Volatilität bei Kryptowährungen verstehen

06.10.2025

Kryptowährungen sind nichts für schwache Nerven. Ihre Kurse springen schneller als der Puls nach dem dritten Espresso. Viele sehen darin pures Risiko. Doch hinter diesen Schwankungen steckt mehr als nur Nervenkitzel. Schwankungen können auch Chancen darstellen. Wer sie versteht, kann Risiken besser einschätzen und in bestimmten Situationen auch gezielt davon profitieren.

In Kürze

  • Die Volatilität zeigt, wie stark sich Kurse über die Zeit bewegen, und hilft, Risiken und Chancen besser einzuordnen.
  • Bitcoin und andere Kryptos weisen meist grössere Kursschwankungen auf als Gold oder Aktien, was auf Marktstruktur, Liquidität und Handelszeiten zurückgeht.
  • Eine sinkende Volatilität bei etablierten Kryptowährungen wie Bitcoin deutet auf eine zunehmende Marktreife hin, ohne dass die Kursschwankungen verschwinden.

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Wer in Kryptowährungen investiert, braucht keine Extra-Portion Koffein. Die Kurse halten von selbst wach, mal euphorisch nach oben, mal ernüchternd nach unten. Viele empfinden diese Volatilität als Schwäche. Dabei lässt sich genau diese Schwankung messen und wer sie versteht, kann besser entscheiden. Fakt bleibt aber: Bitcoin und andere Kryptowährungen schwanken deutlich stärker als die meisten klassischen Anlagen. In diesem Artikel zeigen wir, warum das so ist, wie sich die Volatilität verändert hat und wie Anleger:innen damit umgehen können.

Was Volatilität wirklich misst und was nicht

Volatilität ist ein Messwert. Einfach gesagt zeigt sie, wie breit die Schwankungen im Durchschnitt eines Kurses ausfallen, egal, ob es nach oben oder nach unten geht.

In der Finanzwelt wird sie als «Standardabweichung der Renditen» bezeichnet. Je stärker die einzelnen Kursbewegungen von ihrem Durchschnitt abweichen, desto höher ist die Volatilität. Ruhige Märkte haben einen niedrigen Wert, unruhige Märkte einen hohen.

Kryptowährungen sind also nicht «volatil», weil sie per se «riskant» wären, sondern weil ihre Kurse stärker und häufiger ausschlagen als etwa der Schweizer Aktienindex SMI oder der US-Technologieindex Nasdaq. Genau diese Schwankungen führen dazu, dass sie als Anlagen mit höherem Risiko gelten.

Was Volatilität nicht misst

Volatilität kann viel aussagen, aber längst nicht alles. Diese Punkte gehören nicht dazu:

  • Sie sagt nicht, ob der Kurs künftig steigt oder fällt.
  • Sie erklärt nicht die Gründe der Bewegung, die vielseitig sein können (z. B. politische Entscheidungen, wirtschaftliche Entwicklungen oder weltweite Ereignisse).
  • Sie sagt nichts darüber aus, ob die Schwankungen in Zukunft gleich bleiben.
  • Auch beinhaltet die Volatilität Schwankungen nach oben, also wenn die Preise steigen. Dies ist per se eine gewünschte Entwicklung der Preise.

Volatilitätswerte richtig interpretieren

Volatilitätszahlen wirken abstrakt. Doch sie lassen sich in klare Szenarien übersetzen, die Schwankungen leichter verständlich machen. Ein Beispiel: Ende Juni 2025 lag die annualisierte 30-Tage-Volatilität von Bitcoin bei 32,72 Prozent (berechnet aus den täglichen Kursbewegungen der letzten 30 Tage und auf ein Jahr hochgerechnet). Was bedeutet das konkret? Eine Volatilität von etwa 32 Prozent heisst: Die jährliche Rendite schwankt – statistisch gesehen – mit rund 68 Prozent Wahrscheinlichkeit um ±32 Prozent rund um den Durchschnitt. Das zeigt, wie breit der typische Schwankungsbereich ist.

Warum sind Kryptowährungen so volatil?

Es gibt diverse Gründe, warum Kryptowährungen stärker schwanken als traditionelle Anlagen wie Aktien oder Gold. Hier sind einige der Gründe:

Der Kryptomarkt ist noch jung. Die Preisfindung ist uneinheitlich, institutioneller Zugang baut sich erst auf und viele Produkte sind in der Entwicklung. Die Einführung von Bitcoin- und Ethereum-ETFs hat zwar Milliarden an Kapital angezogen, doch Markt- und Anlegerreife wachsen immer noch schrittweise.

