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Erstellt am 19.02.2018 | Aktualisiert am 21.03.2024

Was sind nachhaltige Anlagen? Die wichtigsten Grundlagen

Das Marktangebot an ESG- und nachhaltigen Geldanlagen wächst rasant. Anleger:innen wollen mit ihren Investments neben einer guten finanziellen Performance vermehrt auch eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und Umwelt erzielen. Jedoch wird es zunehmend schwierig zu verstehen, was die eigene Investition genau bewirkt. Wir erläutern ein paar Grundlagen.

«Nachhaltigkeit» und «ESG» sind in aller Munde. Einerseits ist die Finanzindustrie mit neuen regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Vorgaben konfrontiert, andererseits zeigen auch Anleger:innen verstärktes Interesse an der Sustainable-Finance-Thematik, das in der Regel von drei Motivationen getrieben wird:

  • Anleger:innen wollen ein besseres Risiko-Rendite-Profil durch den Einbezug von ESG- und/oder Nachhaltigkeitsfaktoren.
  • Anleger:innen wollen, dass ihre Anlagen ihre Wertehaltung und ihre moralischen Vorstellungen widerspiegeln.
  • Anleger:innen wollen mit ihrem Geld einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft erreichen.

Die Bemessung der Nachhaltigkeit und ESG-Faktoren ist eine Herausforderung. Doch sie ist entscheidend für Anleger:innen, um möglichst akkurate Informationen zu erhalten und Investitionsentscheide zu treffen, die mit ihrer Motivation übereinstimmen.

Unterscheidung «ESG» und «Nachhaltigkeit» im Finanzkontext

Wer sich mit Finanzinstrumenten auseinandersetzt, stösst unweigerlich auf Begriffe wie «Nachhaltigkeit» und «ESG». Sie werden gerne synonym verwendet, doch gerade im Finanzsektor ist die Differenzierung wichtig, damit Anleger:innen Investitionsmöglichkeiten und Produkte besser verstehen und informierte Entscheidungen treffen können.

ESG

ESG ist ein Akronym und steht für:

  • Environment (Umwelt)
  • Social (Soziales)
  • Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung)

ESG-Ratings sind Teil des Risikomanagements. Sie haben zum Ziel, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Performance von Unternehmen zu bewerten und quantifizieren. Diese Bewertungen können Anleger:innen dabei helfen, langfristige Risiken und Chancen besser zu verstehen und in ihre Investitionsentscheide zu integrieren. In der Regel werden beim Rating die drei Faktoren in Unterkategorien eingeteilt, einzeln untersucht und bewertet. Beim Faktor «Umwelt» werden beispielsweise die verursachte Luftverschmutzung, der Wasserverbrauch oder CO2-Ausstoss untersucht. Wenn emittierende Unternehmen mittels ESG-Rating bewertet werden, geschieht das in der Regel durch Ratingagenturen, die ihre eigenen Modelle verwenden. Das führt dazu, dass die verschiedenen ESG-Ratings wenig miteinander korrelieren. Es ist ratsam, sich über das eingesetzte Bewertungsmodell zu informieren.

Nachhaltigkeit

Damit Finanzprodukte als «nachhaltig» bezeichnet werden dürfen, müssen sie sich nachweislich positiv auf Umwelt und Gesellschaft auswirken. Beispielsweise, indem sie einen direkten Beitrag zu übergeordneten Zielen leisten, wie die Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 1.5 Grad Celsius oder den Erhalt der biologischen Vielfalt. Folglich ist der Begriff «Nachhaltigkeit» im Zusammenhang mit Anlegen stark an eine konkrete gesellschaftliche und/oder ökologische Wirkung geknüpft und somit eng gefasst.

Nachhaltige Investitionsansätze im Überblick

Nachhaltige Investitionsansätze werden von Anleger:innen angewendet, um ESG- und/oder Nachhaltigkeitsfaktoren in ihre Investitionsentscheide zu integrieren. Jeder der Investitionsansätze hat Stärken und Schwächen. In Kombination können diese aber kompensiert und die Wirkung verstärkt werden. Achten Sie deshalb darauf, dass ein ESG- bzw. nachhaltiges Finanzinstrument mehrere Ansätze anwendet. Von folgenden Ansätzen wird heute Gebrauch gemacht:

ESG-Integration

Die ESG-Integration bedeutet, ESG-Opportunitäten und -Risiken direkt in die herkömmliche Finanzanalyse einzugliedern. Hierbei werden ESG-Kriterien systematisch in Anlageentscheidungen miteinbezogen, welche die Investitionen neben finanziellen Aspekten erfüllen müssen. Vergleiche Abschnitt «ESG».

