Marktüberblick: Finanzmärkte bleiben gelassen

Die Finanzmärkte zeigen sich weiterhin unbeeindruckt von den möglichen negativen Folgen der Handelszölle und der Abkühlung der US-Wirtschaft. Spürbare Reaktionen finden sich einzig beim Goldpreis, der besonders im Zuge der vermehrten Angriffe auf Institutionen mehrfach neue Allzeithochs erreicht hat.

Die Obligationenmärkte zeigten sich im Monatsvergleich weitgehend unverändert – mit Ausnahme der USA, wo die langfristigen Zinsen im Anschluss an den schwachen Arbeitsmarktbericht deutlich nachgaben. Von ausgeprägten wirtschaftlichen Sorgen ist an den Obligationenmärkten jedoch weiterhin kaum etwas zu spüren. 

Indexierte Wertentwicklung von Staatsobligationen in Lokalwährung

100 = 01.01.2025

Diese Grafik zeigt die Wertentwicklung von Staatsobligationen in Lokalwährung aus der Schweiz, den USA und Deutschland. Die Wertentwicklung im vergangenen Jahr zeigte sich unbeständig und dies setzte sich zunächst auch im neuen Jahr fort. Bis April zeichnete sich in den USA und in der Schweiz jedoch ein Aufwärtstrend ab, während sich in Europa ein Abwärtstrend kristallisierte. Diese Tendenzen wurden durch die Zollankündigung jedoch abrupt unterbrochen.
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

Im Monatsvergleich zeigten die Obligationenmärkte insgesamt nur geringe Veränderungen. In Europa gerieten die Obligationenmärkte aufgrund wachsender Sorgen um die Staatsfinanzen in Frankreich und Grossbritannien zunächst unter Abwärtsdruck. In Frankreich mündete die politische Diskussion um den Staatshaushalt sogar in einen Regierungswechsel. Der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht, der die Schwächetendenzen der Vormonate bestätigte, schürte Anfang September aber sowohl in den USA als auch weltweit Sorgen um die weitere konjunkturelle Entwicklung. In der Folge sanken die langfristigen Verfallrenditen von Staatsobligationen. Während die Wertentwicklung von US-Staatsobligationen im Monatsvergleich damit positiv ausfiel, blieb sie in Europa letztlich neutral.

Entwicklung der 10-jährigen Verfallrenditen

In Prozent

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Verfallrenditen auf 10-jährigen Staatsobligationen der Schweiz, der USA und Deutschlands. 10-jährige Verfallrenditen sind ein wichtiger Massstab für die Zinsentwicklung. Langfristig weisen diese einen starken Abwärtstrend auf. Seit Frühling 2022 ist jedoch eine Trendwende hin zu höheren Zinsen zu beobachten. Dieser Trend wurde im Jahr 2024 zunehmend gebremst, in der Schweiz ist sogar ein Trend zu niedrigeren Zinsen zu beobachten.
Quelle: SIX, Bloomberg Barclays

Die 10-jährigen Verfallrenditen in den USA gaben nach den schwachen Arbeitsmarktdaten um mehr als 20 Basispunkte nach und liegen inzwischen bei knapp 4,0 Prozent. Daran änderten auch die jüngsten Inflationszahlen, die einen erneuten Aufwärtsdruck zeigten, kaum etwas. In Europa verlief die Entwicklung angesichts der politischen Unsicherheiten in Frankreich und Grossbritannien zwar volatiler, im Monatsvergleich blieben die Verfallrenditen aber weitgehend unverändert. Der Schweizer Obligationenmarkt präsentierte sich demgegenüber ruhig. 10-jährige Eidgenossen rentieren weiterhin auf tiefem Niveau von knapp 0,2 Prozent. 

