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Erstellt am 25.07.2022

Existenzgründung: Der grosse Leitfaden von der Idee bis zum selbstständig werden

Eine gute Geschäftsidee für den Weg in die Selbstständigkeit scheitert oft am fehlenden Mut für den ersten Schritt. Die häufigsten Fragen zum Thema Existenzgründung betreffen diese ersten Schritte. Dieser umfassende Leitfaden stellt sicher, dass Sie sich mit Ihrer Geschäftsidee erfolgreich selbstständig machen können.

Viele liebäugeln mit der Idee, sich selbstständig zu machen. Denn es ist attraktiv, sich seine Zeit selbst einteilen zu können, strategische Entscheidungen selbst fällen zu dürfen und sich einen Job mit Sinnhaftigkeit zu kreieren.

Andererseits bedeutet berufliche Selbständigkeit für eine Existenzgründerin oder einen Existenzgründer nicht, ein Schoggi-Leben zu haben. Schliesslich kommen mit der Existenzgründung auch einige Herausforderungen und viel Verantwortung auf Sie zu. Als Existenzgründerin und Existenzgründer werden Sie zur Unternehmerin und zum Unternehmer. Das heisst, es wird Sie niemand mehr ermahnen, die Deadline zu erreichen. Sie werden für den Umsatz, Finanzplan und Ihren Lohn selbst verantwortlich sein. Sie werden sich um viel mehr kümmern müssen als nur um Ihr Spezialgebiet. Und zu all dem kommt hinzu, dass Sie mit Höhen und Tiefen umgehen können müssen. Entsprechend gibt es gewisse Charaktereigenschaften, die als Voraussetzung für eine erfolgreiche Existenzgründung gelten:

  • Disziplin: Niemand sagt Ihnen, was zu tun ist und bis wann. Das müssen Sie sich selbst vorgeben - und dann durchziehen.
  • Selbstüberzeugung: Sie müssen überzeugt sein von Ihrem Weg und dürfen sich nicht von unüberlegten Kommentaren einschüchtern oder verunsichern lassen. Dennoch: Hören Sie auf das Feedback zu Ihrer Dienstleistung oder Ihrem Produkt.
  • Neugierde / Offenheit: Die Herausforderungen machen die Selbstständigkeit zu einem Abenteuer. Entsprechend kommt Ihnen Neugierde und Offenheit zugute. Denn mit diesen Stärken lernen Sie schnell und passen sich agil an.
  • Risikofreude: Für die Selbstständigkeit verlassen Sie bewusst das sichere Angestelltenverhältnis. Aber keine Sorge, das Risiko hält sich sehr in Grenzen. Dennoch müssen Sie sich damit anfreunden, dass Sie ab und zu in eine Situation gelangen, in der das Unternehmen oder ein Teil davon in der Schwebe ist.
  • Optimismus: Denken Sie nicht an das Worst-Case-Szenario und suchen Sie nicht nach Problemen, sondern nach Lösungen.

Im folgenden Leitfaden unterscheiden wir zwischen drei Formen der Existenzgründung: Dem Startup, dem KMU und der Einzelgesellschaft für die freiberufliche Arbeit. Auch wenn alle drei Unternehmensformen ähnliche Charakterköpfe brauchen, sind die Herausforderungen sehr unterschiedlich. Deshalb sind sie in einzelne Kapitel unterteilt. Los gehts.

So gründen Sie ein Start-up

Schritt 1: Finden Sie heraus, ob die Gründung eines Start-ups das Richtige für Sie ist

