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Erstellt am 05.07.2022

Was ist ein Emittent?

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Lebensmittelladen und stehen vor dem Milchregal: worauf achten Sie? Preis und Herkunft? Oder vielleicht auch Marke? Schliesslich wollen Sie ein Produkt kaufen, das am besten auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist und hinter dessen Marke Sie stehen können. Auch beim Kauf von Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen kann es sich lohnen, solches zu berücksichtigen. Doch wer steckt hinter der Herausgabe von Wertpapieren? Die Antwort liefert der Begriff «Emittent». Doch was ist ein Emittent, und warum ist er so wichtig? Wir klären auf.

Was sind Emittenten – einfach erklärt

Per Definition sind Emittenten Herausgeber von Wertschriften in Form von beispielsweise Aktien oder Anleihen mit dem Ziel, zusätzliches Kapital auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen oder, wie es beispielsweise bei Fonds und ETFs (Exchange Traded Funds) der Fall ist, Erträge zu erwirtschaften Emittenten sind also Schuldner und Schuldnerinnen, während Anlegerinnen und Anleger, die die herausgegebenen Wertpapiere halten, Gläubiger sind. Die Herausgabe der Wertpapiere nennt sich dabei «Emission».

Emittenten geben Aktien oder Anleihen heraus und erhalten im Gegenzug Kapital von Gläubigern.

Doch wer sind Emittenten denn genau?

Emittenten sind juristische Personen, die Unternehmen, aber auch staatliche Institutionen sein können. Je nach Art der juristischen Person geben sie verschiedene Wertpapiere heraus:

  • Unternehmen: Unternehmen veräussern Aktien sowie Anleihen zur Kapitalbeschaffung, um ihre Liquidität aufrechterhalten zu können oder Investitionen zu finanzieren.
  • Staaten: Staaten geben Anleihen heraus und beschaffen sich so Geld für ihre Staatsausgaben.
  • Banken und Kreditinstitute: Diese veräussern Finanzprodukte wie Derivate, Fonds und ETFs und erfüllen somit die Rolle eines Emittenten.
  • Herausgeber von Kreditkarten: Finanzdienstleister, die Kreditkarten an ihre Kundinnen und Kunden herausgeben, zählen als Emittenten.
  • Notenbanken: Notenbanken sind Herausgeberinnen von Geldnoten.

Verpflichtungen? Was bedeutet eine Emission für den Emittenten?

Kurz gesagt bedeutet die Emission für den Emittenten, dass er gegenüber der Käuferin oder dem Käufer, dem sogenannten Gläubiger, Verpflichtungen eingeht, damit er im Gegenzug Geld für seine Investitionen oder zur Ertragserwirtschaftung bekommt.

Doch nicht alle Emissionen verpflichten den Emittenten gleichermassen. Es gibt insbesondere Unterschiede zwischen Aktien und Anleihen. Diese zwei Arten von Emissionen unterscheiden sich unter anderem in der Art des Kapitals, das herausgegeben wird und den daraus entstehenden Rechten für Anlegerinnen und Anleger. Der Unterschied zwischen den wichtigsten Kapitalarten, die dazugehörigen Verpflichtungen der Schuldner und Rechte der Gläubigerinnen setzen sich wie folgt zusammen:

Eigenkapital

Bei einer Emission von Aktien schafft der Emittent Eigenkapital für das Unternehmen. Eigentümerinnen und Eigentümer von Unternehmen verkaufen Aktien und im Gegenzug werden Aktionärinnen und Aktionäre durch den Kauf der Aktie zu Mitinhaberinnen und Mitinhaber einer Unternehmung. Die Aktiengesellschaft erhält so längerfristig einsetzbares Eigenkapital. Aktionärinnen und Aktionäre haben bei einem Konkurs jedoch Nachrangigkeit gegenüber Gläubigern, die dem Unternehmen Fremdkapital (z.B. in Form von Anleihen) ausgeliehen haben. Es gibt viele Arten von Aktien, die mit verschiedenen Stimmrechts- und Gewinnbeteiligungsverpflichtungen für den Emittenten verbunden sind. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Die verschiedenen Arten von Aktien».

