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Wendepunkte in der Geldpolitik

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt ihren Leitzins und übernimmt damit die Vorreiterrolle

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins heute Morgen auf 1.5 Prozent gesenkt. Damit ist sie die erste westliche Zentralbank, die mit der Lockerung der geldpolitischen Rahmenbedingungen beginnt. Im Kontext der aktuellen Konjunktur erscheint die Zinssenkung durchaus nachvollziehbar und angemessen. Die Schweizer Inflation hat sich in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt und die Gefahr eines neuen Inflationsanstiegs ist aktuell sehr gering. Zudem ist die Schweizer Wirtschaft seit 6 Quartalen kaum gewachsen. 

Sowohl die amerikanische Zentralbank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben sich in den vergangenen Tagen für eine Beibehaltung des aktuellen Leitzinses entschieden. Damit nimmt die SNB die etwas ungewohnt erscheinende Rolle als Vorreiterin unter den internationalen Zentralbanken ein. Dieser Schritt ist jedoch gut begründet: Aufgrund der tiefen Inflation ist die Ausgangslage für die SNB deutlich komfortabler als für die meisten anderen Zentralbanken. Zudem dürfte die SNB mit Vergrösserung der Zinsdifferenz zur Europäischen Zentralbank (EZB) beabsichtigen den Schweizer Franken zu schwächen und so die Konjunktur zu stärken. Ausserdem haben sowohl die Fed wie auch die EZB ihre Absicht bekräftigt, im Verlaufe des Jahres ebenfalls ihre Geldpolitik zu lockern. Damit dürfte die SNB nur kurzfristig eine Ausreisserin sein.

Japanische Zentralbank (BoJ) erhöht Leitzins erstmals seit 17 Jahren

Die jüngste Zinsanhebung der Bank of Japan (BoJ), die am Dienstagmorgen verkündet wurde, markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Geldpolitik Japans. Nach Jahrzehnten einer äusserst expansiven Geldpolitik strebt die BoJ nun eine Normalisierung an. Obwohl dieser Schritt behutsam und nicht abrupt erfolgen soll, ist zu erwarten, dass er bedeutende Auswirkungen auf den Wechselkurs und die japanischen Finanzmärkte haben wird. Entsprechend den Erwartungen einiger Marktteilnehmer erhöhte die BoJ die Leitzinsen von -0.1% auf 0.0%. Gleichzeitig verkündete sie, dass sie ihre bisherige Politik der Zinskurvenkontrolle für alle Laufzeiten aufgeben wird. Ebenso plant die BoJ, nicht mehr direkt am Kapitalmarkt durch den Kauf von börsengehandelten Fonds, kurz ETFs einzugreifen. Diese Massnahmen zielen darauf ab, den Finanzmarkt auf allmählich steigende Zinsen in allen Laufzeitbereichen vorzubereiten. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem die japanische Wirtschaft seit einigen Quartalen über ihrem Trendwachstum liegt und die Kerninflationsrate zeitweise auf über 6 Prozent gestiegen ist. Inzwischen hat sich der Anstieg der Inflation abgeschwächt, und die Inflationsrate nähert sich ihrem langfristigen Zielwert von 2 Prozent an. Die starke Inflation war grösstenteils auf die Schwäche des Yen zurückzuführen. Sowohl die Güterimporte als auch die Inflation sind seit Beginn der Corona-Krise deutlich gestiegen, begleitet von einem schwächeren Yen.

Philipp Merkt

Chief Investment Officer