Ein Start-up zu gründen bedeutet, an einer Idee zu arbeiten, die es vorher noch nicht gab. Das ist eine sehr aufregende Sache, denn Sie kreieren etwas Sinnvolles und Innovatives für die Zukunft, generieren spannende Arbeitsplätze und werden vermutlich ein grosses Wachstum durchgehen. Aber es wird auch hart. Denn etwas zu verkaufen, das so neu ist, dass es viele anfangs nicht verstehen, braucht Geduld und Durchhaltevermögen. Die Notwendigkeit, nicht aufzugeben, betont auch Adrian Locher, Mitgründer von DeinDeal und Merantix: «Das Einzige, das einen erfolgreichen von einem weniger erfolgreichen Gründer unterscheidet, ist: Der Erfolgreiche ist einmal mehr wieder aufgestanden.» Was Sie auch wissen sollten: Start-up-Gründerinnen und -Gründer müssen anfangs meist mit wenig Kapital viel erreichen, oder aber viel Kapital aufnehmen und ins Wachstum stecken. Gewinne schreiben ist bei Start-ups in den ersten Jahren sehr unüblich, weil das Wachstum Vorrang hat. Eine Herausforderung, die so schwierig wie spannend ist und für Sie bedeutet, dass Sie monatelang ohne oder mit wenig Lohn werden auskommen müssen.

Schritt 2: Entwickeln Sie eine Idee und sprechen Sie darüber

Eine gute Idee für ein Start-up, die bloss in Ihrem Kopf existiert, bleibt eine Idee. Sobald Sie darüber sprechen, werden Sie die Idee den Markbedürfnissen entsprechend weiterentwickeln können und Sie werden Sympathisanten finden, die Ihnen mit Kontakten, Know-how oder Kapital helfen können. Angst davor zu haben, dass die Idee gestohlen wird, ist in der Regel hinderlich. Wenn eine Idee so einfach kopierbar wäre, wäre es vermutlich auch keine besonders innovative Idee.

Schritt 3: Bringen Sie Ihre Idee zu Papier: In einem Business Model Canva

Falls Sie noch nichts vom Business Model Canva gehört haben: Es handelt sich um eine Art Businessplan, jedoch um einen besonders schlank gehaltenen. Perfekt für ein Start-up, denn einen professionellen Businessplan mit detailliertem Finanzplan brauchen Sie noch nicht zu erstellen. Dies, weil sich die Idee häufig erst einmal beweisen muss oder sich entlang der Kunden- und Marktbedürfnisse weiterentwickelt. Die Erstellung eines ausführlichen Businessplans ist daher meist verschwendete Zeit. Hingegen, wenn Sie ein Business Model Canva erstellen, ist darin nur das Wichtigste rund um das Geschäftsmodell festgehalten:

  • Customer Segments: Was ist Ihr Kundensegment? Sind Sie in einer Nische oder in einem Massenmarkt?
  • Value Propositions: Was ist Ihr Werteversprechen? In anderen Worten: Wie machen Sie Ihren Kunden das Leben einfacher oder schöner?
  • Channels: Auf welchen Wegen werden Sie mit Ihren Kunden interagieren?
  • Customer Relationships: Wie gestalten Sie die Kundenbeziehungen?
  • Revenue Streams: Was ist Ihr Geschäftsmodell? Oder anders gefragt: Wie verdienen Sie Geld?
  • Key Resources: Welche Infrastruktur, wieviel Kapital und welche Fähigkeiten brauchen Sie für Ihr Start-up?
  • Key Activities: Welche zentralen Tätigkeiten werden benötigt, um Ihre Geschäftsidee zu verwirklichen?
  • Key Partnerships: Welche strategischen Partnerschaften sind wichtig für Ihr Start-up?
  • Cost Structure: Wofür muss Geld ausgegeben werden, um die Geschäftsidee realisieren zu können?

Wenn Sie für die Investorensuche ein Pitch-Deck benötigen, d.h. eine Kurzpräsentation von Ihrem Start-up, dann haben Sie im Canva alle Informationen drin, die es für die Erstellung eines solchen Pitch-Decks benötigt. Ein wichtiger Tipp ist: Zeigen Sie im Pitch-Deck auch das Team. Insbesondere für potenzielle Investoren, die zu einem frühen Zeitpunkt in Ihr Unternehmen investieren möchten, ist das Team oft sogar noch wichtiger als der Businessplan. Aber mehr zur Kapitalsuche später im Kapitel Finanzierung.

