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Erstellt am 12.10.2020

Nachhaltig leben und arbeiten: Das haben diese drei Schweizer Persönlichkeiten dazu zu sagen

Was heisst für Sie nachhaltig leben und arbeiten? Wir haben bei Kurt Aeschbacher, Tanja Frieden und Alfredo Häberli nachgefragt.

Kurt Aeschbacher, Moderator, Referent und Unternehmer

Was bedeutet es für Sie persönlich, nachhaltig zu leben: In welchen Bereichen handeln Sie vorbildlich, und wo sehen Sie für sich selbst noch Optimierungsbedarf?

Nachhaltig zu leben, bedeutet für mich, nicht Wein zu trinken und Wasser zu predigen. Das heisst im Alltag: wenig Fleisch und wenn, dann von einem Bauern, den ich persönlich kenne, der seine Tiere auf dem Hof schlachtet – und sicher kein billiges Gammelfleisch. Es heisst auch immer mal wieder «Resten» essen. Weiter bedeutet es, möglichst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, keine Billigkleider anschaffen, die nach einem Monat sowieso im Abfall landen, und auch sonst bei jedem Einkauf die Frage stellen, woher denn eigentlich die Produkte kommen und ob sie mich wirklich glücklich machen. Sündigen tue ich beim Auto, das meistens in der Garage steht. Es ist ein normaler Benziner, den ich jedoch in absehbarer Zeit gegen eine umweltfreundlichere Variante tauschen will. 

Sie haben sich 2019 an einem «nachhaltigen» Startup beteiligt. Was hat Sie dazu bewogen, bei KURTS mitzumachen, und inwiefern ist KURTS nachhaltig?

KURTS ist ein junges Unternehmen, das sich konsequent der Nachhaltigkeit verschrieben hat: Wer bei KURTS einkauft, unterstützt Macherinnen und Macher kleiner Schweizer Betriebe, die fair produzieren und sich mit Herzblut für Qualität und Handwerk einsetzen. Alle Päckli werden durch eine soziale Institution verpackt und klimaneutral verschickt. Dabei wird wenn immer möglich bereits gebrauchtes Packmaterial und stets Papierklebeband verwendet. Diese klare und kompromisslose Haltung hat mich neben dem Enthusiasmus der Gründer und den schönen Produkten im KURTS-Sortiment überzeugt. Und dann trägt ja KURTS zufällig auch noch meinen Vornamen …

Was beschäftigt Sie beim Thema Nachhaltigkeit am meisten?

Dass der Begriff inflationär missbraucht wird und oft als Feigenblatt eingesetzt wird. Nachhaltigkeit bedeutet für den Einzelnen bis zu einem gewissen Ausmass Verzicht. Und den erreicht man nur durch konsequentes Handeln und nicht durch Palavern. Das gilt übrigens auch für Unternehmen. 

Tanja Frieden, Coach und Snowboard-Cross-Olympiasiegerin 2006

Was bedeutet es für Sie persönlich, nachhaltig zu leben: In welchen Bereichen handeln Sie vorbildlich, und wo sehen Sie für sich selbst noch Optimierungsbedarf?

Nachhaltig zu leben, bedeutet für mich, so zu leben, dass es mir und anderen längerfristig etwas bringt und mich und andere glücklich macht. Mir ist es insbesondere wichtig, dass ich ressourcenoptimiert handle – konkret zum Beispiel beim Umbau unseres Hauses. Ich habe darauf geachtet, dass wir auf erneuerbare Energien und wenn immer auf Materialen setzen, die wiederverwertet werden können. Optimierungsbedarf sehe ich aber in vielen Bereichen. Ich bin ja weiss Gott kein Nachhaltigkeits-Apostel und auch nicht überall konsequent. So fahre ich oft mit dem Auto und habe bis anhin auch nicht auf das Fliegen verzichtet, jedoch versuche ich, auch hier zu reduzieren. Auch beim Thema Ernährung sehe ich Potenzial. Hier stehen die Fragen im Zentrum wie «Was esse ich?», «Was esse ich noch?» und «Wo beziehe ich mein Essen?». Mein Fleischkonsum ist in den letzten Jahren bedeutend geschrumpft. Ich esse nur noch ausgewählt Fleisch, mache mir aber auch Gedanken darüber, wie ich das Fleisch ersetzen kann, sodass dies auch bezüglich Nachhaltigkeit Sinn macht.