Liquidität entscheidet, wie schnell und zu welchem Preis ein Vermögenswert gehandelt werden kann. Während Aktienmärkte zentral organisiert und hochliquide sind, ist der Kryptohandel über viele Plattformen weltweit verteilt und kleinere Coins sind oft weniger liquide.

Kryptomärkte kennen keine Öffnungszeiten. Sie laufen 24/7, ohne Unterbrüche oder Schutzmechanismen wie automatische Handelsstopps. Diese werden an klassischen Börsen eingesetzt, um extreme Kursrutsche zu bremsen. Bewegungen können rund um die Uhr ungebremst durchschlagen.

Lange fehlten klare Spielregeln. Erst seit wenigen Jahren entstehen neue Gesetze – in Europa und in den USA verstärkt seit 2025. Bis eine globale Regulierung greift, bleibt Unsicherheit ein Treiber der Schwankungen.

Ein begrenztes Angebot wie bei Bitcoin (maximal 21 Millionen Coins) kann Preise bei steigender Nachfrage stark bewegen. Grosse Marktteilnehmer («Whales») und geringe Liquidität bei kleineren Coins verstärken den Effekt.

Im Krypto-Markt wirken Emotionen, Hype und Gerüchte oftmals stärker als Fundamentaldaten. Besonders in einem privatanlegergeprägten Umfeld führen Stimmungen oft zu schnellen und grossen Ausschlägen.

Bitcoin-Volatilität im Vergleich: Gold, SMI und Nasdaq

Kryptowährungen wie Bitcoin werden häufig mit Gold oder Aktienindizes verglichen, auch beim Thema Volatilität. Doch diese Anlageformen unterscheiden sich stark in ihrer Struktur.

Aktienindizes wie der Schweizer Aktienindex (SMI) oder der Nasdaq bestehen aus vielen Einzeltiteln. Diese breite Streuung reduziert die Volatilität automatisch, das nennt sich Diversifikation. Gold ist zwar kein Index, aber seit Jahrhunderten etabliert. In Krisenzeiten suchen viele Anleger:innen darin Sicherheit, das stabilisiert die Schwankungen.

Bitcoin hingegen ist ein einzelner Vermögenswert und als Anlageklasse noch jung. Die Technologie existiert seit 2009 und der Handel entwickelte sich ab 2010. Gerade weil die Technologie noch jung ist, reagiert Bitcoin sensibler auf Marktstimmungen, News oder regulatorische Entwicklungen, mit entsprechend stärkeren Ausschlägen.

Auch wenn der direkte Vergleich hinkt, bietet die historische Volatilität einen groben Anhaltspunkt für typische Schwankungsbreiten. 

Quelle: Yahoo Finance | Rollierende 1-Jahres-Volatilität auf Basis täglicher Daten (30.06.2022 bis 30.06.2025)
Anlageklasse
Historische Volatilität
Gold
14,49%
SMI Index
13,09%
Nasdaq Index
22,69%
Bitcoin
40,60%

Wie sich die Volatilität von Bitcoin & Co. verändert hat

Früher war Bitcoin für extreme Kursschwankungen bekannt. In den ersten Jahren und besonders während des Hypes 2017 lag die annualisierte 30-Tage-Volatilität teils über 150 Prozent. Auch 2020 wurden noch Werte über 60 Prozent gemessen.

In den letzten zwölf Monaten (Startpunkt August 2025) pendelte sich die annualisierte 30-Tage-Volatilität von Bitcoin im Bereich von rund 30 bis 45 Prozent ein, mit einer klar abnehmenden Tendenz. So lag beispielsweise Ende Juni 2025 die Volatilität bei rund 32 Prozent, was im Vergleich zu Gold oder traditionellen Aktienmärkten immer noch hoch ist, aber deutlich stabiler als in den wilden Anfangsjahren.

Historische Volatilität des Bitcoin

Quelle: The Block | Historische Volatilität des Bitcoin auf Basis täglicher Daten (31.01.2015 bis 06.07.2025)

Bitcoin-Volatilität im Vergleich zu anderen Kryptos

Die zweitgrösste Kryptowährung, Ethereum, folgt einem ähnlichen Trend wie Bitcoin, wenn auch auf höherem Niveau. Andere grosse Kryptowährungen wie XRP, Solana oder Cardano bleiben dagegen deutlich volatiler. Gründe dafür sind oft geringere Liquidität, weniger institutionelle Beteiligung und fehlende Fundamentaldaten. Viele dieser Projekte sind zudem jünger und dadurch weniger etabliert. Alle fünf hier aufgeführten Kryptowährungen zählen zu den Top-10, nach Marktkapitalisierung, und sind im Angebot von PostFinance handelbar.