Schritt 4: Fangen Sie einfach mal an

Solange Sie noch keine Rechnungen verschicken, sondern im Aufbau Ihrer Geschäftsidee sind, gilt: Einfach mal machen. Um zu beginnen, benötigen Sie noch keinen Handelsregistereintrag und in der Regel auch noch kein Fremdkapital. Auch hier ist wichtig, dass Sie nicht still in Ihrem Keller an Ihrer Idee basteln, sondern regelmässig mit Ihrer Zielgruppe (siehe Customer Segment oben) sprechen. Erzählen Sie ihnen vom aktuellen Stand und Ihren Überlegungen und entwickeln Sie im Idealfall einen Prototyp, den Sie zeigen oder testen lassen können.

Womit Sie ebenfalls früh beginnen sollten, ist der Markenaufbau. Die wichtigsten Fragen, die Sie sich dazu stellen sollten: Was ist die Story Ihres Start-ups? Und was ist der Charakter und die Tonalität seines Auftritts? Erstellen Sie in einem nächsten Schritt Ihre Website und Ihr Logo, alles weitere kann später folgen. Die Social-Media-Kanäle für Marketing und Kommunikation sind von ihrer Zielgruppe abhängig. Bei Business-to-Business-Geschäftsmodellen ist LinkedIn oft die einzige sinnvolle Option, im Business-to-Customer-Bereich haben Sie ein grösseres Spektrum, aus dem Sie auswählen können. Aber denken Sie nicht nur an Ihr Unternehmensprofil. Als Start-up-Gründer erreichen Sie auf Ihrem persönlichen LinkedIn eine grössere Reichweite für Ihre Idee, wenn sie dort Inhalte über die Entwicklung ihres Start-ups veröffentlichen. Einerseits, weil es spannend ist für die Leserschaft, andererseits, weil persönliche Accounts aufgrund des LinkedIn Algorithmus mehr Reichweite erhalten als Business-Accounts.

Schritt 5: Wenn es ernst wird: Gründen Sie offiziell

Wenn Sie merken, dass sich Ihre Idee gut entwickelt, im Dialog mit Ihrer Zielgruppe grosses Interesse weckt und Zahlbereitschaft erzeugt, dann machen Sie es offiziell. Für die Gründung sollten Sie aber die richtige Rechtsform wählen. Bei Start-ups ist die häufigste Rechtsform die AG, weil es in dieser Form am einfachsten ist, Investoren zu beteiligen und so grössere Mengen zinsloses Fremdkapital aufzunehmen. Die Gründung lässt sich heutzutage fast komplett online machen. Zum Beispiel beim Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Institut für Jungunternehmen (IFJ).

Schritt 6: Treiben Sie das benötigte Kapital auf

In Ihrem erstellten Canva unter Key Ressources haben Sie definiert, wie viel Kapital Sie benötigen, um die Idee umzusetzen. Bei Start-ups ist es üblich, dass die erste sogenannte Finanzierungsrunde im eigenen Umfeld stattfindet. Dazu begeistern Sie Freunde, Familie und Bekannte für Ihre Geschäftsidee, damit diese Ihre Startfinanzierung sicherstellen. Meist tun sie das in Form eines zinslosen Darlehens, so dass Sie ihnen im Gegenzug keine Anteile abgeben müssen. Oft können Sie auch bei Ideen-Wettbewerben, Start-up-Programmen oder von der Wirtschaftsförderung einen Gründungszuschuss erhalten.

