Wirtschaft: Fragile Weltkonjunktur

Die weltwirtschaftliche Entwicklung bleibt fragil. Uneinheitliche und wenig nachhaltige Konjunktursignale prägen das Bild. In China und Europa konnten sich die leichten Erholungstendenzen der Vormonate nicht bestätigen. In den USA hingegen hat die Konsumtätigkeit positiv überrascht, obwohl sich der Arbeitsmarkt deutlich abgekühlt hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Inflationsraten in zahlreichen Währungsräumen wie den USA, Grossbritannien oder Japan weiterhin spürbar über den Zielvorstellungen der Zentralbanken liegen und deren geldpolitischen Spielraum einengen.

Die exportorientierten Wirtschaftsbereiche stehen unter vielseitigem Druck. Neben den massiven US-Zöllen hemmt auch das anhaltend unterdurchschnittliche Wachstum in Europa und China die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten. Die sich verschärfende Regierungskrise in Frankreich und die damit einhergehende politische Blockade dürften die Wachstumsmöglichkeiten zusätzlich erschweren. Vor diesem Hintergrund haben sich sowohl der Auftragsbestand als auch der Geschäftsausblick der Schweizer Industrieunternehmen jüngst spürbar eingetrübt. Die auf den Binnenmarkt ausgerichteten Wirtschaftsbereiche halten sich zwar noch solide, bleiben in ihrer Dynamik aber ebenfalls gedämpft. Eine Ausnahme stellt dabei die Bautätigkeit dar, die unter anderem von den kräftigen geldpolitischen Lockerungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) der letzten anderthalb Jahre profitiert.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, seinen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet daraufhin, dass sich die Wachstumsdynamik zuletzt deutlich abgeschwächt hat.
Quelle: Bloomberg

Die US-Wirtschaftsstatistiken sind aufgrund des aktuellen Regierungs-Shutdowns derzeit nur eingeschränkt verfügbar. Die Administration musste ihre Arbeit nahezu vollständig einstellen, nachdem sich das Parlament nicht rechtzeitig auf einen neuen Haushaltsplan einigen konnte. Die privat erhobenen sowie noch vor dem Shutdown veröffentlichten Daten haben jedoch teilweise positiv überrascht. So hat die Konsumtätigkeit der US-Haushalte in den letzten Monaten wieder leicht angezogen. Gleichwohl bleibt das Konjunkturumfeld herausfordernd. Die Abschwächung am Arbeitsmarkt setzte sich auch im September fort, und die Stimmungswerte der Unternehmen trübten sich nochmals ein. Zudem ist mittelfristig mit höheren Inflationsraten zu rechnen, sobald die vor Einführung der Zölle aufgebauten massiven Lagerbestände aufgebraucht sind und Preissteigerungen stärker zu den Konsument:innen durchdringen.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und seinen langfristigen Trend sowie einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstumstempo der USA in naher Zukunft weiter reduzieren wird.
Quelle: Bloomberg

Die Volkswirtschaft der Eurozone scheint vorerst nicht an Dynamik zu gewinnen und sich nachhaltig aus ihrem unterdurchschnittlichen Wachstum zu lösen. Die zuletzt sichtbaren leichten Erholungssignale haben sich im September nicht bestätigt. Gebremst wird die Entwicklung nach wie vor durch die beiden wirtschaftlichen Schwergewichte Deutschland und Frankreich. Die erneute Verschärfung der Regierungskrise in Frankreich sorgt für zusätzliche Unsicherheit und dürfte Investitionsentscheidungen weiter in die Zukunft verlagern. Zudem benötigt das massive Fiskalpaket Deutschlands noch Zeit, um realwirtschaftlich sichtbar zu werden. Immerhin liegt die Inflationsrate mit aktuell 2,2 Prozent im internationalen Vergleich aussergewöhnlich nahe an den Zielvorstellungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, seinen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum (zwischen 0 und 0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
Quelle: Bloomberg

Die Wirtschaftszahlen aus China, der mit Abstand grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern und gleichzeitig zweitgrössten weltweit, haben im vergangenen Monat enttäuscht und sich nahezu ausnahmslos abgeschwächt. So hat das Wachstum der Konsumtätigkeit deutlich an Kraft verloren, und die Investitionen liegen nur dank staatlicher Unterstützung noch leicht über dem Niveau des Vorjahres. Deutlich dynamischer entwickelt sich derweil die Konjunktur in Indien, dem zweitgrössten Schwellenland. Das kräftige Wachstum wird unter anderem durch die überdurchschnittlichen Niederschläge während der Monsunzeit gestützt. Sie dürften für eine gute Ernte bei landwirtschaftlichen Produkten wie Reis, Mais, Baumwolle, Zuckerrohr, Ölsaaten und Hülsenfrüchten sorgen.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Diese Grafik zeigt das durchschnittliche reale BIP-Wachstum ausgewählter Schwellenländer, seinen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in naher Zukunft mit Trendwerten mit zwischen 4 und 5 Prozent wachsen wird.
Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2025Q2
Schweiz
1,2%
USA
2,1%
Eurozone
1,5%
GB
1,4%
Japan
1,2%
Indien
7,8%
Brasilien
2,2%
China
5,2%
Indikatoren
BIP J/J 2025Q1
Schweiz
1,8%
USA
2,0%
Eurozone
1,6%
GB
1,7%
Japan
1,8%
Indien
7,4%
Brasilien
2,9%
China
5,4%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
USA
Eurozone
GB
Japan
=
Indien
+
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,2%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,3%
Brasilien
1,9%
China
3,7%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
0,2%
USA
2,9%
Eurozone
2,2%
GB
3,8%
Japan
2,8%
Indien
2,1%
Brasilien
5,2%
China
-0,3%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
0,0%
USA
4,25%
Eurozone
2,15%
GB
4,0%
Japan
0,5%
Indien
5,5%
Brasilien
15,0%
China
3,0%

Quelle: Bloomberg

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