Künstliche Intelligenz im Schweizer E-Commerce: So profitieren auch kleinere Onlinehändler

13.06.2025

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst nicht mehr nur ein Thema für Tech-Giganten. Auch kleine und mittlere Onlinehändler in der Schweiz können heute einfach und effizient davon profitieren, sei es durch automatisierte Kundenkommunikation, intelligente Produktempfehlungen oder genauere Umsatzprognosen. Viele Tools, die im Marketing, in der Cybersicherheit oder im Content-Bereich verwendet werden, arbeiten bereits im Hintergrund mit KI. Dieser Beitrag zeigt Ihnen konkret, wie Sie KI in Ihrem Onlinegeschäft sinnvoll einsetzen können und worauf Sie achten sollten.

Warum jetzt in KI-Technologie investieren?

Der Schweizer Detailhandel steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, von der Personalknappheit über die wachsende Konkurrenz durch chinesische Onlinehändler wie Temu und Shein bis hin zu Preissteigerungen im Einkauf. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss effizienter arbeiten, Kund:innen gezielter ansprechen und datenbasierte Entscheidungen treffen. Genau hier kommt künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel.

KI ist kein Zukunftsthema mehr, sondern ein Werkzeug, das bereits heute hilft, Zeit zu sparen, Umsätze zu steigern und Ressourcen gezielter einzusetzen. Besonders für kleinere und mittlere Onlinehändler lohnt sich der Blick auf drei zentrale Einsatzbereiche:

So können Sie KI konkret in Ihrem Onlineshop einsetzen

Einer Onlinehändlerbefragung von 2024 zufolge – die vollständige Studie finden Sie auf Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster zhaw.ch – nutzen bereits 54 Prozent der befragten Unternehmen KI-Tools für Übersetzungen und 53 Prozent setzen bei der Texterstellung auf generative KI. Als Vorteile sehen sie die Zeitersparnis, die Möglichkeit, mehr Content zu erstellen und die geringeren Personalkosten. Viele im E-Commerce gebräuchliche Tools arbeiten inzwischen mit künstlicher Intelligenz, oft im Hintergrund. Besonders gut eignen sich vor allem KI-Tools für Schweizer Onlinehändler, die sich einfach umsetzen lassen und sofort einen Mehrwert bringen. Hier einige Beispiele, wie Sie KI heute schon produktiv einsetzen können:

  • Durch Automatisierung des Beantwortens von Kundenanfragen kann im Servicebereich effizienter gearbeitet werden. Viele einfache Probleme kann beispielsweise ein KI-basierter Chatbot selbst lösen, nur in komplexeren Fällen ist dann eine Bearbeitung durch Service-Mitarbeitende nötig. Kund:innen können sich mit einem KI-Chatbot für Onlineshops genauso natürlich wie mit einem Menschen unterhalten und Unterstützung bei Servicefragen, aber auch Beratung zu Produkten erhalten. Chatbots im Kundenservice sind für Kund:innen einfach zu nutzen und rund um die Uhr verfügbar. SaaS-Lösungen in diesem Bereich lassen sich nahtlos an Onlineshops und ERP-Systeme anbinden und erfordern in der Regel keine tiefgreifenden Änderungen in der IT-Infrastruktur. Derzeit setzen 21 Prozent der in der vorgenannten Studie befragten grösseren Onlineshops, aber nur 5 Prozent der kleineren Onlineshops einen Service-Chatbot ein.

  • KI-Produktempfehlungen und Personalisierung im E-Commerce können den Umsatz steigern. Ausserdem tragen intelligente Produktempfehlungen im E-Commerce zu einer besseren Nutzererfahrung und somit zu höherer Kundenzufriedenheit bei. Möglichkeiten zur Personalisierung nutzen 18 Prozent der grösseren, aber nur 3 Prozent der kleineren Onlineshops. Ausserdem verwenden 25 Prozent der befragten grösseren Onlineshops KI für Produktempfehlungen – gegenüber nur 7 Prozent der kleineren Shops. Um kompetent auf Kundenanfragen zu antworten, benötigt der Chatbot eine Integration in ERP und Onlineshop.

  • Die Vorteile einer KI-basierten Lagerbestandssteuerung wachsen mit der Grösse des Sortiments und der Anzahl der täglichen Bestellungen. Datenanalyse und Vorhersage mit KI-Tools können dazu beitragen, Lieferengpässe zu vermeiden sowie Lagerbestände dynamisch an die zu erwartende Nachfrage anzupassen. Der Onlinehändlerbefragung zufolge nutzen nur 4 Prozent der befragten Onlineshops derzeit KI für Automatisierung im Einkauf.