Wenn Sie mehr Kapital benötigen, als Ihnen Ihr Umfeld oder Ihre Bank zur Verfügung stellen können, macht es für die erste sogenannte Pre-Seed-Runde Sinn, mit Business Angels zusammen zu arbeiten. Diese investieren nicht nur Geld im fünf- bis sechsstelligen Bereich in Ihr Unternehmen, sondern auch Zeit und Wissen. Business Angels treffen Sie an Start-up-Events oder über Plattformen und Accelerator-Programme. Einen wichtigen Tipp für das Zugehen auf Investoren gibt Christoph Jenny, Mitgründer und CFO von Planted Foods: «Es war unglaublich wichtig für unsere Investorensuche, dass die Investoren bereits mit unserem Produkt interagieren konnten. Sie konnten es sich selbst bestellen und testen. Deshalb empfehle ich, erst auf Investoren zuzugehen, wenn Sie etwas Handfestes vorweisen können.» Wie bereits im Schritt 4 erwähnt, wird von Investoren oft ein Pitch-Deck verlangt, das Ihre Geschäftsidee kurz zusammenfasst. Bei Pitch-Wettbewerben wird Ihre Idee mit dem Pitch-Deck vor einer Jury aus Investoren präsentiert, woraufhin diese entscheiden, ob sie investieren möchten.

In einer späteren Wachstumsphase werden in aller Regel Venture Capitalists (VC’s) für noch grössere Investments gesucht. Diese bewegen sich im sechs- bis siebenstelligen Bereich. VCs sind meist wenig im Unternehmen involviert und recht stark am Wachstum sowie am Gewinn interessiert, der durch einen Verkauf, dem sogenannten Exit, erzielt werden kann.

Bei Business Angels und VCs gilt: Schliessen Sie saubere Verträge ab. Hier lohnt es sich, auf das Know-how und die Beratung von Juristen zu zählen. In einem sogenannten «Term Sheet» werden die bilateralen Konditionen zwischen Investorin und Gründer vereinbart. Zusätzlich gibt es einen Aktionärsbindungsvertrag (ABV), welcher definiert, wie die Aktionäre während der Dauer ihres Investments miteinander umgehen sollen und was bei einem Auseinandergehen passiert.

Schritt 7: Sichern Sie sich und Ihr Start-up gut ab

Mit einem eigenen Unternehmen haben Sie auch eine grosse Verantwortung - gegenüber Ihren Mitarbeitenden und Kunden, aber auch gegenüber Investoren, Partnern, Lieferanten und der Öffentlichkeit.

Versicherungen, die üblicherweise von Anfang an nötig sind:

  • Unfall- und Krankenversicherung: Um sich selbst und Ihre Mitarbeitenden gegen die finanziellen Folgen von Berufsunfällen zu versichern.
  • Berufliche Vorsorge (2. Säule): Für alle AHV-pflichtigen Mitarbeitenden obligatorisch, wenn das Jahressalär über 21’150 Franken im Jahr beträgt.
  • Private Vorsorge: Selbstständig Erwerbende sind nicht automatisch über einen Arbeitgeber BVG- sowie UVG-versichert. Gründer sollten sich deshalb finanziell absichern, beispielsweise mit einer Lebensversicherung.
  • Betriebs- und Gebäudeversicherung: Damit sichern Gründerinnen und Gründer ihr Start-up gegen Sachschäden, Ertragsausfälle, Schäden an Maschinen, an der Informatik-Infrastruktur und an technischen Geräten sowie gegen Transportschäden und Haftpflichtfälle ab. Wenn das Unternehmen mit einem Laptop pro Mitarbeitenden auskommt und noch keine weitere Infrastruktur hat, kann hierauf vorerst verzichtet werden.
  • Rechtsschutzversicherung: Mit einer Rechtsschutzversicherung schützen sich Existenzgründerinnen und Existenzgründer vor hohen finanziellen Risiken bei Rechtsstreitigkeiten und erhalten professionelle Unterstützung in rechtlichen Problemstellungen.

Schritt 8: Vernetzen Sie sich und bitten Sie um Unterstützung

Etwas vom Wirksamsten, das Gründerinnen und Gründer tun sollten, ist das Vernetzen. Auch Sandra Tobler, Mitgründerin und CEO von Futurae, empfiehlt das: «Baut euch von Anfang an ein gutes Umfeld aus anderen Unternehmern und Mentoren auf, die in ähnlichen Situationen sind oder waren.» Nun stellt sich noch die Frage, wo dieses Vernetzen stattfinden soll. Lediglich auf LinkedIn unpersonalisierte Anfragen zu versenden, wird Sie nicht weit bringen. Hingegen lohnt sich die Teilnahme an Start-up-Events oder Impulsreferaten in Ihrem Forschungs- bzw. Innovationsbereich. Denn da sind die richtigen Leute, um über Ihr Start-up, Ihre Idee und den Geschäftsplan zu reden, diese allenfalls weiterzuentwickeln oder die richtigen Kontakte zu Investoren, Mitarbeitenden oder Kunden zu finden.

