Wirtschaft: US-Konjunkturschwäche rückt in den Fokus

Die Schwächezeichen der US-Wirtschaft haben sich in den vergangenen Monaten verdichtet. Nach einer deutlichen Wachstumsverlangsamung im ersten Halbjahr zeigt nun auch der Arbeitsmarkt Abkühlungstendenzen. Damit steigt das Risiko einer Rezession in den USA weiter an. In Europa und China fallen die jüngsten Konjunktursignale zwar etwas freundlicher aus, eine nachhaltige Erholung bleibt jedoch vorerst aus. Für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ergibt sich daraus ein schwieriges Umfeld, zumal auch die Binnennachfrage nachlässt.

Die Schweizer Wirtschaft steht vor herausfordernden Zeiten. Eine schwache Weltkonjunktur, Zollbelastungen im wichtigen US-Absatzmarkt und zunehmender politischer Gegenwind gegenüber der Pharmaindustrie trüben die Aussichten der exportorientierten Industrie. Immerhin ist die Geschäftstätigkeit bislang nicht eingebrochen. Die Stimmung in der Industrie ist zwar weiterhin verhalten, hat sich aber stabilisiert. Auch die Exporte sind stabil, wenn auch auf unterdurchschnittlichem Niveau. Zusätzlich belastet nun jedoch auch die Abschwächung der Binnenkonjunktur das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Sowohl die Stimmung der Konsumenten als auch die der auf den inländischen Markt ausgerichteten Dienstleister verharren auf ungewöhnlich niedrigem Niveau. Immerhin weist die Schweiz als eine der wenigen westlichen Volkswirtschaften Preisstabilität auf, mit einer Inflationsrate im Zielbereich der Zentralbank. 

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Grafik zeigt das tatsächliche Jahreswachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) seit 1995, dessen langfristigen Trend und einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator. Der vorlaufende Indikator deutet daraufhin, dass sich die Wachstumsdynamik zuletzt deutlich abgeschwächt hat.
Quelle: Bloomberg

Die Wachstumsverlangsamung der US-Wirtschaft setzt sich im dritten Quartal fort. Zwar sind die Konsumausgaben noch leicht angestiegen und die Stimmung im Dienstleistungssektor hat sich zuletzt verbessert, doch die zunehmende Schwäche am Arbeitsmarkt wirft Fragen zur Tragfähigkeit dieser Entwicklung auf. So sind in den letzten drei Monaten nur noch rund ein Fünftel so viele Jobs entstanden wie im Vorjahreszeitraum. Im Juni wurde erstmals seit Längerem wieder ein Rückgang des Stellenwachstums gemeldet. In der Vergangenheit hatte jeweils ein mehrmonatiger Rückgang der Beschäftigung den Beginn einer Rezession markiert. Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch die US-Notenbank offen für weitere Zinssenkungen, obwohl sich die Inflationsdynamik zuletzt wieder verstärkt hat.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Abbildung zeigt das Wachstum des realen amerikanischen BIP und dessen langfristigen Trend sowie einen vorlaufenden Konjunkturklimaindikator seit Mitte der Neunzigerjahre. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstumstempo der USA in naher Zukunft weiter reduzieren wird.
Quelle: Bloomberg

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone ist weiterhin verhalten. In dieses Bild passt auch, dass das Wachstum in Deutschland im zweiten Quartal 2025 retrospektiv nach unten korrigiert wurde, womit die grösste Volkswirtschaft des Währungsraums im bisherigen Jahresverlauf erneut kein Wachstum verzeichnen konnte. Auch ansonsten weisen die harten Wirtschaftsdaten wie Produktionszahlen und Kapazitätsauslastung der Unternehmen auf eine anhaltende Stagnationsphase hin. Positiv ist jedoch, dass sich der Geschäftsausblick der Unternehmen zuletzt etwas aufgehellt hat, womit die Hoffnung auf eine bevorstehende, leichte Erholung wieder gestiegen ist. Helfen dürfte dabei auch die deutliche geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins in diesem Jahr bereits vier weitere Male gesenkt hat und diesen aktuell bei 2,15 Prozent hält.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Die Darstellung zeigt das Wachstum des realen BIP, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima für die Eurozone seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet auf ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (zwischen 0 und 0,5 Prozent) in naher Zukunft hin.
Quelle: Bloomberg

Die Konjunkturindikatoren der Schwellenländer zeigen ein gemischtes Bild. Eine starke wirtschaftliche Dynamik verzeichnen derzeit vor allem Indien, Indonesien und Vietnam mit Wachstumsraten von über 5 Prozent. Insgesamt hat sich die Entwicklung in den Schwellenländern im vergangenen Monat jedoch eher abgeschwächt. Sorgen bereiten insbesondere Brasilien, Südafrika und die Türkei, die nicht nur unterdurchschnittlich wachsen, sondern auch mit einer zu hohen Inflation zu kämpfen haben. Auch China, die mit Abstand grösste Volkswirtschaft unter den Schwellenländern, bleibt hinter ihrem Potenzial zurück. Zwar waren zuletzt Erholungstendenzen erkennbar, doch grössere Wachstumsschübe sind angesichts der Zurückhaltung privater Investor:innen kaum zu erwarten.

Wachstum, Stimmung und Trend

In Prozent

Diese Grafik zeigt das durchschnittliche reale BIP-Wachstum ausgewählter Schwellenländer, dessen Trend und ein vorlaufendes Konjunkturklima seit 1995. Der vorlaufende Indikator deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in naher Zukunft mit Trendwerten mit zwischen 4 und 5 Prozent wachsen wird.
Quelle: Bloomberg

Globale Konjunkturdaten

IndikatorenSchweizUSAEurozoneGBJapanIndienBrasilienChina
Indikatoren
BIP J/J 2025Q2
Schweiz
1,2%
USA
2,1%
Eurozone
1,5%
GB
1,2%
Japan
1,7%
Indien
7,8%
Brasilien
2,2%
China
5,2%
Indikatoren
BIP J/J 2025Q1
Schweiz
1,8%
USA
2,0%
Eurozone
1,6%
GB
1,3%
Japan
1,7%
Indien
7,4%
Brasilien
2,9%
China
5,4%
Indikatoren
Konjunkturklima
Schweiz
USA
Eurozone
GB
Japan
+
Indien
+
Brasilien
China
+
Indikatoren
Trendwachstum
Schweiz
1,3%
USA
1,6%
Eurozone
0,8%
GB
1,8%
Japan
1,1%
Indien
5,3%
Brasilien
1,9%
China
3,7%
Indikatoren
Inflation
Schweiz
0,2%
USA
2,9%
Eurozone
2,0%
GB
3,8%
Japan
2,7%
Indien
1,6%
Brasilien
5,1%
China
-0,4%
Indikatoren
Leitzinsen
Schweiz
0,0%
USA
4,25%
Eurozone
2,15% 
GB
4,0%
Japan
0,5%
Indien
5,5%
Brasilien
15,0%
China
3,0%

Quelle: Bloomberg

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