Risikoaufschläge von Unternehmensobligationen

In Prozentpunkten

Auf dieser Darstellung ist die Differenz zwischen den Verfallrenditen von Staats- und Unternehmensobligationen in US-Dollar, Euro und Franken abgebildet. Diese Risikoaufschläge, auch Spreads genannt, stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 stark, sanken aber deutlich in der zweiten Jahreshälfte sowie zu Beginn des folgenden Jahres. Im März 2023 stiegen die Risikoaufschläge erneut leicht an, bevor sie sich wieder auf einem niedrigen Niveau einpendelten. Im Zuge der von den USA angekündigten Handelsbeschränkungen nahmen die Spreads wieder zu, reduzierten sich jedoch kurz darauf wieder und befinden sich wieder auf historisch tiefen Werten.
Quelle: Bloomberg Barclays

Die Risikoaufschläge auf Unternehmensobligationen verharren auf historisch tiefen Niveaus. Besonders bei Obligationen niedrigerer Bonität gingen die Aufschläge im Monatsvergleich erneut zurück, allen voran in den USA. Sie bewegen sich damit am unteren Rand der Bandbreite der vergangenen 25 Jahre. Offenbar bleibt die Sorge der Anleger:innen vor einer Rezession gering, obwohl die Risiken angesichts der zuletzt schwachen Arbeitsmarktdaten in den USA als auch weltweit zugenommen haben.

Im vergangenen Monat konnten die Aktienmärkte weltweit leicht zulegen – dies, obwohl vermehrt Fragen über die Stabilität der US-Wirtschaft aufkamen. Sehr stark zeigte sich diesen Monat der Schweizer SMI, der von den grossen Kursgewinnen der Pharmariesen profitieren konnte.

Indexierte Aktienmarktentwicklung in Franken

100 = 01.01.2025

Die Grafik stellt die Wertentwicklungen der Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer in den letzten zwölf Monaten in Franken dar. Die Verluste im April 2025, die durch die Turbulenzen im Welthandel verursacht wurden, konnten mittlerweile fast gänzlich kompensiert werden.
Quelle: SIX, MSCI

Die Aktienmärkte entwickelten sich im vergangenen Monat mehrheitlich positiv, sowohl in Lokalwährungen als auch in Schweizer Franken. Trotz zunehmender Sorge um eine stagnierende US-Konjunktur in den USA und politischer Eingriffe in zentrale Institutionen wie die Notenbank zeigten sich die Börsen damit ausgesprochen gelassen. Besonders stark präsentierte sich der Schweizer Aktienmarkt, der um mehr als 3 Prozent zulegte. Treiber dieser Entwicklung war die Kursentwicklung der Pharmariesen Roche und Novartis, die nach erfolgreichen Studien- und Forschungsergebnissen bei wichtigen Medikamenten deutlich zulegten.

Momentumstärke einzelner Märkte

In Prozent

Die Darstellung zeigt die Momentumstärke von zwölf der wichtigsten Aktienmärkte weltweit. Das Momentum setzt den letzten Kursstand zum Durchschnitt der letzten sechs Monate ins Verhältnis. Während das Momentum im April noch im Minus gelegen ist, weisen derzeit alle Märkte ein positives Momentum auf.
Quelle: MSCI

Trotz des sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds konnten die Aktienmärkte an das positive Momentum des Vormonats anknüpfen. Am wenigsten überzeugte erneut der französische Markt, der wie im Vormonat nur ein schwaches positives Momentum aufwies. Die politischen Turbulenzen rund um den Staatshaushalt und den Regierungswechsel dürften den Markt im vergangenen Monat besonders belastet haben. Auffällig ist auch, dass der deutsche Aktienmarkt zuletzt spürbar an Dynamik verlor. Hauptverantwortlich dafür war das Indexschwergewicht SAP, dessen Kurs im vergangenen Monat stark einbüsste und damit den ganzen Aktienmarkt belastete.