Da Sie sich als Gründerin oder Gründer insbesondere in der Anfangsphase um alles kümmern müssen, auch um Themen, von denen Sie keine Ahnung haben, ist es wichtig zu wissen, wo Sie punktuell Unterstützung holen können. Für Start-ups gibt es oft auch kostenlose Angebote, Inkubatoren, Accelerator- und Coaching- und Förderprogramme. Beispielsweise:

  • Start-up-Förderung von Hochschulen und Universitäten (z.B. Runway Incubator der ZHAW, Entrepreneurship@ETH, Startup@HSG etc.)
  • Innosuisse
  • Genisuisse
  • IFJ Coaching
  • Entrepreneur Clubs wie ETH Entrepreneur Club, Entrepreneur Club Winterthur, Startfeld St.Gallen

Solche Coachings und Innovationsförderungsprogramme sind für Jungunternehmen sehr wertvoll, um an der eigenen Geschäftsidee zu feilen, wichtige Kontakte zu knüpfen, von Erfahrungen zu profitieren und teilweise auch um Infrastruktur mitnutzen zu können. Die Coaches unterstützen sehr individuell und haben viel eigene Erfahrung. Ausserdem sind die Angebote und Unterstützer sehr zahlreich, weil die Förderung von Start-ups, Innovation und Unternehmertum immer breiter abgestützt werden.

So bauen Sie Ihr eigenes KMU auf

Schritt 1: Finden Sie heraus, ob die Gründung eines KMU das Richtige für Sie ist

Ein KMU, beziehungsweise anfangs ein Kleinunternehmen, gründen Menschen, die selbst ein ähnliches Unternehmen haben möchten, wie eines, welches es bereits gibt. Die Geschäftsidee und das Geschäftsmodell werden also zu grossen Teilen kopiert. Im Vergleich zum Start-up ist bereits klar, dass Nachfrage da ist, und man hat im Idealfall bereits Kontakte zu potenziellen Kunden für einen soliden Start. Die Ausgangslage ist in dieser Hinsicht einfacher und der Weg zu den ersten eigenen Umsätzen kürzer als bei einem Start-up. Dafür ist in diesem Fall die Konkurrenz grösser und die Wahrscheinlichkeit, auf dem Markt aufzufallen, kleiner. Aber auch für ein KMU müssen Sie als Existenzgründerin oder Existenzgründer unternehmerisch denken können, sich an diversen Fronten um vieles kümmern und die Verantwortung für Job und Lohn von sich selbst und Ihren Mitarbeitenden übernehmen. Das ist mit Druck verbunden und damit müssen Sie umgehen können.

Schritt 2: Entwickeln Sie eine Idee und sprechen Sie darüber

Dieser Schritt ist nur dann wichtig, wenn Sie den Status Quo des Geschäftsmodells infrage stellen. Machen Sie zum Beispiel keinen normalen Coiffeursalon auf, sondern ein All-in-one Get-ready-Studio, in welchem Sie alles anbieten, was man von Frisur, Rasur, Make-up etc. braucht, bevor Ihre Kunden ihrer eigenen Tätigkeit nachgehen? Dann sollten Sie vorher mit Kunden darüber sprechen, um herauszufinden, ob dieses Angebot überhaupt genutzt werden würde.