  • KI-gestützte Forecasting-Tools können auch Absatz- und Umsatzprognosen erstellen, die für strategische Entscheidungen hilfreich sind. KI-Forecasting für den E-Commerce nutzen allerdings derzeit noch nur 4 Prozent der befragten Onlineshops.

  • Generative künstliche Intelligenz (GenAI) kann dabei helfen, den Onlineshop mit attraktiven, suchmaschinenoptimierten Inhalten zu befüllen. KI-Tools wie ChatGPT sowie spezialisierte Anwendungen wie Frase oder Ahrefs helfen bei der Gestaltung von ansprechenden, informativen und suchmaschinenoptimierten Produkttiteln. Auch Produkttexte können mit ChatGPT verfasst werden. Beachten Sie aber, dass diese Texte mitunter Fehler enthalten könnten und unbedingt vor der Veröffentlichung geprüft werden müssen. Auch Produktbilder können mit KI-Tools wie Canva professionell nachbearbeitet werden. Das KI-Tool Midjourney und ähnliche Anwendungen erlauben Ihnen sogar, komplette Bilder aus Texteingaben zu erstellen. Nicht zuletzt finden Sie mit Tools wie SEO.ai passende Keywords für die Suchmaschinenoptimierung.

  • Im Bereich der Cybersecurity verbessert KI-gestützte Datenanalyse die Abwehr von Bedrohungen. KI-Cybersicherheit im Onlinehandel wird beispielsweise auch für die Betrugserkennung im Zahlungsverkehr eingesetzt. Daher sollten Sie für die Zahlungsabwicklung im Onlineshop auf einen vertrauenswürdigen Partner setzen, um von diesen Technologien zu profitieren.

    Mehr über sichere Zahlungsmethoden im Onlineshop erfahren

    Weitere Informationen zu Zahlungstechnologien im Schweizer E-Commerce

KI im Zahlungsverkehr

PostFinance setzt fortschrittliche KI-Technologien ein, um Zahlungen für Ihren Onlineshop schneller, sicherer und transparenter abzuwickeln. KI-Systeme erkennen Ungereimtheiten im Zahlungsverkehr sehr viel schneller und genauer als Menschen. Indem sie verdächtige Transaktionen schnell identifizieren, können sie Betrug im Echtzeit-Zahlungsverkehr mit PF-Card, Kreditkarte oder TWINT verhindern. Darüber hinaus kann KI nicht autorisierte Login-Versuche durch die Analyse von Verhaltensmustern erkennen. Als kleiner Onlinehändler profitieren Sie dank der KI-gestützten Lösungen von PostFinance ausserdem von automatisierten Prozessen, besserer Planung und einfacher Systemanbindung – zugleich können Sie mit dem PostFinance-Service alle wichtigen Zahlungsmethoden in Ihrem Shop akzeptieren.

Checkliste: So starten Onlinehändler sicher mit KI

Wie sich zeigt, kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz in E-Commerce-KMUs sowohl relativ einfach gelingen als auch grosse Vorteile bringen. Manche Tools, wie ChatGPT und Midjourney zur Erstellung von Content, lassen sich sogar ganz ohne Voraussetzungen direkt über ein Web-Interface im Browser nutzen. Für aufwändigere Lösungen können Sie diesen fünf Schritten folgen:

  • Künstliche Intelligenz benötigt zuverlässige Daten, möglichst in Echtzeit. Für umfassenden KI-Einsatz sollten Prozesse im Unternehmen digital sein und in einem ERP verwaltet werden.

  • Moderne Plattformen besitzen zahlreiche Schnittstellen und bieten gute Voraussetzungen für die Anbindung von KI-Anwendungen. In manchen gängigen Lösungen sind bereits KI-Tools integriert, die sinnvolle Funktionen bieten.

  • Wo macht der Einsatz von KI Sinn? Hochspezialisierte Händler, die nur eine Handvoll Produkte im Sortiment haben, profitieren etwa von KI-basierten Produktempfehlungen nicht so sehr wie grosse Onlineshops mit Tausenden Produkten.

  • Möglicherweise bieten Ihr ERP und Ihre Shop-Plattform bereits KI-Funktionen an. Es kann sich aber auch der Umstieg auf Lösungen anbieten, die auf KI-Funktionalität spezialisiert sind. Grundsätzlich sollten Sie langfristig denken und sowohl die Skalierbarkeit als auch die Kompatibilität im Auge behalten. Jede nachträgliche Änderung kann grösseren Aufwand verursachen.