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Die Abbildung zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, für die Aktienmärkte Schweiz, Welt und Schwellenländer seit dem Jahr 2000. Wegen steigender Unternehmensgewinne und fallender Aktienkurse sind die KGV der drei Märkte seit Sommer 2020 spürbar gesunken. Seit Ende 2022 erholen sich diese dank gestiegener Aktienkurse aber wieder zunehmend.
Quelle: SIX; MSCI

Auch in diesem Monat bleibt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) an den weltweiten Aktienmärkten auf einem hohen Niveau. Vor allem der von US-Technologieunternehmen geprägte weltweite Aktienmarkt profitierte von der anhaltenden Euphorie rund um künstliche Intelligenz, was die Bewertungen zusätzlich in die Höhe trieb. Der leichte Rückgang der Bewertungen nach der Handelskrise im Frühjahr hat sich somit wieder aufgelöst.

Die börsenkotierten Schweizer Immobilienfonds haben im vergangenen Monat erneut deutlich zugelegt. Damit erzielen sie auf Jahresbasis eine ähnliche Rendite wie Schweizer Aktien.

Indexierte Wertentwicklung von Schweizer Immobilienfonds

100 = 01.01.2025

Die Abbildung zeigt die indexierte durchschnittliche Wertentwicklung von kotierten Schweizer Immobilienfonds in den zurückliegenden zwölf Monaten. Die Wertentwicklung war im dargestellten Zeitraum äusserst volatil. Die Preise der Schweizer Immobilienfonds sind im letzten Monat deutlich gestiegen und haben damit neue Höchststände erreicht.
Quelle: SIX

Die Preise börsenkotierter Schweizer Immobilienfonds sind im Verlauf des Monats um über 3 Prozent gestiegen. Damit liegt die Jahresrendite bei knapp 7 Prozent. Die weiterhin niedrigen Kapitalmarktzinsen in der Schweiz sowie die jüngste Entwicklung, dass viele Banken die Gebühren für Guthaben von institutionellen Kund:innen wieder erhöht haben, dürften die Nachfrage nach alternativen Anlagen auch in diesem Monat gestützt haben.

Aufpreis auf Schweizer Immobilienfonds und 10-jährige Verfallsrenditen

In Prozent

Auf dieser Abbildung ist die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen und der Aufpreis auf den in Schweizer Immobilienfonds enthaltenen Immobilienobjekten seit dem Jahr 2000 zu sehen. Der starke Anstieg der Zinsen im Jahr 2022 hat zu einem deutlichen Rückgang der Aufpreise geführt. Im Verlauf des vergangenen Jahres sind die Agios aber wieder angestiegen. Dieser Trend hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt.
Quelle: SIX

Wie die Preise für Immobilienfonds ist auch diesen Monat das von Anleger:innen an der Börse gezahlte Aufgeld gegenüber dem Nettoinventarwert der Immobilien gestiegen. Das sogenannte Agio liegt damit sowohl auf dem höchsten Stand seit Jahresbeginn als auch weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Noch höhere Aufschläge wurden bislang nur in Phasen negativer Kapitalmarktzinsen verzeichnet.

Drei-Monats-SARON und zehnjährige Verfallrenditen

In Prozent

Auf dieser Abbildung ist der schweizerische Referenzzinssatz SARON mit einer Laufzeit von 3 Monaten und die Verfallrendite von 10-jährigen Schweizer Staatsobligationen seit dem Jahr 2000 zu sehen. Sowohl der 3-Monats-Referenzzinssatz als auch die Kapitalmarktzinsen sind im Jahresverlauf gesunken.
Quelle: SIX

Die Verfallrenditen 10-jähriger Schweizer Staatsobligationen notieren weiterhin bei lediglich 20 Basispunkten. Damit befinden sie sich nahe ihrer Jahrestiefststände. Da sich die Inflation in der Schweiz zuletzt wieder im leicht positiven Bereich entwickelt hat, rechnen die Marktteilnehmer:innen in diesem Jahr mit keinen weiteren Leitzinssenkungen.

Währungen

Die meisten Währungen verhielten sich im letzten Monat ähnlich wie über das gesamte Jahr hinweg. Der US-Dollar zeigte dabei eine eher schwache Tendenz, während der Schweizer Franken Stärke bewies.