Schritt 3: Halten Sie Ihre Geschäftsidee auf Papier fest: In einem Businessplan

Zugegeben: Die Erstellung eines Businessplans kann recht mühsam und theoretisch sein. Ein Businessplan hilft Ihnen jedoch unter anderem herauszufinden, wer Ihre Konkurrenz ist, was Sie alles für Ihr eigenes Unternehmen benötigen und wie die Finanzen aussehen werden. Es geht um grundlegende Überlegungen als wichtige Voraussetzungen für Ihre Existenzgründung. Als Hilfestellung können Sie auf Vorlagen und Beispiele (unten verlinkt) zugreifen oder sich punktuelle Beratung leisten.

Klassischerweise ist ein Businessplan nach folgender Struktur aufgebaut:

  • Unternehmen inkl. SWOT-Analyse
  • Dienstleistung / Produkte
  • Markt
  • Konkurrenz
  • Marketing
  • Standort / Produktion / Administration
  • Management / interne Organisation
  • Risikoanalyse
  • Finanzplanung

Ein guter Businessplan unterstützt Sie bei der Planung und dem Aufbau Ihrer eigenen Firma. Typische Fehler, die im Businessplan gemacht werden, sind zu oberflächliche Überlegungen betreffend Positionierung und Nische. Prüfen Sie möglichst genau, wer ihre Zielgruppe ist und was Sie ihr bieten können. Mit dieser Basis gewinnt Ihr Geschäftsplan an Schärfe. Ausserdem lohnt es sich, in der Finanzplanung drei Szenarien durchzurechnen: Einmal mit einer pessimistischen Haltung, einmal mit einer realistischen Haltung und einmal mit einer optimistischen Haltung. So sind Sie mental und planerisch darauf vorbereitet, wenn sich Ihr Geschäft anders entwickelt als gewünscht - dies kann auch aufgrund von gewissen Entwicklungen in der Wirtschaft sein und muss nicht mit Ihren persönlichen Fähigkeiten zusammenhängen.

Eine kostenlose Vorlage für Ihren Businessplan finden Sie beim Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster KMU-Portal des SECO.

Eine vollständige Checkliste finden Sie in unserem Download «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster So erarbeiten Sie einen Businessplan (PDF)». 

Schritt 4: Legen Sie einfach los

Aller Anfang ist wichtig: Während es beim Start-up darum geht, zu testen, ob das Geschäftsmodell überhaupt funktioniert, geht es beim KMU darum, alle Vorbereitungen zu treffen, damit Sie produzieren beziehungsweise die ersten Kunden für Ihre Dienstleistung gewinnen können. Je nach Geschäftsidee reichen eine Website und ein Büro. Je nachdem brauchen Sie aber auch eine Produktionshalle, ein Geschäftsfahrzeug und Werkzeug. Wenn Sie sich in diesem Geschäftsbereich bereits auskennen, wird Ihnen das leicht fallen. Wenn Sie in eine neue Branche oder einen für Sie unbekannten Bereich eintauchen, sollten Sie sich in dieser Anfangsphase mit anderen Geschäftsführern austauschen. Denken Sie beim Wunsch an eine Existenzgründung auch an die Möglichkeiten von Franchise-Systemen. Mit einer Franchise-Lizenz dürfen Sie an einer Geschäftskette teilhaben, profitieren von der meist bereits bekannten Marke und werden vom Franchise-Geber mit einer Einführung und Materialien unterstützt.

Schritt 5: Gründen Sie offiziell Ihr Unternehmen

Bevor Sie mit Ihrem eigenen Unternehmen Umsätze machen dürfen, ohne dafür in rechtliche Schwierigkeiten zu geraten, müssen Sie eine offizielle Unternehmensgründung leisten, so dass Ihr Unternehmen im Handelsregister aufgeführt wird. Bei KMU sind die häufigsten Rechtsformen die GmbH und die AG, je nach benötigtem Startkapital und Organisationsstruktur.

