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Erstellt am 17.11.2021

Diversität: «Wenn man Frauen fördern will, muss man ein Zeichen setzen»

PostFinance will den Frauenanteil im Kader erhöhen. Sarah Bucher, Head of Recruiting & Employer Branding, schildert, welche Massnahmen es dafür braucht und warum diese oft auch kontroverse Diskussionen auslösen.

Ist es eigentlich korrekt, wenn sich ein Unternehmen für die Besetzung einer Kaderstelle «idealerweise» eine Frau wünscht und dies auch kundtut? Sarah Bucher, Head of Recruiting & Employer Branding bei PostFinance, hat dazu eine klare Meinung: «Solange man Männer bei der Rekrutierung nicht ausschliesst, ist es nicht nur korrekt, sondern vielmehr notwendig: Will man Frauen fördern und die Diversität in der Führungsetage erhöhen, müssen wir die Frauen gezielt ansprechen.» Wie zum Beispiel mit einer Ausschreibung, die im Sommer 2021 auf externen Kanälen für kontroverse Diskussionen sorgte. Als «ideale Ergänzung» wurde eine Head of Corporate Development gesucht, da das entsprechende Führungsteam damals aus drei Männern und einer Frau bestand.

Heterogene Teams, verschiedene Blickwinkel

Die Reaktionen reichten von «Das ist Diskriminierung» bis «Danke für den Mut und die klare Positionierung». Dass die Ausschreibung kontroverse Meinungen ausgelöst hat, könne sie nachvollziehen. «Immer, wenn man ein Geschlecht speziell fördert, kann sich das andere benachteiligt fühlen.» Jedoch betont sie: «Es war zwar explizit der Wunsch, eine Frau für die Stelle zu finden, jedoch wurden die Männer nicht ausgeschlossen. Wir haben zum ersten Mal gezielt Frauen angesprochen und damit ein Zeichen gesetzt.» In einem Umfeld, das volatil und komplex ist, brauche es heterogene Teams, denen es gelingt, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln rasch zu analysieren und die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen.

Neue Form der Personalgewinnung

Die Rechnung ist aufgegangen und die Stelle wurde mit einer Frau besetzt. «Uns haben sehr viele sehr gute Bewerbungen erreicht. Wir kamen mit Frauen ins Gespräch, die nicht explizit auf der Suche nach einer neuen Stelle waren, sich aber angesprochen fühlten.» Denn auch die Form sei einzigartig gewesen: Das Inserat wurde in eine Landingpage mit inhaltlichen Vertiefungen zum Job eingebettet – inklusive eines Videos, in dem die Vorgesetzte aufzeigte, welche Skills sie sich wünscht und wie es ist, mit ihr zu arbeiten. Die Landingpage wurde auch mit Kandidatinnen geteilt, die so direkt angesprochen wurden, und war nicht zuletzt Inhalt einer Kampagne, die auf Social-Media-Kanälen geschaltet wurde.

Mit gezielten Massnahmen zu einem höheren Anteil Frauen

Im Corporate Development bei PostFinance haben die Themen Diversität, Gleichstellung und Frauenförderung einen hohen Stellenwert. Um das Ziel eines höheren Anteils Frauen im Kader zu erreichen, werden aktuell verschiedene Massnahmen abgeleitet. Unter anderem werden Führungskräfte stärker für die Themen sensibilisiert, Teilzeitmodelle für Frauen und Männer, zu denen auch Topsharing und Jobsharing gehören, werden weiter etabliert – und übers Recruiting werden Frauen vermehrt gezielter angesprochen.

Realitätsnahe Anforderungen, klare Bewertungsmassstäbe

Mit Fokus aufs Recruiting sieht Sarah Bucher eine Reihe an Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt. Diese reichen von der Tonalität des Ausschreibungstextes mit Keywords, die Frauen ansprechen, über die Wahl der Kanäle, auf denen Stellen ausgeschrieben werden, bis hin zu einem klaren Beurteilungsmassstab, der Kandidatinnen nicht unbewusst strenger bewertet als Kandidaten. Ganz wichtig sei es auch, die Anforderungen in den Jobinseraten möglichst realitätsnah zu formulieren. «Erfahrungsgemäss und in der Tendenz bewerben sich Frauen erst dann, wenn sie alle aufgelisteten Anforderungen erfüllen – Männer hingegen bereits, wenn sie weit weniger der Kriterien erfüllen. Werden nun im Inserat Alles-Könnerinnen und Alles-Könner gesucht, ist die Zahl der Bewerbungen von Frauen meist geringer. Und dies ist zu vermeiden.»

Sarah Bucher
Die wichtigsten Hebel sind Beförderungen und die Rekrutierung.
Sarah Bucher, Head of Recruiting & Employer Branding

Auf dem Weg in eine neue Normalität

Dass das Thema Frauenförderung wohl auch künftig kontroverse Diskussionen auslösen werde, sei auf dem Weg in eine neue Normalität, in der Frauen in Führungspositionen keine Ausnahmen mehr sind, kaum zu verhindern. «In den bisherigen Strukturen mit einer männerdominierten Führung wurden bislang für Führungspositionen oft auf fast natürliche Art Männer gesucht und gefunden. Dies wollen wir nun ändern – immer wieder auch mit einer klaren Positionierung am Arbeitsmarkt», sagt Sarah Bucher. «Wir sind eine Gesellschaft mit rund 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männern. Das muss sich auch in der Führung widerspiegeln, ansonsten ist immer die eine Hälfte unterrepräsentiert.»

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