Quelle: Yahoo Finance | Rollierende 1-Jahres-Volatilität auf Basis täglicher Daten (30.06.2022 bis 30.06.2025)
Kryptowährung
Historische Volatilität
Bitcoin
40,60%
Ethereum
55,07%
XRP
67,72%
Solana
82,92%
Cardano
67,76%

Bitcoin-Volatilität im Vergleich zu Aktien

Die geringere Schwankungsbreite von Bitcoin zeigt ihre Wirkung auch im direkten Marktvergleich. Eine Analyse von House of Satoshi ergab: Die realisierte 90-Tage-Volatilität von Bitcoin lag im Zeitraum Juni 2022 bis Juni 2024 im Schnitt bei 40,6 Prozent.

Überraschend dabei: Damit war Bitcoin weniger volatil als ein Teil der bekannten Magnificent 7: Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla. In mehreren Phasen der letzten Jahre schwankte Bitcoin weniger stark als einige dieser hochkapitalisierten Technologiekonzerne. Die vermeintliche Sonderrolle als besonders riskanter Vermögenswert relativiert sich damit, zumindest aus Sicht der Volatilität.

1-Jahres-Volatilität Magnificent Seven

Quelle: House of Satoshi / Yahoo Finance | Rollierende 1-Jahres-Volatilität auf Basis täglicher Daten (30.06.2022 bis 30.06.2025)

Dieser Vergleich unterstreicht: Die stärksten Kursschwankungen im Markt finden längst nicht mehr ausschliesslich in Krypto statt. Vielmehr ist Bitcoin auf dem Weg, sich in seiner Risikostruktur den grossen Wachstumsaktien aus dem Technologiesektor anzunähern.

Gründe für die tiefere Volatilität bei Bitcoin

Der Rückgang der Schwankungsbreite bei Bitcoin – teilweise auch bei anderen Kryptos – kommt nicht von ungefähr. Mehrere strukturelle Entwicklungen im Markt tragen dazu bei:

  • Marktreife: Die Nutzung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen als langfristiges Anlageinstrument hat zugenommen. Kurzfristige Spekulationen haben dadurch weniger Einfluss, weil strategische Investitionen zunehmend überwiegen.
  • ETF-Zulassungen: Produkte wie börsengehandelte Fonds auf Bitcoin oder Ethereum erhöhen die Liquidität und verbessern die Effizienz der Preisbildung.
  • Institutionelles Kapital: Der Einstieg professioneller Investoren mit langfristigen Strategien und grösserem Volumen wirkt dämpfend auf extreme Kursausschläge.
  • Infrastruktur und Regulierung: Regulierter Handel, gesicherte Verwahrung und transparente Märkte reduzieren Risiken und Nervosität.

Volatilität beim Trading gezielt nutzen

Für viele Anleger:innen steht der langfristige Aufbau im Vordergrund. Doch es gibt auch Investor:innen, die kurzfristige Schwankungen gezielt nutzen. Wer aktiv handelt, verfolgt eine andere Strategie und setzt auf Bewegungen im Markt, um daraus direkt Gewinn zu ziehen. Das erfordert Erfahrung, klare Regeln und ein gutes Verständnis für Volatilität.

Daytrading-Strategien basieren oft genau auf solchen Schwankungen. Entscheidend ist, dass Trader:innen ihre Emotionen im Griff haben und ihre Regeln konsequent anwenden. Dazu gehören unter anderem Stop-Loss-Orders, Positionsgrössen, ein gutes Marktverständnis und die Fähigkeit, schnell zu reagieren. Ohne Erfahrung oder Strategie kann eine hohe Volatilität schnell zum Nachteil werden.

Was tun bei Kursschwankungen? Fünf Tipps für einen ruhigen Kopf

Wie geht man mit den teils heftigen Bewegungen am Kryptomarkt um, ohne die Nerven zu verlieren? Viele stellen sich genau diese Frage und die Antwort liegt weniger im Markt, sondern in der eigenen Strategie.

