DeFi verstehen: Chancen, Risiken und Anwendungen der dezentralen Finanzen

25.11.2025

DeFi steht für «Decentralized Finance», also Finanzdienstleistungen ohne Banken oder zentrale Plattformen. Smart Contracts auf der Blockchain übernehmen dabei Aufgaben wie Kreditvergabe, Handel oder Zinszahlungen automatisch. Das schafft neue Möglichkeiten, erfordert aber auch Eigenverantwortung, technisches Verständnis und ein Bewusstsein für Risiken.

In Kürze

  • DeFi steht für ein offenes Finanzsystem, in dem Technologie das Vertrauen ersetzt. Smart Contracts übernehmen Aufgaben, die bisher Banken erfüllten.
  • Die Nutzung erfordert Eigenverantwortung: Wer DeFi-Anwendungen verwendet, verwahrt seine Vermögenswerte selbst und trägt auch das Risiko bei Fehlern, Hacks oder Kursverlusten.
  • DeFi entwickelt sich dynamisch weiter: Immer mehr Kapital fliesst in den Markt, und auch traditionelle Finanzdienstleister prüfen, wie sich DeFi-Elemente sicher und reguliert integrieren lassen.

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Im Alltag läuft fast alles, was mit Geld zu tun hat, über Banken: zahlen, sparen, anlegen oder Kredite aufnehmen. Das klassische Finanzsystem ist allgegenwärtig und erhält durch die Blockchain neue Impulse. Eine dieser Entwicklungen heisst DeFi.

DeFi beschreibt Finanzdienstleistungen ohne Banken oder zentrale Plattformen. Abläufe sind automatisiert, transparent und jederzeit verfügbar. Wer sich mit Kryptowährungen befasst, trifft früher oder später auf DeFi. Doch was steckt dahinter, welche Chancen bietet es und worauf gilt es zu achten?

Was ist DeFi?

Im Zentrum von DeFi stehen Anwendungen, die auf der Blockchain basieren. Sie kommen ohne zentrale Anbieter aus und nutzen sogenannte Smart Contracts. Das sind Programme, die automatisch ausführen, was im Code festgelegt ist. So kann zum Beispiel ein Kredit vergeben oder eine Zahlung ausgelöst werden, ohne dass eine Bank den Kredit vergibt oder die Zahlung verifiziert.
Mehrere Smart Contracts bilden gemeinsam dezentrale Anwendungen, sogenannte dApps. Sie bilden klassische Finanzdienste wie Kredite, Handel oder Zinsgeschäfte digital ab. Alle Transaktionen werden direkt auf der Blockchain gespeichert und sind für alle sichtbar.

Während Banken Vermögen vermitteln und verwalten sowie spezialisierte Dienstleistungen wie Beratungen anbieten, funktioniert DeFi vollständig digital und weitgehend ohne zentrale Instanz.
 

Voraussetzungen für den Einstieg

Für den Einstieg in DeFi braucht es einige grundlegende Elemente. Programmierkenntnisse sind nicht zwingend nötig. Wichtiger ist das Verständnis dafür, wie Wallets, Kryptowährungen, Anwendungen und Smart Contracts zusammenspielen. Wer zusätzlich weiss, wie Smart Contracts funktionieren und worauf bei deren Nutzung zu achten ist, kann fundiert in die dezentrale Finanzwelt einsteigen.

Die Wallet als Einstiegspunkt in DeFi

Zentral ist die sogenannte Wallet. Sie dient als digitale Geldbörse, speichert Kryptowährungen und verbindet Nutzer:innen mit dezentralen Anwendungen. Wallets gibt es in verschiedenen Varianten. Hot Wallets wie zum Beispiel MetaMask laufen im Browser oder als App.

Für grössere Beträge oder längere Aufbewahrung kann sich beispielsweise eine Hardware-Wallet eignen. Das ist ein spezielles Hardwaregerät mit zusätzlicher Sicherheit. Mehr dazu im Beitrag «Krypto-Verwahrung: Alles, was Sie dazu wissen sollten».

Kryptowährungen als digitales Zahlungsmittel

Neben der Wallet braucht es eine erste Kryptowährung, um Transaktionen durchzuführen oder Anwendungen zu nutzen. Meist handelt es sich um Ether (ETH), den nativen Token der Ethereum-Blockchain. Auch Stablecoins wie USDT oder USDC sind verbreitet, da ihr Wert an den US-Dollar gekoppelt ist und so weniger schwankt.

