Der Verlauf der Schweizer Konjunktur bleibt im internationalen Vergleich gut. Dabei ist auch bei uns mit einer sehr deutlichen Wachstumsverlangsamung zu rechnen. Die Konsumentenstimmung ist immer noch auf historischen Tiefstständen und die Haushaltsausgaben waren im Dezember real rückläufig. Die Stimmung der Unternehmen trübt sich ein und die Auftragseingänge in der Industrie haben jüngst enttäuscht. Zumindest dürfen wir positiv registrieren, dass die Inflationsentwicklung bei uns deutlich niedriger verläuft als im Ausland. Das sollte zwar auch in der Schweiz zu weiteren Zinserhöhungen und steigenden Hypothekarzinsen führen. Diese sollten aber nicht so hoch ausfallen wie in den USA oder im Euroraum. Allerdings droht die tiefe Inflation mittelfristig zu einem deutlich stärkeren Franken zu führen.
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Wirtschaft: Konjunktur bröckelt weiter
China verfehlte seine selbst gesetzten Wachstumsziele für 2022 deutlich und wuchs per Ende des vierten Quartals um 2,9%. In den USA verschlechtert sich die Stimmung bei den Unternehmen zusehends. In Europa herrscht etwas Erleichterung, dass die schlimmsten Szenarien von Gas- und Strommangellage bisher vermieden werden konnten. Die Inflation scheint ihren Höhepunkt hinter sich gelassen zu haben.
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Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die US-Inflation ist im Dezember weiter gesunken. Das ist zum einen den gesunkenen Erdölpreisen zu verdanken. Zum anderen scheint sich die Konjunktur nun tatsächlich zu verlangsamen. Die Umfrageergebnisse in der Industrie und bei den Dienstleistern weisen eindeutig auf eine Kontraktion der Wirtschaftsleistung hin. Industrieproduktion, Kapazitätsauslastung und Auftragseingang haben im vergangenen Monat eine deutliche Abkühlung registriert. Einzig der Arbeitsmarkt hält sich weiter gut, was allerdings der historischen Entwicklung entspricht. Ein Rückgang der Beschäftigung ist in den USA regelmässig erst nach Einsetzen einer Rezession erfolgt. Bei anhaltend gutem Arbeitsmarkt und immer noch deutlicher Übernachfrage der Konsument:innen nach Gütern müssen wir mit weiter anhaltenden Zinserhöhungen durch die US-Notenbank rechnen.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die Inflation bleibt das wichtigste Thema in Europa. Diese ist zwar auf Stufe der Konsumentenpreise aufgrund von niedrigeren Öl- und Gaspreisen unter die 10-Prozent-Marke gesunken. Die Preissteigerung bei den übrigen Gütern und Dienstleistungen des laufenden Bedarfs ist aber weiter auf 5,2% gestiegen. Die Europäische Zentralbank muss angesichts dieser Zahlen wohl weitere deutliche Zinserhöhung anstreben. Zur Erinnerung: Aktuell liegen die Geldmarktsätze erst bei 2,25%. Bei den Unternehmen durften wir eine ganz leichte Stimmungsverbesserung registrieren, die wohl daher rührt, dass die Energiepreise tiefer liegen und eine Strom- oder Gasmangellage bisher vermieden werden konnte. Das Stimmungsniveau von Unternehmen und Konsumenten deutet allerdings weiter auf zukünftig negatives Wachstum hin.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
In China hat sich die Konjunktur ein weiteres Mal deutlich verschlechtert. Ganz offensichtlich wird nun, dass die Aufhebung der Corona-Massnahmen zu einer rasanten Ausbreitung der Krankheit geführt hat. Das scheint sowohl Nachfrage als auch Produktion zu beeinträchtigen. Besonders beeindruckend ist der Einbruch im Dienstleistungssektor, wo der staatlich erhobene Stimmungsindex massiv zurückgegangen ist, und der enorm starke Einbruch im Aussenhandel. Nominale Ex- und Importe sind nun im dritten Monat in Folge negativ. Wenn man bedenkt, dass die Güterinflation weltweit immer noch hoch ist, spricht das für einen sehr starken realen Einbruch der chinesischen Wirtschaftsaktivität. Auch die Bauindustrie leidet weiter unter der aktuellen Lage.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg
Globale Konjunkturdaten
Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
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Indikatoren BIP J/J 2022Q3 |
Schweiz 2,2% |
USA 1,8% |
Eurozone 4,2% |
GB 4,0% |
Japan 1,6% |
Indien 13,5% |
Brasilien 3,7% |
China 0,4% |
Indikatoren BIP J/J 2022Q4 |
Schweiz k.A |
USA k.A |
Eurozone k.A |
GB k.A |
Japan k.A |
Indien k.A |
Brasilien k.A |
China 2,9% |
Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz – |
USA – |
Eurozone – |
GB – |
Japan – |
Indien – |
Brasilien – |
China – |
Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,3% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,7% |
Japan 1,1% |
Indien 5,1% |
Brasilien 1,3% |
China 4,0% |
Indikatoren Inflation |
Schweiz 2,8% |
USA 6,5% |
Eurozone 9,2% |
GB 10,7% |
Japan 3,8% |
Indien 5,7% |
Brasilien 5,8% |
China 1,8% |
Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 1,0% |
USA 4,5% |
Eurozone 2,5% |
GB 3,5% |
Japan –0,1% |
Indien 6,3% |
Brasilien 13,75% |
China 4,35% |
Quelle: Bloomberg