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Erstellt am 29.11.2018

Sondereffekte: Was Sie wissen müssen, um Unternehmenskennzahlen zu vergleichen

Offizielle Unternehmenskennzahlen sind wichtige Indikatoren für alle Anleger, die sich intensiver mit Aktien oder Obligationen befassen möchten. Anhand der Bilanzen und Erfolgsrechnungen, lassen sich Unternehmen einschätzen und bewerten. Die sogenannten «Sondereffekte» machen dies aber immer schwieriger. Was genau Sondereffekte sind und weshalb sie Kennzahlen von Unternehmen schwer vergleichbar machen, erklären wir hier einfach und verständlich.

Anleger, die bereits über ein gewisses Grundwissen verfügen, haben die Möglichkeit, anhand verschiedener Kennzahlen Unternehmen zu bewerten. So können sie unabhängig von Analystenmeinungen selbst abschätzen, ob sie Aktien von ausgewählten Unternehmen kaufen, halten oder verkaufen möchten. Bei der Aktienbewertung zum Beispiel gehören Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite, Marktkapitalisierung und Eigenkapitalrendite zu den wichtigsten Kennzahlen. Bei der Analyse von Unternehmen sind Eigenfinanzierungsgrad, Liquiditätsgrade, Cash-Flow-Marge und EBIT-Marge unter anderem wichtige Indikatoren. Mehr zu den wichtigsten Kennzahlen finden Sie im Artikel «Aktien - die fünf wichtigsten Kennzahlen».

EBIT: das operative Ergebnis verstehen

Das EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) bezeichnet den Gewinn vor Zinsen und Steuern und zeigt uns entsprechend den Gewinn, den ein Unternehmen über einen bestimmten Zeitraum (z. B. ein Jahr) erwirtschaftet hat. Alle Aufwände und Einnahmen, ausser die erwähnten Zinsen und Steuern, sind in diesem Resultat mit drin. Damit soll eine Basis geschaffen werden, mit welcher der Gewinn verschiedener Unternehmen einfach verglichen werden kann.

Sondereffekte beeinflussen den Gewinn

Im EBIT nicht mit berücksichtigt sind die sogenannten Sondereffekte. Als Sondereffekte gelten zum Beispiel Zukäufe von anderen Unternehmen, Restrukturierungen oder externe Faktoren wie Naturkatastrophen oder steigende Rohstoffpreise. Einfach gesagt, fallen also alle einmaligen, ausserordentlichen Aufwände und Erträge unter die Sondereffekte. Diese Aufwände können die Bilanz und somit den Gewinn sowohl positiv als auch negativ beeinflussen: Wenn ein Unternehmen zum Beispiel ein eigenes Grundstück zu einem gewinnbringenden Preis verkauft, steigt der Gewinn. Wenn aber zum Beispiel der Lagerbestand einer Papierfabrik einer Überschwemmung zum Opfer fällt, sinkt der Gewinn – dies natürlich nur, wenn der Lagerbestand nicht komplett versichert war.

Von der Bereinigung hin zum buchhalterischen Trick

Was soweit eigentlich sehr sinnvoll erscheint, ist in den letzten Jahren häufig zu einem Trick geworden: Firmen deklarieren zum Beispiel Abschreibungen oder Renovationen als Sondereffekte und verzerren so das EBIT in die Richtung, die ihnen gerade passt. Natürlich tun dies nicht alle Unternehmen. Wer aber bei der Bilanzanalyse auf ein Unternehmen stösst, das besonders hohe Erträge oder Verluste ausweist, ohne, dass ein erkennbarer, ausgewiesener Grund dahinter steht, sollte sich genau anschauen, wie dieser Verlust oder Gewinn zustande gekommen ist. Handelt es sich um einen tatsächlichen Sondereffekt oder nur um einen Kniff?

Auch für die Volkswirtschaft relevant

Nicht nur in der Privatwirtschaft kommen Sondereffekte immer häufiger zum Zuge: Sie betreffen auch Nationen bzw. Nationalbanken oder Währungsregionen, zum Beispiel, wenn es um Einschätzungen zum Wirtschaftswachstum geht. Steuerreformen, höhere oder tiefere Ein- oder Abwanderungszahlen oder sogar klimatische Komponenten können in der Volkswirtschaft eine Rolle spielen. Wenn das Jahr zum Beispiel besonders mild war, kann das den ganzen Bausektor eines Landes betreffen. Herrschen zum Beispiel schon Ende Februar frühlingshafte Temperaturen, wird mehr gebaut, als wenn bis im Mai noch Frost und Schnee vorherrschen. Die ganze Baubranche profitiert also im ersten Quartal dieses Jahres davon, was in die Wirtschaftszahlen des Landes einfliesst und so auch die Prognosen, Trends und Geldpolitik eines Landes beeinflusst.

Sondereffekte beeinflussen also sowohl Unternehmens- wie auch Wirtschaftszahlen. Sie zu kennen und zu verstehen hilft Anlegern, Ergebnisse und Prognosen besser einzuordnen und entsprechend auch genauer zu verstehen, welche Anlagen sich lohnen – oder eben nicht. Wer selbst Aktien und Unternehmen analysieren möchte, sollte sich aber auch mit den Grundlagen der Aktien- und Bilanzanalyse vertraut machen.

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