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Einseitige US-Zölle von 39% auf Schweizer Exporte – Auswirkungen auf die Märkte und unsere Anlagestrategie

Just zu unserem Nationalfeiertag am 1. August 2025 hätte ein bilaterales Handelsabkommen zwischen der Schweiz und den USA in Kraft treten sollen. Nach monatelangen Verhandlungen und der Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit einem Basiszoll von 10 Prozent war die Hoffnung auf eine Einigung gross. Doch blieb die entscheidende Zustimmung von US-Präsident Trump aus. Damit ist klar: Solche Absichtserklärungen sind ohne die persönliche Freigabe des US-Präsidenten wenig wert, selbst wenn sie mit höchsten Vertretern der US-Administration ausgehandelt wurden.

Die Folge: Statt des verhandelten Basiszolls sollen ab dem 7. August 2025 einseitig erhobene Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte in die USA gelten. Dieser Zollsatz ist einer der höchsten weltweit und deutlich höher als der Zoll von 31%, welcher der Schweiz am «Liberation Day» anfangs April angedroht wurde. Zwar ist eine kurzfristige politische Kehrtwende bis zum Inkrafttreten nicht auszuschliessen, aber die Zeit drängt. Ausnahmen gelten (noch) für ausgewählte Güter wie pharmazeutische Produkte, bestimmte Chemikalien und Edelmetalle wie Gold. Der Schritt beendet vorerst die Hoffnungen auf ein unmittelbares konstruktives Handelsabkommen und stellt die Schweizer Exportwirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Der Bundesrat kündigte heute an, die Gespräche mit den USA über die gemeinsame Absichtserklärung hinaus und bei Bedarf auch nach dem 7. August 2025 fortzusetzen, um der Schweizer Wirtschaft vergleichbare Wettbewerbsbedingungen wie jenen ihrer wichtigsten Wettbewerber zu sichern.

Bereits seit dem 2. April 2025 waren temporäre US-Zusatzzölle von 10 Prozent für fast alle Länder in Kraft, ergänzt durch drastische Abgaben auf spezifische Produktgruppen wie Stahl und Aluminium (50 %) oder Automobile und Autoteile (25 %). Dass nun pauschal 39 Prozent für die Schweiz erhoben werden sollen, dürfte die Wettbewerbsfähigkeit vieler unserer Unternehmen in den USA spürbar beeinträchtigen. Besonders stark betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ausschliesslich in der Schweiz produzieren – etwa aus der Uhrenindustrie oder dem Maschinen- und Anlagenbau. Diese Firmen haben oft weder die geografische Produktionsflexibilität noch die Preissetzungsmacht grosser multinationaler Konzerne. Letztere – viele davon im SMI vertreten – verfügen über global verteilte Fertigungsstandorte und können ihre Lieferketten zumindest mittelfristig anpassen oder in anderen Märkten zum Teil kompensieren.

Zum Vergleich: Die EU konnte sich zuvor mit den USA auf einen Zollsatz von 15 Prozent einigen. Im Gegenzug verpflichtete sie sich zu umfassenden wirtschaftlichen Zugeständnissen. So sollen künftig Energieimporte aus den USA im Umfang von rund 750 Milliarden US-Dollar erfolgen, insbesondere Flüssiggas (LNG) und Öl. Zusätzlich kündigte die EU Investitionen (z.T. schon vorher geplant) im Wert von rund 600 Milliarden US-Dollar in den USA an. Diese beinhalten sowohl direkte Unternehmensbeteiligungen als auch erhöhte Militärausgaben zugunsten US-amerikanischer Rüstungskonzerne.

Obwohl zentrale Schweizer Exportgüter weiterhin von den US-Zöllen ausgenommen sind, bleibt insbesondere für die Pharmabranche ein erhebliches Risiko bestehen. 2024 entfielen rund 60 % der Schweizer Exporte in die USA auf diese Branche. US-Präsident Trump hat angekündigt, innert 60 Tagen Vorschläge zur deutlichen Senkung der Medikamentenpreise vorzulegen. Er setzt die Zollpolitik gezielt als wirtschafts- und industriepolitisches Instrument ein: zur Reduktion des Handelsbilanzdefizits, zur Generierung zusätzlicher Staatseinnahmen und zur Förderung heimischer Branchen. Der Trend zu höheren Handelsbarrieren dürfte sich daher fortsetzen.

Was bedeutet das konkret für die Märkte? Schweizer Produkte verteuern sich in den USA deutlich – nicht nur im Vergleich zu US-Waren, sondern auch gegenüber Importen aus Ländern wie Japan oder der EU, die günstigere Zollabkommen haben. Die Folge: eine sinkende Nachfrage nach Schweizer Produkten, insbesondere bei preissensitiven Konsument:innen.

Die durchschnittliche Zolllast in den USA dürfte sich von einem Niveau unter 4 Prozent mit all den weltweiten Zöllen nun auf ungefähr 20 Prozent erhöhen und somit knapp unter ein Niveau, wie es zuletzt in den 1930er Jahren (Great Depression) üblich war. Das verteuert importierte Güter in die USA, belastet die Margen international tätiger Unternehmen und dämpft Investitionen weltweit.

Doch die Zölle treffen nicht nur die Schweizer Wirtschaft – auch die US-Konsument:innen sind leidtragend:

  • Produkte werden teurer, weil viele Unternehmen die höheren Importkosten teilweise oder ganz weitergeben oder teurere inländische Alternativen gekauft werden müssen.
  • Die Auswahl nimmt ab, da sich manche Hersteller ganz aus dem US-Markt zurückziehen könnten.
  • Die Inflation wird weiter angeheizt. 

Es ist unrealistisch zu erwarten, dass die US-Wirtschaft ihre Produktion kurzfristig ausweiten kann – es fehlen sowohl Produktionskapazitäten als auch Fachkräfte, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. Eine rasche Substitution der Importe durch inländische Produktion ist daher kaum realistisch.

Mögliche Auswirkungen auf die Schweiz: Die erschwerten Exportbedingungen in die USA dürften die Schweizer Konjunktur spürbar belasten, insbesondere in exportstarken Regionen und Branchen. Ein nachlassendes Wirtschaftswachstum erhöht den geldpolitischen Druck auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiter. Entsprechend ist davon auszugehen, dass der Druck auf die Zinsen in der Schweiz kaum abnehmen wird und diese noch länger tief bleiben werden.  

In diesem von hoher Unsicherheit und politischen Spannungen geprägten Umfeld bleiben wir vorsichtig positioniert. Wir halten an unserem Untergewicht in US-Aktien fest, da sich das konjunkturelle Bild weiter eingetrübt hat. Bei Gold als sicherem Hafen und Schweizer Immobilien bleiben wir weiterhin im Übergewicht, da sich diese Anlageklassen traditionell auch in volatilen Marktphasen als stabilisierend erweisen.

Gerade in Zeiten erhöhter Marktverunsicherung ist es entscheidend, an einer langfristigen Anlagestrategie festzuhalten. Kurzfristige Reaktionen sind häufig emotional getrieben – wer jedoch diszipliniert bleibt und klare Ziele verfolgt, ist langfristig besser aufgestellt.

Wir beobachten die Entwicklungen laufend und werden unsere Strategie bei Bedarf anpassen. Für Fragen oder ein persönliches Gespräch stehen Ihnen unsere Kundenberater:innen jederzeit gerne zur Verfügung.