Die Stimmungslage in der Schweizer Wirtschaft ist weiterhin negativ geprägt. Industrieunternehmen haben kürzlich ihre Produktion reduziert und sind angesichts des niedrigen Auftragsbestands noch zurückhaltender in Bezug auf die zukünftige Geschäftslage geworden. Auch bei den Dienstleistungsunternehmen hat sich die Stimmung im letzten Monat leicht verschlechtert. Angesichts der geringen Dynamik auf der Nachfrageseite wird sich an diesen Verlangsamungstendenzen der Schweizer Wirtschaft in naher Zukunft voraussichtlich nur wenig ändern. Schweizer Konsument:innen sind weiterhin besorgt über ihre finanzielle Lage und bleiben daher vorsichtig. Dies spiegelt sich deutlich in den preisbereinigten Einzelhandelsumsätzen wider, die in den letzten Monaten stark gesunken sind. Positive Nachrichten sind derweil von den Inflationsraten zu vernehmen, die im April von 2,9 auf 2,6 Prozent gesunken sind. Dennoch bleibt der Inflationsdruck angesichts der stagnierenden Kerninflationsraten und der absehbaren Erhöhung des Referenzzinssatzes hoch. Die Schweizerische Nationalbank dürfte in diesem Kontext und angesichts der grossen Zinsunterschiede zu den europäischen Nachbarn weitere Zinserhöhungen in Betracht ziehen.
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Wirtschaft: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage lässt nach
Das wirtschaftliche Wachstum der Industrienationen im ersten Quartal dieses Jahres schwankte zwischen Stagnation und geringfügig positiven Werten und spiegelt die derzeitige geringe Konjunkturdynamik wider. Angesichts der schwachen Aussenhandelszahlen und des allmählichen Rückgangs des Privatkonsums ist zu befürchten, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter nachlassen wird.
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Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die Anzeichen für eine wirtschaftliche Abschwächung in den USA haben sich seit einiger Zeit verstärkt. Im ersten Quartal dieses Jahres ist das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Vorquartal um die Hälfte gesunken und liegt mit 0,3 Prozent nur noch knapp über der Schwelle zum positiven Wachstum. Sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageindikatoren deuten auf eine rezessive Phase hin. Die schwachen Importzahlen, das nachlassende Lohnwachstum und die vorsichtigere Kreditvergabe der Banken lassen darauf schliessen, dass sich die Binnenkonjunktur in den nächsten Monaten weiter verlangsamen wird. Ebenfalls besorgniserregend ist weiterhin die Inflationsdynamik. Obwohl die Gesamtinflationsraten in den letzten Monaten deutlich gesunken sind, bleiben die Kerninflationsraten, die die volatilen Preisbewegungen ausklammern, hartnäckig hoch und zeigen noch keine signifikante Abnahme. In diesem Kontext ist nicht mit einer raschen Senkung der Leitzinsen durch die US-Zentralbank zu rechnen.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Eurozone haben im ersten Quartal dieses Jahres stagniert (+0,1 Prozent) und weisen damit zum zweiten Mal in Folge kein Wachstum auf. Erstaunlich ist dabei die anhaltend grosse Kluft zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor. Während Industrieunternehmen schon seit geraumer Zeit unter einer niedrigen Kapazitätsauslastung und einem geringen Auftragsbestand leiden, verzeichnen Dienstleister weiterhin eine positive Geschäftslage. Dadurch verschiebt sich der Konsum zunehmend von Waren hin zu Dienstleistungen. Die Stimmung der Konsument:innen bleibt jedoch insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Dies ändert auch die positive Lage am Arbeitsmarkt nicht, die eine historisch niedrige Arbeitslosenquote ermöglicht. Die wohl grösste Belastung bleibt die steigende Preisentwicklung. Mit einer aktuellen Inflationsrate von 7,0 Prozent bleibt der Druck auf die Kaufkraft der Bevölkerung aussergewöhnlich hoch. Weitere Zinsschritte der Europäischen Zentralbank sind in diesem Kontext absehbar.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg -
Die anfängliche Konjunktureuphorie nach der Aufhebung der COVID-Massnahmen hat sich allmählich in eine etwas vorsichtigere, aber dennoch positive Einschätzung und Erwartungshaltung bezüglich der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung in China gewandelt. Die verbesserten Stimmungswerte der letzten Monate und die starken Exportzahlen lassen keinen Zweifel an einer allgemeinen Erholungstendenz aufkommen. Die eher schwachen Importzahlen und die niedrigen Inflationsraten deuten allerdings darauf hin, dass die inländische Nachfrage noch nicht ganz das Vorkrisenniveau erreicht hat. Generell verläuft die konjunkturelle Entwicklung in den Schwellenländern aber vielversprechender als in den Industrienationen. Insbesondere Indien und Indonesien befinden sich im wirtschaftlichen Aufschwung.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Quelle: Bloomberg
Globale Konjunkturdaten
Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
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Indikatoren BIP J/J 2022Q4 |
Schweiz 0,8% |
USA 0,9% |
Eurozone 1,8% |
GB 0,6% |
Japan 0,4% |
Indien 4,4% |
Brasilien 1,9% |
China 2,9% |
Indikatoren BIP J/J 2023Q1 |
Schweiz k.A. |
USA 1.6% |
Eurozone 1.3% |
GB 0.2% |
Japan 1.3% |
Indien k.A. |
Brasilien k.A. |
China 4.5% |
Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz = |
USA – |
Eurozone – |
GB – |
Japan + |
Indien + |
Brasilien – |
China + |
Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,3% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,7% |
Japan 1,1% |
Indien 5,1% |
Brasilien 1,4% |
China 3,9% |
Indikatoren Inflation |
Schweiz 2,9% |
USA 4,9% |
Eurozone 7,0% |
GB 10,1% |
Japan 3,5% |
Indien 4,7% |
Brasilien 4,2% |
China 0,1% |
Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 1,5% |
USA 5,25% |
Eurozone 3,75% |
GB 4,5% |
Japan –0,1% |
Indien 6,5% |
Brasilien 13,75% |
China 4,35% |
Quelle: Bloomberg