Dezentrale Anwendungen (dApps) nutzen

Die Verbindung zur DeFi-Welt erfolgt über dezentrale Anwendungen, kurz dApps. Sie laufen direkt auf der Blockchain und ersetzen klassische Finanzplattformen. Der Zugriff erfolgt nicht über Benutzername und Passwort, sondern über die eigene Wallet. Sobald diese eingerichtet ist, lassen sich dApps direkt im Browser nutzen.

DeFi-Anwendungsbeispiele

DeFi bietet vielfältige Möglichkeiten, Kryptowährungen aktiv zu nutzen − von der Kreditvergabe bis zu automatisierten Handelsstrategien. Die folgenden Beispiele zeigen, wie DeFi in der Praxis funktioniert.

Kryptowährungen verleihen (Lending)

Beim Lending verleihen Anleger:innen ihre Kryptowährungen an andere und erhalten dafür Zinsen. So lassen sich digitale Vermögenswerte passiv nutzen. Die Bedingungen und Abläufe sind im Programmcode festgelegt: Kredite, Rückzahlungen und Zinsberechnungen laufen automatisch. Der Zinssatz passt sich dynamisch an, je nachdem wie viel Kapital im Pool liegt und wie stark Kredite nachgefragt werden.

Ein Beispiel ist Aave: Nutzer:innen stellen dort Kryptowährungen wie beispielsweise Ether bereit, die andere leihen können. Die Zinsen verändern sich laufend mit Angebot und Nachfrage.

Kapital aufnehmen (Borrowing)

Wer kurzfristig Liquidität benötigt, kann eigene Kryptowährungen als Sicherheit hinterlegen und dafür andere Token leihen. Eine Bonitätsprüfung entfällt. Der hinterlegte Betrag muss den geliehenen Wert übersteigen. Dieses Prinzip heisst Überbesicherung und reduziert das Risiko von Zahlungsausfällen.

Plattformen wie Aave oder Compound wickeln diese Kredite automatisch und durchgehend ab, von der Hinterlegung bis zur Rückzahlung.

Kryptowährungen direkt tauschen

Beim dezentralen Handel werden Kryptowährungen direkt zwischen Nutzer:innen getauscht, ohne zentrale Börse, ohne Registrierung und ohne Vermittler:innen.

Während klassische Börsen mit Orderbüchern arbeiten, in denen Kauf- und Verkaufsangebote zusammengeführt werden, nutzt DeFi ein anderes Prinzip: die Liquiditätspools. Nutzer:innen stellen dabei ihre Kryptos in gemeinsame Pools, aus denen andere direkt Token tauschen können. Smart Contracts regeln automatisch, zu welchem Preis der Handel stattfindet.

Eine der bekanntesten Plattformen ist Uniswap. Hier lassen sich Token rund um die Uhr handeln, transparent, automatisiert und ohne zentrale Kontrolle.

Staking und Netzwerkbeteiligung

Beim Staking werden eigene Kryptowährungen im Blockchain-Netzwerk hinterlegt, um Transaktionen zu bestätigen und die Stabilität des Systems zu sichern. Als Gegenleistung erhalten Teilnehmer:innen regelmässige Erträge in Form neuer Token.

Staking erinnert an Zinsen, funktioniert aber anders: Die Belohnungen stammen nicht aus Kreditgeschäften, sondern aus der aktiven Teilnahme am Netzwerkbetrieb. Je mehr Token hinterlegt werden, desto stärker ist die Absicherung der Blockchain.

Plattformen wie Lido vereinfachen den Einstieg ins Staking. So können auch Nutzer:innen mit kleineren Beträgen teilnehmen, ohne sich mit der technischen Einrichtung im Detail beschäftigen zu müssen.

Ertragsstrategien kombinieren (Yield Farming)

Beim Yield Farming wird Kapital über verschiedene DeFi-Anwendungen verteilt, um die Renditechancen zu maximieren. Dabei werden Vermögenswerte mithilfe automatisierter Protokolle zwischen verschiedenen Anwendungen verschoben, dorthin, wo gerade die besten Ertragschancen bestehen.

