Wirtschaft: Gegenläufige Konjunkturzyklen

Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt regional sehr unterschiedlich. In Europa und China ist die Konjunktur weiterhin schwach und die Erholung erfolgt nur schleppend. In den USA hingegen verläuft die Wirtschaftsentwicklung nach wie vor sehr positiv, allerdings begleitet von anhaltend hohen Inflationsraten. Gegenläufige Konjunkturzyklen sind historisch keine Seltenheit. Meist synchronisiert sich die Weltkonjunktur nur in Krisen- oder Rezessionszeiten. So wie zum Beispiel zu Beginn der COVID-19-Pandemie, als die Wirtschaftsaktivität in fast allen Industrienationen gleichzeitig massiv einbrach. Wie auch aktuell beobachtbar, divergieren die Konjunkturzyklen im Aufschwung aber wieder.

  • Die Schweizer Binnenkonjunktur, also die wirtschaftliche Entwicklung basierend auf der heimischen Nachfrage, gibt zunehmend Anlass zur Sorge. Die Stimmung der Schweizer Konsument:innen verharrt auf Krisenniveau, die Detailhandelsumsätze entwickeln sich im besten Fall seitwärts und der Schweizer Dienstleistungssektor hat jüngst von einem starken Einbruch der Geschäftstätigkeit berichtet. Dies, obwohl der Schweizer Arbeitsmarkt voll ausgelastet ist und sich die Inflation in den letzten Monaten spürbar abgeschwächt hat. Allerdings dürfte der teilweise nicht in der Inflationsrate reflektierte Anstieg der Lebenskosten zunehmend auf dem Budget der Haushalte lasten. Erfreulicher entwickelt sich derweil der exportorientierte Sektor der Schweizer Wirtschaft. Der Auftragsbestand der Industrieunternehmen hat sich zuletzt verbessert und die Warenexporte sind im Februar nicht mehr gefallen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft bei ca. –1 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg
  • Die Wirtschafsdaten aus den USA waren im vergangenen Monat erfreulich. Auffällig war insbesondere eine deutliche Stimmungsverbesserung in der Industrie. Erstmals seit eineinhalb Jahren gehen die amerikanischen Industrieunternehmen wieder von einem Anstieg der eigenen Geschäftstätigkeit aus. Positiv waren zudem auch die Zahlen zum Konsumverhalten, das sich trotz ansteigender Ausfallraten bei den Kreditkartendarlehen etwas stabilisiert hat. Die starke Konjunktur widerspiegelt sich auch im anhaltenden Druck hin zu höheren Preisen. So hat sich die Inflation zuletzt kaum mehr abgeschwächt. Die Kerninflation blieb im März unverändert bei 3,8 Prozent. Das ist fast das Doppelte des Zielwerts der amerikanischen Zentralbank (Fed). Vor diesem Hintergrund scheint eine baldige Senkung des Leitzinses zunehmend unwahrscheinlich. 

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in naher Zukunft auf tiefem Niveau wachsen (1 Prozent) wird.
    Quelle: Bloomberg
  • In vielen Volkswirtschaften der Eurozone hat sich das Stimmungsbild zuletzt etwas aufgehellt. Sowohl die Konsument:innen als auch die Unternehmen blicken positiver in die Zukunft als noch vor einigen Monaten. Die Impulse für eine mögliche Stabilisierung der Konjunktur scheinen dabei vor allem aus dem internationalen Umfeld zu kommen. So bleibt der Handel innerhalb der Eurozone weiterhin sehr schwach, während die Exporttätigkeit in Ländern ausserhalb des Wirtschaftsraums allmählich wieder ansteigt. Zudem fällt auf, dass die deutsche Wirtschaft bislang von der Stabilisierung ausgenommen ist. Der Geschäftsausblick der deutschen Unternehmen hat sich zuletzt wieder spürbar eingetrübt. Erfreulich mit Blick auf die gesamte Eurozone bleiben die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Im Gegensatz zu den USA hat sich der Preisdruck zuletzt deutlich verringert und die Kerninflation ist auf 2,9 Prozent gefallen. Damit rücken erste Leitzinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) in Griffnähe. 

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
    Quelle: Bloomberg
  • Die Erholung in China, der grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern und gleichzeitig zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, kommt schleppend voran. Im letzten Monat sind zwar die von staatlicher Seite erhobenen Stimmungswerte der Unternehmen spürbar angestiegen und auch die Inflation hat sich von ihren Tiefstständen entfernt. Die privatwirtschaftlich erhobenen Stimmungsindizes zeigen aber noch keine signifikante Trendwende an. Die ersten zaghaften Zinssenkungen der chinesischen Zentralbank haben entsprechend noch für keine nachhaltigen Impulse gesorgt. Dies zeigt sich auch an den Wachstumsraten der Bankkredite und der Gesamtfinanzierung der Volkswirtschaft, die rückläufig bleiben. Positivere Konjunkturdaten erreichten uns derweil aus anderen, grösseren Schwellenländern wie die Philippinen, Indonesien und Vietnam. Diese Länder sind im vergangenen Jahr mit 5 Prozent oder mehr gewachsen.

    Wachstum, Stimmung und Trend

    In Prozent

    Diese Grafik zeigt für einen Durchschnitt von Schwellenländern das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in naher Zukunft zwischen 4 und 5 Prozent liegen wird.
    Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2023Q3
Schweiz
0,4%
USA
2,9%
Eurozone
0,1%
GB
0,2%
Japan
1,6%
Indien
8,1%
Brasilien
2,0%
China
4,9%
Indikatoren
BIP J/J 2023Q4
Schweiz
0,6%
USA
3,1%
Eurozone
0,1%
GB
–0,2%
Japan
1,4%
Indien
8,4%
Brasilien
2,1%
China
5,2%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
USA
Eurozone
+
GB
+
Japan
+
Indien
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,2%
Brasilien
1,6%
China
3,8%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
1,0%
USA
3,5%
Eurozone
2,4%
GB
3,2%
Japan
2,8%
Indien
4,9%
Brasilien
3,9%
China
0,1%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
1,5%
USA
5,5%
Eurozone
4,5% 
GB
5,25%
Japan
0,0%
Indien
6,5%
Brasilien
10,75%
China
3,45%

Quelle: Bloomberg

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