Den Grundstein ihrer Firma legten die Jungunternehmer Pablo Grendelmeier (22 J.) und Martin Drescher (24 J.) noch während der Schulzeit. Die beiden begeisterten Videoproduzenten setzten in ihrer Freizeit eigene Filmprojekte um und vernetzten sich im Basler Verein Artless Films mit Gleichgesinnten. Erste bezahlte Filmaufträge gab den beiden das Selbstvertrauen – und das Startkapital – um ihre Leidenschaft nach dem Schulabschluss zum Beruf zu machen.
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Unternehmertum für Juniors
Wer einmal als Unternehmerin oder Unternehmer erfolgreich sein will, muss unternehmerisch denken und handeln lernen: eigene Ideen entwickeln, Ziele planen, mit anderen zusammenarbeiten, die Finanzen vorausschauend einplanen. Unternehmerische Kompetenz ist nicht nur eine zentrale Grundlage für zukünftige Firmengründerinnen und -gründer, sondern für alle Kinder und Jugendlichen eine wertvolle Fähigkeit in Hinblick auf die persönliche Entwicklung und den späteren Berufsweg. Wir zeigen Eltern, wie sie den Unternehmergeist von Kindern wecken können.
Firmengründung statt Studium
Anstatt den üblichen Weg des Studiums und einer späteren Anstellung zu gehen, wurden Pablo und Martin noch vor der Matura ihre eigenen Chefs. Im Jahr 2016 gründeten sie die Filmproduktionsfirma «Aviaticfilms». Das Jungunternehmen spezialisierte sich anfänglich auf Filmaufnahmen aus der Luft. Pablo und Martin hatten bereits früh das Potential der neuen Generation kommerziell verfügbarer Drohnen erkannt und in entsprechendes Equipment und die Entwicklung von Know-how investiert. Mittlerweile umfasst das Angebot von «Aviaticfilms» das gesamte Spektrum der Filmproduktion von der Konzeption über Aufnahmen vom Boden und aus der Luft bis zur Postproduktion. In einem beachtlichen Kundenportfolio finden sich namhafte Auftraggeber aus dem Raum Basel und darüber hinaus.
Mut zum Unternehmertum
Für die beiden Maturanden war die Firmengründung ein mutiger Schritt. Mit ihrem Wunsch, sich möglichst rasch selbständig zu machen, sind sie in der Schweiz eine Ausnahme: Gemäss dem Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Global Entrepreneurship Monitor 2017/18 betrachten die 18- bis 24-Jährigen das Unternehmertum zwar als gute Karrieremöglichkeit, jedoch ziehen nur 3% die Gründung eines eigenen Unternehmens ernsthaft in Erwägung – verglichen mit anderen Ländern ein sehr kleiner Anteil. Die Autoren der Studie vermuten als Gründe fehlendes Selbstvertrauen und die mangelnde Bereitschaft, die «Komfortzone» des Angestelltenverhältnisses zu verlassen. Um das Unternehmertum in dieser Altersgruppe zu fördern, sollten die Kinder und Jugendliche schon früher unternehmerisch ausgebildet werden.
Lernfeld Selbständigkeit
Den meisten Eltern verlangt es wohl auch einiges an Mut und Vertrauen ab, wenn der Sohn oder die Tochter eine berufliche Tätigkeit wählt abseits des klassischen Karrierewegs, der Stabilität und finanzielle Sicherheit verspricht. Pablos Vater hatte diese Zweifel nicht: Er sei zwar schon überrascht gewesen, als der Sohn mit 19 nicht studieren, sondern eine eigene Firma gründen wollte. Er hat den Entscheid aber immer unterstützt und an die Vision und die Fähigkeiten des eigenen Sohns geglaubt. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil Pablo schon als Kind und Jugendlicher sehr selbständig seine Interessen verfolgt und eigene Projekte umgesetzt hatte.
Pablo und Martin selbst haben ihren Entscheid nie bereut und ihr Erfolg bestärkt sie darin. Sie sind überzeugt, durch ihre eigene Geschäftstätigkeit mehr über Unternehmensführung gelernt zu haben, als ihnen ein Studium vermitteln könnte. Auch die Eltern sind beeindruckt davon, was die Söhne in noch jungem Alter schon alles gelernt und erreicht haben und mit welcher Zielstrebigkeit und Selbständigkeit sie ihr Unternehmen weiterentwickeln.
Der Werdegang von Pablo und Martin zeigt, was Jungunternehmer für die Gründung einer eigenen Firma braucht und verdeutlicht gleichzeitig, welche Kompetenzen die selbständige unternehmerische Tätigkeit fördert: Selbstreflexion und Eigenverantwortung für die persönliche Entwicklung übernehmen, Chancen erkennen und Ideen entwickeln, Ziele planen und Projekte durchführen, sich mit anderen vernetzten und kooperieren, Finanzen langfristig einplanen und analysieren.
Tipps für Eltern
Der Erwerb von unternehmerischer Kompetenz lohnt sich also nicht nur für zukünftige Startup-Stars, sondern ist für Kinder und Jugendliche in jedem Fall ein wichtiges Entwicklungsfeld. Hier sind unsere Tipps, wie Sie bei Kindern und Jugendlichen den Unternehmergeist wecken können:
Tipp 1
Unternehmerisch kompetent zu sein bedingt ein hohes Mass an Eigenständigkeit: Es geht darum, persönliche Interessen und Potenziale zu erkennen, eigene Ideen zu generieren, die Initiative zu ergreifen, Entscheidungen zu treffen usw. Ermutigen Sie die Kinder z. B. beim Spielen zuhause, beim Ausüben von Hobbys oder beim Mitwirken in Vereinen, selbst zu entscheiden, Dinge auszuprobieren und eigene Ideen zu verwirklichen.
Tipp 2
Eltern können im Familienalltag auch Gelegenheiten für die Kinder schaffen, sich mit kleinen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Kinder bekommen zum Beispiel den Auftrag, den nächsten Familienausflug oder das Abendessen selbständig zu planen. Die Kinder müssen recherchieren, was es dazu alles braucht, Kosten ermitteln und Optionen gegeneinander abwägen, Helferinnen und Helfer koordinieren usw.
Tipp 3
Verschiedene Programme und Initiativen ermöglichen Kindern und Jugendlichen, eigene Ideen zu entwickeln und sich erstmals spielerisch als Unternehmerin oder Unternehmer zu versuchen:
- Die Non-Profit Organisation Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Young Enterprise Switzerland führt verschiedene Programme für die praxisorientierte Wirtschaftsbildung. Darunter das bekannte «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Company Programme», in dem Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16 und 20 Jahren ein Miniunternehmen gründen und führen.
- Das «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Impact Hub Fellowship – Kinder und Jugendliche» des Impact Hub Zürich und der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt innovative Projekte zur Förderung von Kindern und Jugendlichen.
- An der ETH Zürich gibt es verschiedene Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Workshops, Exkursionen und andere Angebote für Kinder und Jugendliche rund um Wissenschaft und Technik.
- Beim digitalen Jugendwettbewerb bugnplay können 8- bis 25-Jährige in verschiedenen Alterskategorien eigene Ideen, Erfindungen und Visionen umsetzen und einreichen.
- Die Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Initiative Smartfeld in St. Gallen bietet Kindern und Jugendlichen Kurse, Schulprojekte und ein «Creativity Lab», um in die digitale Welt einzutauchen und eigene digitale Projekte umzusetzen.