Fremdkapital

Fremdkapital entsteht beispielsweise bei der Emission von Anleihen, Fonds, ETFs oder strukturierten Finanzprodukten. Käuferinnen und Käufer von Anleihen stellen dem emittierenden Unternehmen Kapital zur Verfügung, das wieder zurückgezahlt werden soll. Die Rückzahlung erfolgt in der Regel am Ende einer festgelegten Laufzeit und ist der verzinste Nennwert der Anleihe zuzüglich allfälliger Zinsen. Die Höhe der Verzinsung und somit die Frage, wie teuer Fremdkapital für einen Emittenten ist, hängt u.a. von seiner Bonität und von der Marktsituation (Zinsniveau) ab. Oder anders gesagt, wie hoch das Risiko am Markt eingeschätzt wird, dass der Emittent ausfällt. Bei Anleihen bzw. Fremdkapital tritt der Emittent keine Stimmrechte ab, im Konkursfall behandeln die Konkursverwalterinnen und -verwalter den Gläubiger aber vorrangig gegenüber Gläubigern mit Eigenkapital.

Mezzanine-Kapital

Es gibt auch sogenanntes Mezzanine-Kapital, eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Hier behalten die Emittenten ihr komplettes Stimmrecht für sich, können aber Wertpapierinhaberinnen und -inhaber am Gewinn beteiligen. Mezzanine-Kapital muss meist mit einer höheren Verzinsung als Fremdkapital zurückgezahlt werden und hat im Falle einer Insolvenz Nachrangigkeit gegenüber diesem. Für die Aufnahme von Mezzanine-Kapital werden z.B. Wandel- oder Optionsanleihen ausgegeben.

Darauf sollten Sie bei den Emittenten Ihrer Wertpapiere achten

Als Anlegerin oder Anleger kann der Emittent ausschlaggebend für die Wahl eines Wertpapiers sein. Schliesslich sind es Verhalten und Entscheidungen der Unternehmen oder staatlichen Institutionen, die den Wert und das Risiko der Wertpapiere beeinflussen. Doch worauf sollten Sie bei der Wahl der Emittenten und somit auch Ihrer Wertpapiere achten?

Bisheriges Verhalten der Emittenten

Ein mögliches Indiz, wie sich eine juristische Person in der Zukunft Verhalten könnte, sind Erfahrungswerte aus der Vergangenheit. Die Geschäftszahlen, Erfolgsgeschichten, bisherige Ausschüttungspolitik und Management eines Unternehmens sollten von Anlegerinnen und Anlegern deshalb genau unter die Lupe genommen werden. Auch Ausblicke, die ein Unternehmen für sein zukünftiges Geschäftsjahr veröffentlicht, sind wichtige Hinweise.

Emittentenbonität

Eine Frage, die Sie sich stellen sollten, ist: Wie sicher ist der Emittent aktuell und zukünftig in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen? Mit anderen Worten, ist der Emittent kreditwürdig oder nicht? Kreditwürdigkeit bedeutet, dass der Emittent fähig ist, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Das beschreibt die Emittentenbonität. Gleichzeitig lässt sich auch anhand der Emittentenbonität abschätzen, wie gross das Ausfallrisiko eines Emittenten ist. Zur Einschätzung der Emittentenbonität dienen Ihnen Ratings von Ratingagenturen.

Ausfallrisiko

Das Ausfallrisiko geht Hand in Hand mit der Emittentenbonität einher. Es definiert die Wahrscheinlichkeit (das Risiko) der Zahlungsunfähigkeit des Emittenten vor Ende der Fälligkeit – Sie als Anlegerin oder Anleger würden Ihr investiertes Geld teilweise oder ganz verlieren, da der Emittent nicht mehr in der Lage ist, Ihnen den Nennwert und den Zins einer Anleihe zurückzuzahlen. Diese Art des Ausfallrisikos besteht hauptsächlich bei Anleihen und nennt sich Emittentenrisiko. Bei Aktien besteht das Ausfallrisiko aus grossen Kurswertverlusten bis zum Totalverlust und Ausfällen von Dividendenzahlungen. Je besser die Bonität eines Emittenten ist, desto kleiner ist oft auch das Ausfallrisiko der Anlage. Deshalb sollten Sie beim Kauf eines Wertpapiers das Ausfallrisiko im Auge behalten.

Volatilität

Volatilität ist vor allem bei börsenkotierten Wertpapieren relevant und ein Risikomass, welches die Schwankungsbreite des Kurswertes misst. Dabei handelt es sich um einen Erwartungswert, der auf den durchschnittlichen, historischen Kursgewinnen und -verlusten der Wertpapiere an der Börse basiert. Je höher die Volatilität, desto höher sind meistens auch die Kursschwankungen und mögliche Erträge und Verluste.

