Trotz der hohen Zölle auf dem zentralen Absatzmarkt USA ist die Schweizer Wirtschaft bislang von einem Einbruch verschont geblieben. Vorzeitige Lieferungen in die Vereinigten Staaten stützen die wirtschaftliche Dynamik wohl noch bis Jahresende, da viele Unternehmen zuvor ihre Lagerbestände aufgefüllt hatten, die sie nun schrittweise abbauen. Dennoch hat die Konjunktur spürbar nachgelassen. Sowohl Industrie als auch Dienstleister rechnen in den kommenden Monaten mit einem rückläufigen Geschäftsvolumen, während die inländische Nachfrage zuletzt merklich an Schwung verloren hat. Damit könnte sich eine Phase der Stagnation abzeichnen, die den ohnehin geringen Inflationsdruck weiter dämpfen dürfte. Hoffnung weckt jedoch das jüngste Abkommen mit den USA, wodurch die Importzölle für Schweizer Unternehmen von 39 auf 15 Prozent sinken sollen.
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Wirtschaft: Wachstum ohne Breite
Der Weltkonjunktur fehlen die Impulse. Der Wachstumsmotor USA schreibt zwar vordergründig weiter gute Zahlen, doch die Dynamik verliert zunehmend an Breite. So wird der private Konsum, ein zentraler Treiber des Wachstums, fast ausschliesslich von Haushalten mit hohen Einkommen getragen, während die Konsumentenstimmung zuletzt auf einen der tiefsten je gemessenen Werte gefallen ist. In Europa hat die Zuversicht zwar etwas zugenommen, ohne dass sich dies bislang in höherer Wirtschaftsdynamik niederschlägt. In China bleibt die Konjunktur deutlich unterdurchschnittlich, und auch in der Schweiz sind die Wachstumsaussichten angesichts der geltenden US-Zölle begrenzt.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Der mit 43 Tagen längste Regierungsstillstand in der Geschichte der USA hat die Veröffentlichung offizieller Wirtschaftsdaten verhindert. Schätzungen privater Anbieter deuten jedoch darauf hin, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal erneut spürbar gewachsen ist. Dieses Wachstum verliert allerdings zunehmend an Breite. Die Investitionstätigkeit ausserhalb des Bereichs künstliche Intelligenz und ihrer zugehörigen Infrastruktur hat deutlich nachgelassen. Zudem wird das Konsumwachstum vor allem von Haushalten mit hohen Einkommen getragen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Konsumentenstimmung zuletzt auf den zweittiefsten je gemessenen Wert gefallen ist. Hinzu kommt die anhaltende Schwäche am Arbeitsmarkt. Besonders bei niedrigen Einkommen hat sich das Lohnwachstum stark verlangsamt, was die Kaufkraft vieler Haushalte unter Druck setzt.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Die Wirtschaftsentwicklung der Währungsunion bleibt unterdurchschnittlich. Zuletzt hat sich die Dynamik in der Industrie und beim Konsum weiter abgeschwächt und das Exportvolumen ist im Herbst unter das Niveau der Vorjahresperiode gefallen. Immerhin ist trotz des schwierigen Umfelds eine leichte Stimmungsaufhellung zu erkennen. Industrie- und Dienstleistungsunternehmen blicken wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft, was in den kommenden Monaten auf eine moderate Belebung der Geschäftstätigkeit hindeutet. Zusätzliche Impulse von geldpolitischer Seite sind dagegen nicht zu erwarten. Entgegen den Erwartungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich die Inflation über die Sommer- und Herbstmonate kaum abgeschwächt. Die Kerninflationsrate, die die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise ausschliesst, liegt weiterhin über dem Zielwert der Notenbank.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern bleibt von grossen Unterschieden geprägt. In Asien ist Indien nach wie vor der Wachstumsmotor und verzeichnet sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor kräftiges Wachstum. Auch Indonesien fällt mit einer zunehmenden wirtschaftlichen Dynamik positiv auf. In China, der mit Abstand grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern und gleichzeitig zweitgrössten weltweit, bleibt die konjunkturelle Dynamik trotz den ausgewiesenen positiven Wachstumsraten verhalten. Besonders die inländische Nachfrage zeigt sich ungewöhnlich schwach, da die Investitionstätigkeit rückläufig ist und der Konsum nur geringfügig zunimmt. Auch in den grossen Volkswirtschaften Lateinamerikas zeigt sich die Wirtschaftsentwicklung verhalten. Vor allem in Brasilien und Mexiko präsentiert sich die Konjunktur kraftlos.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Globale Konjunkturdaten
| Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Indikatoren BIP J/J 2025Q3 |
Schweiz k.A. |
USA k.A. |
Eurozone 1,4% |
GB 1,3% |
Japan 1,1% |
Indien k.A. |
Brasilien k.A. |
China 4,8% |
| Indikatoren BIP J/J 2025Q2 |
Schweiz 1,2% |
USA 2,1% |
Eurozone 1,5% |
GB 1,4% |
Japan 2,0% |
Indien 7,8% |
Brasilien 2,2% |
China 5,2% |
| Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz – |
USA – |
Eurozone – |
GB – |
Japan + |
Indien = |
Brasilien – |
China + |
| Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,2% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,8% |
Japan 1,1% |
Indien 5,3% |
Brasilien 1,9% |
China 3,6% |
| Indikatoren Inflation |
Schweiz 0,1% |
USA 3,0% |
Eurozone 2,1% |
GB 3,6% |
Japan 2,9% |
Indien 0,3% |
Brasilien 4,7% |
China 0,2% |
| Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 0,0% |
USA 4,0% |
Eurozone 2,15% |
GB 4,0% |
Japan 0,5% |
Indien 5,5% |
Brasilien 15,0% |
China 3,0% |
Quelle: Bloomberg