Aufgrund des rapiden Zinsanstiegs verloren Portfolios mit Staatsobligationen in Industrieländern seit Jahresbeginn zwischen 5 und 10 Prozent ihres Wertes. Konjunktursorgen bremsten zuletzt den Zinsanstieg.
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Marktüberblick: Die Verunsicherung steigt
Die Finanzmärkte preisen die Inflationssorgen immer stärker ein. Anlegerinnen und Anleger zeigen sich weltweit verunsichert. In der Folge kam es an den Finanzmärkten im letzten Monat zu Verlusten.
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Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Franken
100 = 01.01.2022
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays Die Obligationenmärkte gehörten dieses Jahr zu den grossen Verlierern. Auslöser waren die Straffungsmassnahmen seitens der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve. Mit einer weiteren, zweiten Zinsanhebung um 0,5 Prozent wagt sie sich immer stärker an die Inflationsbekämpfung. Zwei weitere solche Zinsschritte im Juni und Juli sind wahrscheinlich. Auch soll ab Juni mit dem Abbau der Zentralbankbilanz begonnen werden. Angesichts der Verlangsamung beim Wirtschaftswachstum schwächte sich der Zinsanstieg zuletzt aber etwas ab. Zusätzlich fielen wegen des schwachen Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar die Verluste für US-Staatsobligationen in jenen Schweizer Portfolios weniger stark aus, welche die Fremdwährungsrisiken nicht abgesichert haben.
Entwicklung der 10-jährigen Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays Die Verfallrenditen auf Staatsobligationen sind im vergangenen Monat weiter angestiegen. 10-jährige US-Staatsobligationen durchbrachen die 3-Prozent-Marke. Zuletzt notierten sie im Jahr 2018 auf einem solchen Niveau. Eine ähnliche Dynamik zeigte sich auch in Europa. Schweizer Bundesobligationen mit einer Laufzeit von 10 Jahren erreichten kurzzeitig eine Verfallrendite von 1 Prozent, während ihr deutsches Pendant sogar bis auf 1,2 Prozent kletterte. Das bedeutet, dass die Kosten für die Aufnahme von Geld deutlich gestiegen sind.
Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen
In Prozent
Quelle: Bloomberg Barclays Die gestiegene Risikoaversion der Anlegerinnen und Anleger angesichts der Inflationsgefahren und der erhöhten Konjunkturrisiken zeigt sich auch deutlich am Markt für Unternehmensobligationen. Weil diese ein grösseres Ausfallrisiko als von Staaten emittierte Obligationen aufweisen, werden sie mit einer Risikoprämie bepreist. In Zeiten höherer Unsicherheit fällt dieser Risikoaufschlag meist höher aus, wohingegen in ruhigeren Zeiten die Risikofreude der Anlegerinnen und Anleger die verlangten Risikoaufschläge sinken lässt. Zuletzt haben die Risikoaufschläge wieder stark zugelegt. Für in Euro und US-Dollar ausgegebene Unternehmensobligationen liegt der Aufschlag derzeit wieder bei über 1,5 Prozentpunkten. Schweizer Unternehmensobligationen werden als noch sicherer eingeschätzt. Dort notieren die Aufschläge bei knapp 1 Prozentpunkt.
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An den Aktienmärkten sorgten die steigenden Zinsen und die fortschreitende Inflation für Gegenwind. Es kam zu starken Kursverlusten im letzten Monat.
Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken
100 = 01.01.2022
Quelle: SIX, MSCI Kurzzeitig sah es so aus, als ob die Aktienmärkte die Kursverluste vom Beginn des Ukraine-Kriegs hinter sich lassen könnten. Nun haben aber die Inflationsbekämpfungsmassnahmen seitens der Zentralbanken im letzten Monat erneut eine starke Abwärtsdynamik ausgelöst. Seit Anfang Jahr belaufen sich die Einbussen auf rund 10 Prozent. Besonders betroffen sind Technologiewerte. Diese konnten während der Corona-Krise noch hohe Kursgewinne verzeichnen.
Momentumstärke einzelner Märkte
In Prozent
Quelle: MSCI Die ausgeprägte Abwärtsdynamik, getrieben von Konjunktur- und Inflationssorgen, hat im vergangenen Monat vor keinem Land haltgemacht. Besonders negativ fällt das Momentum am niederländischen Aktienmarkt aus, dessen Technologie-Schwergewichte im letzten Monat stark eingebüsst haben. Ebenfalls eine Verschlechterung zeigt der chinesische Aktienmarkt. Grund hierfür sind Sorgen um die Auswirkungen der strengen Corona-Restriktionen – derzeit befinden sich rund 200 Millionen Menschen in den Metropolen Peking und Shanghai im Lockdown.
Kurs-Gewinn-Verhältnis
Quelle: SIX, MSCI Angesichts der aktuellen hohen Inflationsdynamik und des ungewissen Konjunkturausblicks könnte das Potenzial für weiteres Gewinnwachstum der Unternehmen vorerst ausgeschöpft sein. Dieses Wachstum hatte in den vergangenen zwei Jahren nämlich stark zugelegt und dafür gesorgt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) trotz der hohen Aktienkurse deutlich zurückgekommen war. Aktuell liegt das durchschnittliche KGV für ein Schweizer Unternehmen bei 15. Das bedeutet, dass der Aktienkurs dem 15-fachen des Gewinns entspricht.