Währungsrisiko

Wenn beispielsweise der Kauf von Aktien oder Anleihen, die nicht in der Währung des Anlegers, wie Schweizer Franken, sondern in einer Fremdwährung, zum Beispiel Euro, getätigt werden, existiert ein Währungsrisiko. Das Risiko besteht darin, dass Währungen in Relation zueinanderstehen und diese Relation schwanken kann. Wenn jetzt der Schweizer Franken im Gegensatz zur Fremdwährung, in der die Aktien gehalten werden, an Wert gewinnt, verlieren diese Aktien für eine Anlegerin oder einen Anleger in Schweizer Franken an Wert.

Liquiditätsrisiko

Liquidität bezieht sich in diesem Kontext auf die Geschwindigkeit, in der Wertschriften in einem Sekundärmarkt  gekauft und verkauft werden können sowie auf das Volumen der auf dem Markt vorhandenen Wertschriften. Das heisst, es müssen auf dem Sekundärmarkt genügend Wertpapiere zum Kauf oder Verkauf angeboten werden. Liquide Anlagen können schnell und ohne weite Spreads verkauft werden. Das Liquiditätsrisiko ist somit das Risiko, dass Anlegerinnen und Anleger keinen Markt für ihre Wertschriften finden und sie nicht zum gewünschten Zeitpunkt oder zu angemessenen Preisen kaufen und verkaufen können.

Anlegerinnen und Anleger haben verschiedene Bedürfnisse, was ihre Anlagen angeht. Manche suchen nach mehr Risiko und Rendite, andere bevorzugen risikoärmere Wertschriften mit kleineren Renditeerwatungen. Je nach dem was Ihre Bedürfnisse sind, können Sie Emittenten und ihre Risikoindikatoren anders bewerten. Finden Sie in unserem Beitrag «Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Anlagestrategie richtig festlegen und umsetzen» heraus, welche Anlagestrategie zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt.

Risikoeinschätzung: Ratings, Rating-Agenturen und was Sie dabei beachten müssen

Mit einem Bewusstsein über Ihre persönliche Anlagestrategie und Bereitschaft für Risiken sollten Sie sich über das Emittentenrisiko Ihrer Anlagen informieren. Das können Sie beispielsweise anhand von sogenannten Credit Ratings tun. Folgende Punkte sollten Sie dabei beachten:

Der Ratingscore eines Emittenten

Viele Unternehmen und Staaten werden von Ratingagenturen gemäss ihrer Kreditwürdigkeit bewertet. Die Bewertungen hängen von den Einschätzungen der Ratingagenturen ab, ob ein Emittent seine Schulden zurückzahlen und die eingegangenen Verpflichtungen einhalten kann. Das Rating beeinflusst in der Regel die Höhe der Verzinsung, die der Emittent für Fremdkapital zahlen muss. Je tiefer das Rating, desto höher sind in der Regel Ausfallrisiko und Verzinsung.

Der Zeithorizont des Ratings

Emittenten werden von den Ratingagenturen nach zwei verschiedenen Zeithorizonten bewertet: kurz- und langfristig. Die kurzfristige Bewertung spiegelt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Emittent innerhalb von einem Jahr in Verzug gerät. Bei der langfristigen Beurteilung ist der Zeithorizont auf die Ausfallwahrscheinlichkeit von einem Jahr und mehr ausgelegt. Je nachdem wie lange Sie investieren wollen, sollten Sie somit das kurz- oder langfristige Rating berücksichtigen.

Wie lange das Rating bereits gehalten wird

Ratings sind nie statisch, sondern verändern sich über die Zeit hinweg. Daher sollten Sie als Anlegerin oder Anleger allfällige Veränderungen bei den Ratings der Emittenten beobachten, welche Ihre Wertschriften herausgeben. Denn es ist nicht nur die Höhe des Ratings wichtig, sondern auch, wie lange ein Unternehmen oder Staat bereits ein hohes Rating halten.

Verlassen Sie sich nicht nur auf Ratings

Ratings basieren immer auf historischen Daten und es gibt keine Garantie, dass sich die Entwicklung in Zukunft so fortsetzen wird. Verlassen Sie sich also nicht blind auf Ratings, sondern versuchen Sie durch die Berücksichtigung von weiteren Quellen ein vollständiges Bild zu erhalten. Nebst der Berichterstattung in den Medien können Sie beispielsweise makroökonomische Entwicklungen bei Staaten und die Geschäftsberichte von Unternehmen in Ihre Beurteilung miteinbeziehen.

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