Schritt 6: Treiben Sie das benötigte Kapital auf

Für die Herstellung und den Vertrieb eines Produktes, für die IT-Infrastruktur oder die Personalkosten eines Dienstleistungsunternehmens wird häufig mit privatem Eigenkapital sowie Fremdkapital von der Bank gestartet. Meist braucht es dann keine weitere Finanzierungsrunde mehr, weil neu gegründete KMU in der Regel Umsätze schneller nach der Unternehmensgründung generieren können als Start-ups. Für die passende Finanzierung einer Wachstumsstrategie, grössere Investitionen oder für das Handling von Grossaufträgen ist eine weitere Zusammenarbeit mit der Bank und in einigen Wachstumsprojekten auch mit Private Equity Firmen oder Family Offices sinnvoll.

Schritt 7: Sichern Sie sich und Ihr KMU gut ab

Versicherungen sind auch für KMU wichtig, um sich vor allfälligen Schadensfällen, gesundheitlichen Problemen und für das Alter abzusichern. Hier unterscheidet sich das KMU nicht von einem Start-up. Lesen Sie bei Schritt 7 wie Sie sich, Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen gut genug schützen können.

Schritt 8: Vernetzen Sie sich und bauen Sie Synergien auf

Als Geschäftsleitung von einem KMU ist man meist am stärksten dafür verantwortlich, dass das Unternehmen finanziell gut dasteht und die Löhne bezahlt werden können. Vernetzt zu sein hilft insofern, Vertrauen bei bestehenden und potenziellen Kunden aus- und aufzubauen, eine grosse Reichweite und Bekanntheit zu erreichen. Ausserdem können sich auch Synergien ergeben für gemeinsame Projekte, gemeinsame Baustellen oder gemeinsame Ladenkonzepte. Für das Networking empfehlen sich Events aus Ihrer Branche zu Ihren Kernthemen oder vom Gewerbeverband.

So machen Sie sich freiberuflich mit einer Einzelgesellschaft selbstständig

Eines vorweg: Die Gründung einer Einzelgesellschaft für die freiberufliche Tätigkeit ist sehr ähnlich wie die Gründung eines KMUs. Sie können sich also weitestgehend an den Schritten zum eigenen KMU orientieren. Für diese Gründungsform gibt es keine bestimmten Voraussetzungen, und man kann eine Einzelgesellschaft rechtlich sogar bereits ab 16 Jahren gründen.

Die Existenzgründung für freiberufliche Tätigkeiten unterscheidet sich in folgenden Punkten:

  • Druck: Da Sie bei einer freiberuflichen Arbeit keine Mitarbeitenden haben werden, gibt es keinen Druck, für die Löhne der Mitarbeitenden sorgen zu müssen.
  • Motivation: Das Risiko, gewisse Themen schleifen zu lassen, ist grösser, weil man nur für sich als Einzelgesellschafter, und eben nicht auch noch für Mitarbeitende, verantwortlich ist. Die Motivation ist also in erster Linie intrinsischer Natur.
  • Selbstdisziplin: In einer Einzelfirma können Sie sich meist mehr Freiheiten und Flexibilität einräumen als bei einem eigenen KMU. Entsprechend höher muss die Selbstdisziplin und die Freude am selbstständigen Arbeiten sein.
  • Rechtsform und Haftung: Statt einer GmbH oder einer AG gründen Sie eine Einzelgesellschaft. Dafür ist kein Startkapital notwendig, jedoch haften Sie unbegrenzt mit Ihrem gesamten Privatvermögen.
  • Geschäftsidee: Einzelfirmen eignen sich für Künstler, Fotografen, selbstständige Therapeuten, Freelance-Journalisten oder auch One-Man-Shows bei Beratungsunternehmen und Agenturen.
  • Finanzielle Voraussetzungen: Da das unternehmerische Risiko zu hundert Prozent bei Ihnen liegt, ist es wichtig, dass Sie finanziell sicher sind, beziehungsweise Ihre Ausgaben flexibel herunterschrauben können. Dies kann jedoch schwierig sein, wenn man beispielsweise Kinder, eine grosse Mietwohnung oder ein Auto hat.

Mehr zu wie Sie eine Einzelfirma gründen können und was Sie alles beachten müssen finden Sie in unserem Beitrag «Einzelfirma gründen: Die komplette Checkliste».

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