Ausschluss

Beim Ausschluss entscheidet man gezielt, bestimmte Unternehmen oder Länder, basierend auf Kriterien wie Geschäftspraktiken oder Einhaltung von Werten, aus einem Portfolio auszuschliessen. Diese Ausschlüsse erfolgen entweder bedingungslos aufgrund von Wertekonflikten oder ESG-Risiken oder bedingt durch negative geschäftliche Praktiken, wie Verstösse gegen bestimmte Normen oder Menschenrechte. Beispiel dafür ist der Ausschluss von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen.

Positivselektion

Bei der Positivselektion werden Anlagen nur dann für Investitionen in Betracht gezogen, wenn sie bestimmte nachhaltige Mindestkriterien erfüllen, die anhand von Nachhaltigkeitsratings oder anderen Kennzahlen festgelegt werden können.  

Best-in-Class-Ansatz

Beim Best-in-Class-Ansatz wählen Anleger:innen Unternehmen aus, die innerhalb ihres Sektors eine besonders starke ESG-Performance aufweisen. Unternehmen mit ESG-Ratings über einem festgelegten Schwellenwert gelten als investierbar. So können nach diesem Ansatz selbst Unternehmen aus weniger nachhaltigen Branchen ausgewählt werden, vorausgesetzt, sie sind in Bezug auf ESG-Kriterien führend.

Nachhaltiger Themenansatz

Nachhaltige thematische Anlagen investieren in Unternehmen oder Länder, die zur Umsetzung von ökologischen und sozialen Lösungen beitragen, wie erneuerbare Energien, Bildung oder Gesundheitssysteme, um damit Umwelt- und soziale Herausforderungen anzugehen.

Mehr zu Themeninvestments in unserem Blogbeitrag «Themeninvestments – So investieren Sie in Megatrends».

Impact Investment

Mit Impact Investment wird neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare positive Wirkung auf ökologische und soziale Entwicklungen angestrebt. Die positive Wirkung muss deklariert und dementsprechend messbar sein, was nicht immer einfach ist.

Aktive Aktionärspolitik

Durch eine aktive Aktionärspolitik können Anleger:innen Einfluss auf den Umgang des Unternehmens mit ESG- oder Nachhaltigkeits-Themen nehmen. Grundsätzlich stehen ihnen dazu zwei Optionen zur Verfügung:

Unternehmensdialog

Beim Engagement nutzen Anleger:innen zur Einflussnahme den Dialog. Sie kommunizieren mit der Unternehmensleitung und reichen Anträge ein, um Veränderungen anzustossen. Um ihren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen, schliessen sich Anleger:innen oft zusammen und bilden Initiativen. 

Stimmrechtsausübung

Stimmrechtsausübung bedeutet, dass Anleger:innen ihre Stimmrechte nutzen, um Umwelt- und Sozialfragen bei Unternehmen anzusprechen, die ihren ESG- oder Nachhaltigkeits-Grundsätzen widersprechen.

So finden Sie nachhaltigkeitsbezogene Anlagen, die Ihnen entsprechen

Wenn Sie die vorgestellten Begrifflichkeiten und Ansätze kennen, haben Sie bereits eine gute Basis, um Investments zu finden, die einer oder mehreren ihrer Motivationen entsprechen. Zusätzlich zu den allgemeingültigen Fragen, die Sie sich beim Zusammenstellen Ihres persönlichen Anlage-Portfolios stellen sollten, können Sie sich folgende Überlegungen machen:

  • Will ich in Unternehmen investieren, die die ESG-Risiken im Griff haben oder in Unternehmen, welche ihre negativen Umwelt- und Gesellschafts-Auswirkungen minimieren, bzw. die positiven maximieren?
  • Gibt es gewisse Nachhaltigkeitsthemen, die mir besonders wichtig sind?
  • Wie viel Zeit kann ich in die Recherche der angewendeten Bewertungssysteme investieren?
  • In welche Sektoren und Unternehmen möchte ich auf keinen Fall investieren?
  • Welches Finanzinstrument (Anlagefonds, Einzeltitel, etc.) ist optimal für meine Ziele?

Bei all diesen Überlegungen kann ein persönliches Beratungsgespräch Klarheit schaffen und Ihnen dabei helfen, die für Sie beste Investitionsmöglichkeit zu identifizieren.

Weiter zu unserem umfassenden Anlegen-Guide.

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