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Erstellt am 01.06.2021 | Aktualisiert am 30.05.2022

Topsharing: Geteilte Führung, doppelte Power

Beim Topsharing teilen sich zwei Personen eine Fach-oder Führungsposition. Doch wie funktioniert dieses Konzept in der Praxis? Wir reden mit zwei Topsharing-Duos von PostFinance.

Das Konzept des Topsharings eignet sich insbesondere für Frauen und Männer, die sich aus familiären oder anderen Gründen für ein Teilzeitpensum entscheiden, aber dennoch nicht auf eine führende Funktion verzichten möchten. Cornelia Oppliger und Andrea Bircher sowie Anne-Käthi Leuenberger und Miriam Wälti haben sich für die Führung im Tandem entschieden. Wie es dazu gekommen ist und wie Topsharing in der Praxis läuft, erzählen die vier Frauen im Interview.

Topsharing Lead Digital Sales: Cornelia Oppliger und Andrea Bircher

Cornelia Oppliger und Andrea Bircher (nicht mehr bei PostFinance tätig) teilen sich den Lead des Bereichs Digital Sales. Beide arbeiten in einem 70-Prozent-Pensum an fixen Tagen.

Cornelia Oppliger
Cornelia Oppliger
Andrea Bircher
Andrea Bircher
  • Wir kannten uns von PostFinance, nicht aber privat. Im Austausch haben wir gemerkt, dass wir im Teilzeitpensum bezüglich beruflicher Weiterentwicklung an Grenzen stossen. Zudem haben wir festgestellt, dass unsere heterogene Berufserfahrung und Kompetenzen gebündelt ein schönes und interessantes «Päckli» geben. Und so haben wir uns gemeinsam auf die Stelle als Lead Digital Sales beworben. Diese Position war nicht im Topsharing ausgeschrieben.

  • Wir sind noch nicht allzu lange in unserem Tandem unterwegs. Formell sind wir seit dem 1. März 2021 gemeinsam in dieser Rolle – effektiv arbeiten wir seit Anfang Dezember 2020 in diesem Setting. Anfang März haben wir dann auch gleich eine erste gemeinsame Retro gemacht. Wir ziehen bis jetzt eine sehr positive Bilanz! Die Zuständigkeiten als primäre Ansprechperson für Teammitglieder teilen wir untereinander auf – und damit auch die Themen. Aber zentrale und langfristige Entscheidungen wie etwa personelle Entscheide treffen wir gemeinsam. Gerade in der Aufbauphase ist es uns wichtig, dass wir grundlegende Fragen gemeinsam diskutieren.

    Weder unser Team noch die weiteren Stakeholder sollen merken, dass wir unsere Aufgabe im Jobsharing erfüllen. Und wenn, dann nur im positiven Sinne, weil wir mehr Know-how und breitere Erfahrung in einer Funktion vereinen. Diesbezüglich werden wir uns im Laufe der Zeit stetig verbessern.

  • Generell ist es uns wichtig, dass Topsharing – oder auch Jobsharing – kein Frauenthema, sondern ein gesellschaftliches Thema ist. Unsere Antworten richten sich deshalb generell an interessierte Personen.

    • Die Voraussetzung ist natürlich, dass sich eine geeignete Topsharingpartnerin bzw. ein geeigneter Topsharingpartner finden lässt. Da muss man die Augen offenhalten und den Austausch mit möglichen Personen suchen. Dann gilt es: Einfach probieren und sich gemeinsam bewerben – auch wenn die Stelle nicht so ausgeschrieben ist.
    • Bewirbt man sich intern, schafft ein bestehender Leistungsausweis das nötige Vertrauen in das Tandem, so dass die Stelle dann auch tatsächlich im Topsharing besetzt wird. Bei einem neuen, externen Arbeitgeber, der einen noch nicht kennt, ist Topsharing vielleicht etwas schwieriger zu erreichen.
    • Ohne gegenseitige Transparenz, Vertrauen, Wertschätzung, Offenheit, gemeinsame Grundwerte, Kritikfähigkeit und Mut, Konflikte direkt und unmittelbar anzusprechen, wird das Teilen einer Aufgabe nicht möglich sein. Auch seinen «Status» muss man vielleicht etwas zurückstellen. Denn der persönliche Erfolg ist immer der Erfolg des Teams.
  • Jederzeit, wenn man eine Partnerin bzw. einen Partner hat und die Kernwerte übereinstimmen.