WährungspaarKursKKP Neutraler Bereich Bewertung
Währungspaar
EUR/CHF
Kurs
0,93
KKP
0,93
Neutraler Bereich
0,86 – 1,00
Bewertung
Euro neutral
Währungspaar
USD/CHF
Kurs
0,80
KKP
0,80
Neutraler Bereich
0,69 – 0,90
Bewertung
USD neutral
Währungspaar
GBP/CHF
Kurs
1,08
KKP
1,20
Neutraler Bereich
1,04 – 1,36
Bewertung
Pfund neutral
Währungspaar
JPY/CHF
Kurs
0,54
KKP
0,86
Neutraler Bereich
0,70 – 1,02
Bewertung
Yen unterbewertet
Währungspaar
SEK/CHF
Kurs
8,50
KKP
9,97
Neutraler Bereich
8,92 – 11,03
Bewertung
Krone unterbewertet
Währungspaar
NOK/CHF
Kurs
7,99
KKP
10,51
Neutraler Bereich
9,25 – 11,77
Bewertung
Krone unterbewertet
Währungspaar
EUR/USD
Kurs
1,17
KKP
1,16
Neutraler Bereich
1,01 – 1,31
Bewertung
Euro neutral
Währungspaar
USD/JPY
Kurs
147,42
KKP
92,82
Neutraler Bereich
70,92 – 114,72
Bewertung
Yen unterbewertet
Währungspaar
USD/CNY
Kurs
7,12
KKP
6,30
Neutraler Bereich
5,81 – 6,79
Bewertung
Renminbi unterbewertet

Quelle: Allfunds Tech Solutions

Nach einer kurzen Verschnaufpause Ende letzten Monats setzte sich der Abwertungstrend des US-Dollars diesen Monat wieder fort. Gegenüber dem Schweizer Franken notiert der US-Dollar somit wieder nahe der Jahrestiefststände. Auch der Euro handelte leicht schwächer gegenüber dem Schweizer Franken. Auf Jahressicht veränderte sich das Währungspaar jedoch kaum.  

Kryptowährungen

KryptowährungKursYTD in USDJahreshochJahrestief
Kryptowährung
BITCOIN
Kurs
115'533
YTD in USD
23,72%
Jahreshoch
123’360
Jahrestief
76’244
Kryptowährung
ETHEREUM
Kurs
4'462
YTD in USD
33,93%
Jahreshoch
4’836
Jahrestief
1’471

Quelle: Allfunds Tech Solutions, Coin Metrics Inc

Gold

Der in Schweizer Franken gemessene Goldpreis legte im vergangenen Monat spürbar zu.

Indexierte Wertentwicklung von Gold in Franken

100 = 01.01.2025

Die Grafik zeigt die indexierte Wertentwicklung von Gold in Schweizer Franken im Jahresrückblick. Der Goldpreis zeigt seit Jahresbeginn eine starke Wertentwicklung und erreichte mehrmals neue Höchststände. Das Edelmetall konnte im letzten Monat neue Höchststände erreichen.    Quelle: Allfunds Tech Solutions
Quelle: Allfunds Tech Solutions

In den vergangenen Monaten bewegte sich der Goldpreis überwiegend seitwärts. Dies änderte sich diesen Monat. Der Goldpreis stieg rasant an, legte um 6 Prozent zu und erreichte damit auch in Schweizer Franken gerechnet neue Höchststände. Die anhaltende Unsicherheit über die Auswirkungen des Handelskonflikts sowie die zunehmenden Angriffe des US-Präsidenten auf zentrale US-Institutionen dürften für diesen Zuwachs mitverantwortlich sein.

Diese Seite hat eine durchschnittliche Bewertung von %r von maximal 5 Sternen. Total sind %t Bewertung vorhanden.
Sie können die Seite mit 1 bis 5 Sternen bewerten. 5 Sterne ist die beste Bewertung.
Vielen Dank für die Bewertung
Beitrag bewerten