Diese Strategie richtet sich an erfahrene Nutzer:innen, die die Mechanismen und Risiken dezentraler Finanzmärkte verstehen. Ein Beispiel ist Yearn Finance: Die Plattform analysiert laufend verschiedene DeFi-Protokolle und legt Kapital dynamisch dort an, wo die höchsten Ertragschancen winken.

Unterschiede DeFi versus traditionelle Finanzwelt

DeFi bildet viele klassische Finanzfunktionen digital ab, funktioniert aber grundlegend anders. Die folgende Übersicht zeigt, wie sich wesentliche Merkmale dezentraler und traditioneller Finanzsysteme unterscheiden:

MerkmaleDeFi: dezentralisierte FinanzweltTraditionelles Finanzsystem
Merkmale
Regulierung
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt
Der Markt ist bisher nur teilweise reguliert. Regeln entwickeln sich erst und unterscheiden sich je nach Land.
Traditionelles Finanzsystem
Umfassend reguliert mit klaren gesetzlichen Vorgaben, behördlicher Aufsicht und verbindlichen Regeln zum Schutz von Anleger:innen.
Merkmale
Sicherheit
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt

Sicherheit hängt von der Programmierung der Smart Contracts und dem Verhalten der Nutzer:innen ab.

Traditionelles Finanzsystem

Kundengelder sind durch Gesetze, Einlagensicherung und institutionelle Prozesse geschützt.

Merkmale
Verwahrung
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt
Anleger:innen verwahren ihre Kryptowährungen selbst in einer persönlichen Wallet.
Traditionelles Finanzsystem
Vermögenswerte werden von Banken oder Finanzinstituten in Konten und Depots verwaltet.
Merkmale
Abwicklung
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt
Smart Contracts führen Transaktionen automatisch und ohne Zwischeninstanz aus.
Traditionelles Finanzsystem
Transaktionen werden durch Banken oder Intermediäre geprüft und abgewickelt.
Merkmale
Verfügbarkeit
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt
Handel und Anwendungen sind rund um die Uhr, an sieben Tagen pro Woche, verfügbar.
Traditionelles Finanzsystem
Finanzmärkte unterliegen festen Öffnungszeiten.
Merkmale
Zugang
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt
Teilnahme ist offen für alle mit Internetzugang und Wallet.
Traditionelles Finanzsystem
Zugang nur über ein Bankkonto oder Finanzinstitut möglich.
Merkmale
Transparenz
DeFi: dezentralisierte Finanzwelt

Alle Transaktionsdaten sind öffentlich auf der Blockchain einsehbar. Vertrauen entsteht durch Technologie.

Traditionelles Finanzsystem
Informationen liegen bei den Institutionen. Vertrauen entsteht durch Regulierung und Reputation.

Marktgrösse DeFi

Die Grösse des DeFi-Markts lässt sich am sogenannten Total Value Locked (TVL) ablesen. Er zeigt, wie viel Kapital in Smart Contracts gebunden ist, also das Kryptovermögen, das Anleger:innen in DeFi-Protokollen hinterlegt haben. Der TVL gilt als wichtiger Indikator für Aktivität, Vertrauen und Wachstum.

Nach einem starken Aufschwung erreichte der TVL 2021 rund 180 Milliarden US-Dollar. Danach fiel er infolge des allgemeinen Marktrückgangs, bevor er sich ab 2023 wieder stabilisierte. Anfang Oktober 2025 liegt der TVL bei etwa 160 Milliarden US-Dollar. Das zeigt, dass DeFi nach einer Phase der Konsolidierung wieder an Stärke gewinnt.

Im Vergleich zum globalen Finanzsystem bleibt das Volumen zwar klein, doch das Wachstum verdeutlicht die Dynamik. Immer mehr Kapital fliesst in Protokolle, die Kredite, Handel und Ertragsstrategien vollständig digital abwickeln.

Die Risiken im Blick behalten

DeFi bietet neue Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen. Wer dezentral investiert, trägt mehr Verantwortung und sollte sich der Risiken bewusst sein.

