Make America Great Again – mit Nebenwirkungen

Was für ein Durcheinander. Da tritt ein amerikanischer Präsident mit dem grossen Versprechen an, seinem Land zu neuer Stärke zu verhelfen. Wichtigstes Instrument hierfür soll das Verhängen von Zöllen auf Warenimporten sein, während der grösste Handelspartner China zum strategischen Gegner erklärt wird.

Verunsicherung führt selten zu Stärke.

Neun Monate später fällt die Bilanz ernüchternd aus: Das Wirtschaftswachstum der USA hat sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert und der Dollar rund 12 Prozent an Wert verloren. Dank dieser Währungsabwertung erhöhten sich die ausländischen Gewinnbeiträge und die US-Unternehmen konnten ihre Gewinne weiter steigern. In der Folge notiert der US-Aktienmarkt sogar auf historischen Höchstständen.

In Dollar gemessen ist der US-Aktienindex in den ersten drei Quartalen um 16 Prozent gestiegen. In Franken gerechnet fällt die Performance jedoch deutlich geringer aus und bleibt klar hinter dem Zuwachs des Schweizer Aktienmarktes zurück. Noch deutlicher wird der Unterschied im Vergleich zu China: Der Aktienmarkt des strategischen Gegners legte in Dollar gemessen beeindruckende 41 Prozent zu.

Unsere Anlagepositionierung hat sich somit bewährt: Die Empfehlung, US-Aktien zu reduzieren und im Gegenzug stärker in chinesische Titel zu investieren, zahlte sich aus. Das Ausmass der Kursgewinne an den chinesischen Börsen ist aber umso bemerkenswerter, denn eine nachhaltige Erholung der chinesischen Konjunktur ist bislang nicht erkennbar. Der Immobiliensektor bleibt tief in der Krise, und auch die wirtschaftspolitischen Stützungsprogramme zeigen bislang kaum Wirkung. Ein guter Zeitpunkt also, um die erzielten Gewinne im Reich der Mitte zu realisieren. 

Unsere Skepsis gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA bleibt bestehen. Der Preis der Politik der Stärke ist eine tiefgreifende Verunsicherung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Politisch scheinen die beiden grossen Parteien kaum mehr zu Kompromissen fähig. Gleichzeitig erreichen Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung neue Rekordhöhen und schränken den finanzpolitischen Handlungsspielraum zunehmend ein. Entsprechend überrascht es nicht, dass das Vertrauen der US-Konsument:innen in die wirtschaftliche Entwicklung auf Niveaus gefallen ist, wie sie sonst nur in Rezessionen zu beobachten sind. 

Gleichzeitig hat das Vertrauen der Welt in die Verlässlichkeit internationaler Institutionen stark gelitten. Nach dem Willen des amerikanischen Präsidenten sollen nicht länger gemeinsam vereinbarte Regeln die Weltwirtschaft bestimmen, sondern eher das Recht des Stärkeren. Dabei übersieht er, dass diese Logik zunehmend auch anderen in die Hände spielt – etwa China, das mit seiner dominanten Stellung bei technologisch zentralen seltenen Erden eindrücklich demonstriert, wie Macht über Märkte wirken kann. 

Kein Wunder, dass Gold in diesem Jahr zu den klaren Gewinnern zählt. Mit einer Wertsteigerung von über 55 Prozent in Dollar, die sogar über jener chinesischer Aktien liegt, spiegelt sich darin die weltweite Verunsicherung deutlich wider. Davon profitierten auch unsere Kund:innen in den Anlageprofilen Schweiz und Global – dank einer im Branchenvergleich überdurchschnittlich hohen Goldquote. In wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten hat sich diese Diversifikation einmal mehr ausgezahlt. Unsere taktische Entscheidung, die Goldposition zeitweise über das strategische Zielgewicht hinaus zu erhöhen, hat wesentlich zu einer überdurchschnittlichen Rendite in der Vermögensverwaltung beigetragen.

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