Topsharing Lead Corporate Responsibility: Anne-Käthi Leuenberger und Miriam Wälti*

Anne-Käthi Leuenberger und Miriam Wälti teilen sich den Lead der Corporate Responsibility. Beide arbeiten in einem 70-Prozent-Pensum an fixen Tagen mit einem überschneidenden Tag.

*Nicht mehr bei PostFinance tätig

Anne-Käthi Leuenberger
Anne-Käthi Leuenberger
Miriam Wälti
Miriam Wälti
  • Wir haben gemeinsam mit zwei weiteren Personen die Corporate-Responsibility-Strategie von PostFinance erarbeiten dürfen und diese inklusive der Schaffung des neuen Corporate-Responsibility-Teams vom Verwaltungsrat bestätigt erhalten. Aufgrund unserer Erfahrungen in diesem halben Jahr und weil wir beide Teilzeit arbeiten, zeichnete sich rasch der Wunsch ab, das Thema Corporate Responsibility auch in der Umsetzung gemeinsam zu übernehmen. Diesen Vorschlag haben wir dann unserer Vorgesetzten Gabriela Länger unterbreitet. Sie hat uns während der Erarbeitung der Corporate-Responsibility-Strategie im Doppelpack noch besser kennengelernt. Nach einer kurzen Bedenkzeit haben wir dann das «Go» erhalten.

  • Wir kannten uns bereits seit rund eineinhalb Jahren, da wir im gleichen Team waren. Allerdings haben wir eher aneinander vorbei als zusammengearbeitet. Dies, weil wir uns mit dem Mutterschaftsurlaub quasi abgewechselt und nur einen gemeinsamen Arbeitstag pro Woche hatten. Wir wussten also nicht genau, worauf wir uns einlassen, als wir im Sommer entschieden, gemeinsam die Corporate-Responsibility-Strategie zu erarbeiten. Rasch haben wir gemerkt, dass wir uns einerseits in thematischen Aspekten gut ergänzen und anderseits gleiche Werte hinsichtlich der Arbeitsweise verfolgen.

  • Wir beide haben Kinder und möchten Job und Familie ideal vereinen. Durch ein Topsharing ist es möglich, eine herausfordernde, verantwortungsvolle Position auch in einem Teilzeitpensum einzunehmen. Zudem können wir uns sehr gut gegenseitig pushen oder auch mal bremsen. Man hat immer eine Sparringpartnerin: In kurzer Zeit unterschiedliche Blickwinkel für herausfordernde Entscheidungen zu erhalten, ist für uns sehr wertvoll. In Führungspositionen ist man manchmal alleine: Erfolge gemeinsam zu feiern oder Motivationstiefs zu überwinden gelang uns in dieser Konstellation hervorragend. Auf diesen Vorteil möchten wir nicht mehr verzichten. Nicht zuletzt kommen wir beide aus der Innovationsecke, wagen gerne Neues und wollen es einfach mal ausprobieren.

  • Wir haben vor allem thematisch andere Bereiche, die wir abdecken können. Käthi eher Strategie-, Finanz- und Anlagethemen; Miriam HR, Branding, Marketing und Kommunikation. Zudem haben wir beide ein unterschiedliches Netzwerk und damit auf einen Schlag Zugang zu sehr vielen Personen. Die Doppelpower holen wir uns zudem aus der gemeinsamen Business-Denkweise. Wir sind sehr unternehmerisch denkend und stehen leidenschaftlich für unsere Themen ein.

  • Wir sind ja erst vor Kurzem damit gestartet und können noch kein Fazit ziehen. Die ersten Wochen fühlen sich aber schon mal toll an, und wir sind überzeugt vom Modell. Zwei Personen haben einfach mehr Brainpower und Sichtweisen. Dies kommt auch unserem vielseitigen Thema bzw. dem Team zugute.

Topsharing als Win-win-Situation – nicht nur fürs Tandem

Topsharing ist eines der Konzepte, mit dem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert werden kann. Mit Topsharing erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus familiären oder anderen Gründen nicht hochprozentig arbeiten können oder wollen, die Möglichkeit, in Teilzeit Führungsverantwortung zu übernehmen. Dies ist auch ganz im Sinne der Arbeitgeberin: Für PostFinance zum Beispiel ist es eine Chance, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Damit ist Topsharing nicht zuletzt auch ein Lösungsweg, um in einem umkämpften Arbeitsmarkt dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

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