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Immobilienanlagen hatten unter den steigenden Zinsen im letzten Monat zu leiden. Schweizer Immobilienanlagen verbuchten grosse Kursverluste.
Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds
100 = 01.01.2022
Quelle: SIX Kotierte Schweizer Immobilienfonds waren vom Abverkauf im letzten Monat stark betroffen. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass die steigenden Zinsen die Attraktivität von Staatsobligationen im Vergleich zu Immobilienfonds für Vorsorgeeinrichtungen wie auch andere institutionelle Anlegerinnen und Anleger als Anlageklasse wieder steigen lässt. Auch in der Schweiz werfen Staatsobligationen nun wieder eine positive Rendite ab. Entsprechend nachgegeben hat die Zahlungsbereitschaft für Schweizer Immobilienfonds. Diese haben im vergangenen Monat rund 5 Prozent, seit Anfang Jahr sogar 8 Prozent an Wert eingebüsst.
Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen
In Prozent
Quelle: SIX Anlegerinnen und Anleger sind gerade in Zeiten tiefer Zinsen dazu bereit, einen Aufpreis (Agio) auf den Wert der in den Fonds enthaltenen Immobilien zu bezahlen. Im letzten Sommer sind diese Aufpreise bis auf rekordhohe 50 Prozent angestiegen. Im Zuge der Marktbewegungen im letzten Monat sind aber auch die Agios deutlich zurückgekommen und liegen aktuell bei gut 30 Prozent. Damit sind Schweizer Immobilienfonds trotz der jüngsten Korrektur weiterhin teuer bewertet, denn das aktuelle Zinsniveau würde nur für einen Aufpreis von etwa 25 Prozent sprechen.
Leerstandsquote und Immobilienpreise
100 = Januar 2000 (links) und in Prozent (rechts)
Quelle: SNB, BfS Die gestiegenen Zinsen verteuern auch die Immobilienfinanzierung. Bei einer Schweizer Festhypothek mit einer Laufzeit von fünf Jahren hat sich der Zins von gut 1 Prozent noch im letzten Jahr auf inzwischen 2 Prozent beinahe verdoppelt. Nur kurzfristige SARON-Hypotheken, bei denen der Zinssatz auf Tagesbasis schwankt, zeigen sich bislang noch auf unverändert tiefem Niveau. In der Schweiz erfreut sich die Festhypothek einer grösseren Beliebtheit – mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent überwiegen diese SARON-Hypotheken.
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Währungen
Der US-Dollar ist auf der Überholspur. Überraschend Schwäche zeigten indes der Schweizer Franken und der japanische Yen.
Währungspaar Kurs KKP Neutraler Bereich Bewertung Währungspaar EUR/CHFKurs 1,04KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,88Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,81 – 0,94Bewertung Euro überbewertetWährungspaar USD/CHFKurs 1,00KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,77Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,68 – 0,87Bewertung USD überbewertetWährungspaar GBP/CHFKurs 1,22KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,31Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 1,13 – 1,49Bewertung Pfund neutralWährungspaar JPY/CHFKurs 0,78KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 0,98Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,83 – 1,14Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar SEK/CHFKurs 9,88KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 10,05Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 9,09 – 11,02Bewertung Krone neutralWährungspaar NOK/CHFKurs 10,15KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 11,01Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 9,84 – 12,19Bewertung Krone neutralWährungspaar EUR/USDKurs 1,04KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 1,13Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 0,99 – 1,28Bewertung Euro neutralWährungspaar USD/JPYKurs 128,42KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 78,99Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 64,15 – 93,82Bewertung Yen unterbewertetWährungspaar USD/CNYKurs 6,79KKP Kaufkraftparität. Dieses Mass bestimmt einen Wechselkurs anhand der relativen Preisentwicklung. 5,78Neutraler Bereich Reichweite von historisch normalen Schwankungen. 5,54 – 6,02Bewertung Renminbi unterbewertetQuelle: Web Financial Group
Der US-Dollar kennt zurzeit nur eine Richtung – und zwar nach oben. Gegenüber einem Warenkorb an Währungen erreichte der Dollar-Kurs jüngst den höchsten Stand seit 20 Jahren. Angesichts der grossen wirtschaftlichen Unsicherheiten im weiteren Ausblick kommt die Flucht der Anlegerinnen und Anleger in die globale Reservewährung nicht überraschend. Die beiden anderen «sicheren Häfen» Franken und Yen hingegen enttäuschten zuletzt. Auch den bislang starken Währungen der rohstoffexportierenden Länder Kanada, Australien und Norwegen wurde im letzten Monat Wind aus den Segeln genommen.
Gold
Der Goldpreis widersetzte sich im letzten Monat der Abwärtsdynamik an den Finanzmärkten und konnte seine Rolle als Inflations-Hedge zumindest teilweise spielen.
Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken
100 = 01.01.2022
Quelle: Web Financial Group Nahezu alle Anlageklassen waren im letzten Monat vom Abverkauf betroffen. Nahezu alle Anlageklassen waren im letzten Monat vom Abverkauf betroffen. Davon betroffen war zuletzt auch Gold. Nach dem kurzzeitigen Höchststand von 2’050 US-Dollar pro Feinunze im März, hielt sich der Preis vorerst stur in einem Band um 1’950 US-Dollar. Der starke Dollar und die steigenden Zinsen dürften aber zuletzt doch Druck ausgeübt haben, womit sich der Preis aktuell bei rund 1'800 US-Dollar befindet.