  • Technische Fehler: Smart Contracts führen Transaktionen automatisch aus. Sind sie fehlerhaft programmiert, kann das zu Verlusten führen, oft ohne Möglichkeit zur Korrektur. Im Gegensatz zu traditionellen Finanzsystemen gibt es keine Stelle, die eingreifen oder eine Transaktion rückgängig machen kann.
  • Hacks und Sicherheitslücken: Auch wenn viele DeFi-Protokolle gut getestet sind, bleiben sie ein Ziel für Angriffe. Hacker:innen können Schwachstellen ausnutzen und Gelder stehlen, und oft ist nicht klar, ob oder wie diese ersetzt werden.
  • Marktschwankungen: Kryptowährungen sind für ihre hohe Volatilität bekannt. Starke Kursverluste können dazu führen, dass Sicherheiten plötzlich nicht mehr ausreichen, was beispielsweise automatisch zur Liquidation eines Kredits führen kann. Mehr dazu im Beitrag «Volatilität bei Kryptowährungen verstehen».
  • Keine Einlagensicherung: Während Bankeinlagen in der Schweiz gesetzlich bis zu 100'000 Franken pro Kund:in geschützt sind, fehlt im DeFi-Bereich ein vergleichbarer rechtlicher Schutz vollständig.
  • Volle Eigenverantwortung: Die Kontrolle über das eigene Vermögen liegt bei den Nutzer:innen. Wer seine Wallet-Zugangsdaten (Seed Phrase) verliert, verliert auch das eingesetzte Vermögen.
     

DeFi: Wohin geht die Reise?

DeFi ist mehr als ein Trend. Weltweit entstehen neue Protokolle, Anwendungen und Geschäftsmodelle. Gleichzeitig steigt das Interesse an klaren Regeln, um Risiken wie Hacks, Betrug oder unklare Haftung zu reduzieren.

Um dem steigenden Interesse gerecht zu werden und den Risiken dezentraler Anwendungen etwas entgegenzusetzen, integrieren auch traditionelle Finanzdienstleister ausgewählte DeFi-Elemente in ihre bestehenden Angebote. So lassen sich innovative Funktionen wie Staking in einem regulierten, vertrauten Umfeld nutzen. Anleger:innen profitieren von mehr Sicherheit, ohne auf die Chancen der neuen Technologien zu verzichten.

 

Fragen und Antworten

  • DeFi steht für «Decentralized Finance». Es bezeichnet Finanzdienstleistungen, die ohne Banken oder zentrale Plattformen funktionieren. Smart Contracts auf der Blockchain übernehmen Aufgaben wie Kreditvergabe, Handel oder Zinszahlungen automatisch.

  • Im klassischen System wickeln Banken Transaktionen ab und verwahren Vermögen. Bei DeFi übernehmen das die Programme auf der Blockchain. Nutzer:innen behalten uneingeschränkt die Kontrolle über ihre Gelder und greifen direkt auf Anwendungen zu.

  • DeFi bringt Chancen, aber auch Risiken: Fehlerhafte Smart Contracts, Hackerangriffe oder starke Kursschwankungen können zu Verlusten führen. Es gibt keine Einlagensicherung und keine zentrale Stelle, die Verluste ausgleicht.

  • Die Sicherheit hängt von der Programmierung und der Sorgfalt der Nutzer:innen ab. Bewährte Protokolle sind oft geprüft, aber nie völlig risikofrei. Wer investiert, sollte sich gut über die Plattform informieren und nur so viel Geld einsetzen, wie im Falle eines Totalverlusts verkraftbar ist.

  • Viele DeFi-Projekte werden gemeinschaftlich gesteuert. Besitzer:innen bestimmter Token können über Änderungen abstimmen, etwa zu Gebühren, neuen Funktionen oder Strategien. So bestimmen Nutzer:innen mit, wohin sich ein Protokoll entwickelt.

  • Peer-to-Peer bedeutet, dass Transaktionen direkt zwischen Teilnehmenden stattfinden. Es braucht keine Vermittler wie Banken oder Broker, da Smart Contracts die Abläufe automatisch regeln.

  • Wer neu im Thema DeFi ist, sollte klein anfangen, sich mit den Grundlagen vertraut machen und die eigene Wallet sicher aufbewahren. Wichtig ist, nur das zu investieren, was man langfristig entbehren kann.

  • Nein. DeFi-Protokolle bieten keine persönliche Beratung. Jede Entscheidung liegt bei den Nutzer:innen selbst.

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