Diese fünf Grundsätze helfen, auch in volatilen Phasen gelassen zu bleiben:

  • Risikoprofil kennen: Die eigene Risikoneigung und Risikofähigkeit bestimmen das persönliche Risikoprofil. Darauf baut die Anlagestrategie auf, inklusive Aufteilung des Vermögens und Auswahl der Produkte.
  • Langfristige Perspektive behalten: Die Schwankungen von Kryptowährungen können für geübte Investor:innen Chancen bieten, etwa bei spekulativen Strategien. Für die meisten Anleger:innen zahlt sich aber ein langer Atem in der Regel aus: Über einen längeren Zeitraum gleichen sich Schwankungen besser aus, und übereilte Fehlentscheidungen werden vermieden. Entsprechend ist für viele die Strategie «Buy&Hold» insbesondere bei den wichtigsten Kryptowährungen verlässlicher.
  • Diversifikation nutzen: Bitcoin und andere Kryptowährungen können ein Teil des Portfolios sein, sollten aber nicht den Hauptanteil ausmachen. Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen reduziert Risiken und stabilisiert die Erträge.
  • Automatisierung einsetzen: Regelmässige Einzahlungen mittels Sparplan und ein periodisches Anpassen der Portfolioaufteilung sorgen dafür, dass die Strategie konsequent umgesetzt wird. Das reduziert emotionale Entscheidungen und hält die Zielgewichtung.
  • Nicht überreagieren: Kurzfristige Kursschwankungen sind normal, auch bei etablierten Anlagen. Es ist besser, dem eigenen Plan zu folgen, statt sich von Schlagzeilen oder Marktgerüchten leiten zu lassen.

Was heisst das für Anleger:innen

Kryptowährungen bleiben volatil, manche mehr, manche weniger. Besonders grosse Coins wie Bitcoin oder Ethereum zeigen heute zwar immer noch Bewegung, aber längst nicht mehr das wilde Zucken früherer Tage.

Für gut informierte Anleger:innen ist Volatilität deshalb kein Warnsignal, sondern ein Teil des Spiels und bei richtiger Einordnung sogar ein strategisches Instrument. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Wer eine klare Strategie verfolgt, bleibt ruhiger und trifft seltener emotionale Fehlentscheidungen. 

Häufige Fragen zur Volatilität von Bitcoin und Kryptowährungen

  • Volatilität beschreibt die Schwankungsbreite der Kursveränderungen eines Vermögenswertes. Eine hohe Volatilität bedeutet, dass sich ein Kurs stark auf- und abbewegt. Für Anleger:innen heisst das: höhere Chancen, aber auch höhere Risiken.

  • Ja. Während Bitcoin früher teils über 100 Prozent annualisierte Volatilität zeigte, lag dieser Wert in den letzten zwölf Monaten meist zwischen 30 und 45 Prozent. Das zeigt eine zunehmende Stabilität im Markt.

  • Im Jahr 2023/2024 war Bitcoin weniger volatil als viele S&P-500-Aktien, unter anderem weniger als Netflix, Meta oder Tesla. Der Vergleich mit den «Magnificent 7» zeigt: Bitcoin ist keine Ausnahme mehr, sondern bewegt sich immer stärker im Rahmen dynamischer Wachstumsaktien.

  • Viele Altcoins verfügen oft über tiefere Liquidität, geringere Marktkapitalisierung und weniger institutionelle Akzeptanz. Das führt zu stärkeren Ausschlägen, positiv wie negativ.

  • Ja. Klare regulatorische Rahmenbedingungen schaffen Vertrauen, reduzieren Unsicherheit und können dadurch die Volatilität dämpfen. 2025 hat sich hier viel bewegt, insbesondere in den USA und Europa.

  • Nicht durch Timing, sondern durch Strategie: Viele Expert:innen raten zu einer kleinen Allokation (1 bis 5 Prozent). Langfristiges Denken, regelmässiges Rebalancing und Sparpläne helfen, Volatilität als Werkzeug zu nutzen, statt als Risiko zu fürchten.

  • Eine hohe Liquidität erleichtert Käufe und Verkäufe, ohne grosse Preisverzerrung. Bitcoin und Ethereum sind deutlich liquider als kleinere Coins und somit auch besser handelbar.

  • Beides. Sie bringen institutionelles Kapital und damit mehr Liquidität, was langfristig stabilisiert. Kurzfristig können jedoch plötzliche Zuflüsse oder Abflüsse auch Bewegungen verstärken.

  • Stablecoins wie USDC oder USDT sind an den US-Dollar gekoppelt und weisen eine geringe Volatilität auf. Sie erfüllen eine andere Funktion als Bitcoin oder Ethereum, nämlich Werterhalt und Transaktionsmittel.

  • Nicht unbedingt. Wer Volatilität versteht und richtig einsetzt, kann davon profitieren. Wichtig ist, realistische Erwartungen zu haben, Risiken einzuordnen und strategisch zu investieren. 

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