noch in den fünf Jahren vor der Corona-Pandemie.
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Die Kurse der börsenkotierten Schweizer Immobilienfonds gaben im letzten Monat trotz gesunkener Zinsen nach. Die anhaltend restriktive Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank dürfte für weiteren Gegenwind sorgen.
Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds
100 = 01.01.2023
Quelle: SIX Die börsenkotierten Schweizer Immobilienanlagen wiesen einen volatilen Monat auf und notierten schliesslich im Monatsvergleich auf tieferem Niveau. Damit dürfte sich im Immobilienmarkt zunehmend die Straffung der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bemerkbar machen. In Anbetracht des anhaltenden Inflationsdrucks in der Schweiz sowie der grossen Differenz der Zinssätze zu den europäischen Nachbarn ist es wahrscheinlich, dass die SNB die Zinsen weiter anheben wird. Damit dürfte auch der Immobilienmarkt weiter unter Druck kommen.
Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX Die Agios, also der Aufpreis auf den Buchwert der Immobilien an börsenkotierten Immobilienfonds in der Schweiz, gaben im letzten Monat trotz der leicht gesunkenen Zinsen nach. Vergleicht man die Agios mit den Kapitalmarktzinsen in der Schweiz, so ist die aktuelle Bewertung dieser Anlagen nun als leicht unterbewertet einzustufen. Das Festhalten der Schweizerischen Nationalbank an ihrer restriktiveren Geldpolitik dürfte dennoch dafür sorgen, dass der Aufpreis weiter unter Druck kommen wird.
3-Monats-SARON und 10-jährige Verfallrenditen
In Prozent
Quelle: SIX Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte aufgrund des anhaltenden Inflationsdrucks sowie des grossen Zinsunterschieds zu den europäischen Nachbarn an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten. Vor diesem Hintergrund erwarten die Marktteilnehmer:innen, dass die SNB ihren Leitzins in diesem Jahr weiterhin erhöhen wird. Allerdings fällt die Erhöhung um knapp 50 Basispunkte deutlich tiefer aus als noch im März. Zudem erwarten die Marktteilnehmer:innen, dass es ab März 2024 zu Leitzinssenkungen kommen wird. Damit ist die Markterwartung deutlich zurückgekommen und dürfte die höher gewichtete Finanzstabilität in der Geldpolitik sowie die zunehmenden Rezessionsgefahren in den westlichen Industrienationen widerspiegeln.
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Währungen
Der US-Dollar hat jüngst wieder an Dynamik gewonnen, eine Trendwende bleibt aber vorerst aus. Zu den Verlierern gehörten hingegen der japanische Yen sowie die sogenannten Rohstoffwährungen.
Währungspaar Kurs KKP Neutraler Bereich Bewertung Währungspaar EUR/CHFKurs 0,97KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,84Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,78 – 0,91Bewertung Euro überbewertetWährungspaar USD/CHFKurs 0,90KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,80Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,69 – 0,90Bewertung USD überbewertet
Währungspaar GBP/CHFKurs 1,12KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,21Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 1,05 – 1,38Bewertung Pfund neutralWährungspaar JPY/CHFKurs 0,65KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,93Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,78 – 1,09Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar SEK/CHFKurs 8,54KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 9,88Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 8,88 – 10,88Bewertung Krone neutralWährungspaar NOK/CHFKurs 8,26KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 10,70Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 9,55 – 11,85Bewertung Krone unterbewertetWährungspaar EUR/USDKurs 1,08KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,06Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,92 – 1,19Bewertung Euro neutralWährungspaar USD/JPYKurs 137,97KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 85,41Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 67,92 – 102,89Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar USD/CNYKurs 7,02KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 5,81Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 5,45 – 6,16Bewertung Renminbi unterbewertetQuelle: Web Financial Group
Obwohl der US-Dollar in letzter Zeit wieder an Dynamik gewonnen hat, ist noch keine Trendwende des seit Herbst 2022 zu beobachtenden Abwärtstrends zu beobachten. Die sich weiter eintrübenden Konjunkturaussichten, die schwierige Lage im Bankensektor und die Krise um die Schuldenobergrenze dürften dabei zum Abwärtstrend beigetragen haben. Die amerikanische Währung bleibt auf handelsgewichteter Basis aber deutlich überbewertet und hat damit weiteres Abwertungspotenzial.
Deutlich schwächer zeigten sich dagegen die Rohstoffwährungen wie die norwegische Krone oder der australische Dollar. Dabei dürften die gefallenen Energiepreise massgeblich zur Abwertung dieser Währungen beigetragen haben. Die Exporte dieser Länder hängen wesentlich von Energierohstoffen ab. Ebenfalls schwach zeigte sich der japanische Yen. Die erneut bestätigte ultra-expansive Geldpolitik der japanischen Zentralbank dürfte die japanische Währung belastet haben.
Gold
Der Goldpreis verbleibt auf erhöhtem Niveau, obschon der Preis des Edelmetalls jüngst im Zuge des erstarkten US-Dollars etwas nachgab. Dennoch handelt der Goldpreis weiterhin am oberen Rand des seit August 2020 zu beobachtenden Korridors.
Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken
100 = 01.01.2023
Quelle: Web Financial Group Der Goldpreis bleibt erhöht, obschon das Edelmetall jüngst im Zuge des erstarkten US-Dollars etwas nachgab. Damit befindet sich der Goldpreis weiterhin auf erhöhtem Niveau. Insbesondere die Verunsicherung über die Stabilität des Finanzsystems und die weiterhin hohe Inflation dürften zur Flucht in die als sicher geltende Anlageklasse beigetragen haben. Im Weiteren wirkte sich die Schwäche des US-Dollars ebenfalls positiv auf den Goldpreis aus. Mit der jüngsten Erstarkung des US-Dollars hat das Edelmetall im letzten Monat allerdings etwas an Wert eingebüsst.