Wo beschäftigt Sie das Thema Nachhaltigkeit am meisten?

In unserem menschlichen Denken, das auch unser Verhalten prägt. Mit meiner «FriedensAkademie» begleite ich Kundinnen und Kunden, die ihre Herzensziele erreichen möchten, als Coach – und dabei ist Nachhaltigkeit das Zentralste. Meine Arbeit besteht darin, das eigene Verhalten und damit auch den Umgang mit den eigenen Ressourcen bewusst zu hinterfragen. Zentral sind Fragen wie: «Funktioniere ich vielleicht einfach als Rädchen in der Gesellschaft und mache das, was von mir verlangt wird? Oder bin ich bereit, mich zu öffnen und meiner inneren Stimme zu folgen, die ganz klar besser über richtig oder falsch Bescheid weiss und mir nachhaltig den besten Weg weist?» Schliesslich kann ich nur dann einen Beitrag zum grossen Ganzen leisten, wenn ich mir dieses Beitrags auch bewusst bin.

Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, für sich selbst zu definieren, wie man sein Leben nachhaltig gestalten will?

Anstatt bei den eigenen Zielen immer den Massstab grösser, höher, schneller anzusetzen, sollte man überlegen, was für einen selbst Sinn macht, was man im Leben ist und was man will. Daraus ergeben sich sehr häufig unlogische Herzensziele, die man persönlich als sinnvoll empfindet, die aber nicht unbedingt gesellschaftskonform sind. Ich habe in meinem Leben nur solche unlogischen Ziele verfolgt, aber mit Erfolg. Für mich ist dies eine sehr nachhaltige Lebensart. 

Inwiefern ist Ihnen Nachhaltigkeit als Präsidentin der Schneesportinitiative ein Anliegen?

Indem wir Kindern den Zugang zu unserer Bergwelt öffnen, sorgen wir für eine nachhaltige Sensibilisierung für diesen wunderbaren Lebensraum. 

Alfredo Häberli, Designer

Wie lassen Sie Nachhaltigkeit in Ihre Arbeit einfliessen?

Bezüglich Nachhaltigkeit war und ist es seit der Gründung meines Designstudios im Jahr 1991 das Ziel, langlebige Produkte zu entwerfen. Ich folge keinen Trends und modischen Strömungen – ich suche die Eigenständigkeit in den Produkten. Es kommt nicht von ungefähr, dass sehr viele Produkte seit 15 bis 20 Jahren in Produktion sind – seit sie entworfen wurden. Dazu kommt ein übergeordnetes Thema, das mich begleitet: mit möglichst wenig Material möglichst viel erreichen. Ich nenne dies «die Ökonomie der Mittel».

Nachhaltigkeit und Design: Wie passt dies zusammen?

Genau diese scheinbaren Kontraste passen hervorragend zusammen – solange Design nicht als Styling betrachtet wird. 

Welche Produkte, die sie selbst entworfen haben, sind bezüglich Nachhaltigkeit Ihre Lieblinge?

Diejenigen, die nur aus einem einzigen Material gefertigt wurden und seit einer gefühlten Ewigkeit in der Produktion sind. So zum Beispiel die Trinkglas-Kollektion Essence für die finnische Firma Iittala, die seit 2001 produziert wird. 

Und welche Ihrer Arbeiten macht Sie in Sachen Nachhaltigkeit besonders stolz?

Vor fünf Jahren konnte ich ein Projekt realisieren, von dem ich immer geträumt habe: Ein Systemhaus-Gebäudeensemble, das höchste Ansprüche an die Baubiologie und die Bauökologie erfüllt, und dabei nicht nur nachhaltig, sondern auch autark und wieder abbaubar ist. 

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