  • Bevor KI-Anwendungen endgültig zum Einsatz kommen, müssen auch alle rechtlichen Implikationen, zum Beispiel rund um den Datenschutz, geprüft sowie gegebenenfalls die Datenschutzerklärung und die AGB angepasst werden. Immer mehr Unternehmen veröffentlichen auf Ihrer Website einen KI-Disclaimer, der darlegt, wie KI zur Generierung und Personalisierung von Inhalten eingesetzt wird. Ausserdem sollten Mitarbeitende, die KI-Tools nutzen, entsprechend geschult werden.

Portrait Philippe Mettler

Philippe Mettler, Digital Commerce Consultant, Post CH AG

Philippe Mettler verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung und in der Projektumsetzung, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, Web und PIM. Er besitzt umfangreiche praktische Kenntnisse mit Kundinnen und Kunden aus verschiedensten Branchen. Mit diesem Wissen hilft er unseren Kund:innen, sich im digitalen Reifegrad weiterzuentwickeln und erfolgreich im Digital Commerce zu agieren.

Was sollten speziell Onlinehändler bei der Planung des KI-Einsatzes bedenken?

Wichtig ist, nicht abzuwarten, sondern aktiv erste Erfahrungen zu sammeln. Wer gute Resultate erzielen will, sollte prüfen, ob externe Unterstützung sinnvoll ist, zum Beispiel für die Auswahl passender Tools oder für die Integration in bestehende Prozesse. Der Einsatz von KI bietet zudem grosses Potenzial für die Automatisierung, etwa bei wiederkehrenden Aufgaben. Entscheidend ist, dranzubleiben und den Umgang mit KI laufend weiterzuentwickeln.

Welche Erfahrungen gibt es aus der Praxis?

Besonders im Bereich von Texten und Übersetzungen zeigt sich der Nutzen von KI deutlich. Die Akzeptanz und Nutzung sind hier bereits hoch. Auch Produktbilder lassen sich heute mit überschaubarem Aufwand und Basiswissen in guter Qualität erstellen. Darüber hinaus hängt der Nutzen stark vom jeweiligen Unternehmen ab. Immer mehr Anwendungen sind inzwischen direkt in E-Commerce-Tools integriert. Wichtig ist, dass man als Marke sichtbar bleibt. Die Modelle müssen gut trainiert werden, damit die Kommunikation auch wirklich zur Marke passt und sich nicht im Einheitsbrei verliert.

Wie unterstützt das Digital Commerce Team der Post Detailhändler in der Schweiz?

Unser Ziel ist, unsere Kund:innen im E-Commerce erfolgreicher zu machen. Besonders im Bereich Marktplätze sehen wir aktuell viel ungenutztes Potenzial. Hier helfen wir bei der Bewertung der Möglichkeiten und begleiten beim Onboarding auf passende Plattformen, immer mit dem Ziel, den Handel digital voranzubringen.

Fragen und Antworten

  • Grundsätzlich arbeiten alle KI-Anwendungen mit der Analyse von Daten, diese müssen deshalb für viele Anwendungen zur Verfügung stehen. Der E-Commerce ist oft schon hochgradig digitalisiert und bietet deshalb sehr gute Voraussetzungen für den KI-Einsatz. Idealerweise gibt es ein digitales ERP-System, in dem über verschiedene Schnittstellen (API) digital Daten aus allen Unternehmensbereichen zusammenlaufen. Darüber hinaus müssen die dort zusammenlaufenden digitalen Daten aber erst in den einzelnen Bereichen erhoben werden: Digitale Bestandsdaten aus der Lagerhaltung, Bestellungen und Nutzerverhalten im Onlineshop sowie digitale Buchhaltungsdaten bieten die Datenbasis für verschiedene KI-Analysen und -Prognosen.

  • Ist das Unternehmen bereits weitgehend digitalisiert, dann benötigen Sie für die Einführung von KI-Technologien im Grunde nicht mehr viel. Zahlreiche gängige ERP-, E-Commerce- und Shopsysteme haben bereits KI-Tools integriert, mit denen sich die Vorteile künstlicher Intelligenz ganz ohne zusätzlichen Aufwand nutzen lassen. Dies gilt auch für Unternehmenslösungen renommierter, weit verbreiteter Anbieter wie Microsoft oder SAP. Weitere Tools sind als Software-as-a-Service erhältlich und können ebenfalls meist mit relativ geringem Aufwand eingebunden werden. Lediglich grosse Unternehmen im E-Commerce-Bereich, wie Amazon oder Otto, nutzen umfassende selbstentwickelte KI-Lösungen.

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