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Erstellt am 10.03.2023

Value Investing als Anlagestrategie

Wer Geld investieren möchte, hat dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten. Nicht nur, was Instrumente betrifft, sondern auch in Bezug auf die Anlagestrategie. Eine davon ist Value Investing. Sie sieht unter anderem vor, Aktien dann zu kaufen, wenn der Aktienkurs eines Unternehmens unterbewertet ist. Sie fragen sich, was genau dahintersteckt und ob sich die Value Investing-Strategie auch für Sie eignet? Wir klären auf und ordnen ein.

Was ist Value Investing?

Value Investing ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, Aktien unter ihrem inneren Wert  zu kaufen. Sprich Aktien, die unterbewertet erscheinen. Zusammengefasst funktioniert das wie folgt: Anleger:innen versuchen selbständig, den wahren Wert eines Unternehmens zu ergründen. Dieser ist am Aktienmarkt regelmässig unter- oder überbewertet, beispielsweise wegen aktuellen Ereignissen wie Pandemien oder Finanzkrisen. Indem Value Investor:innen den inneren Wert der Aktie bzw. des Unternehmens kennen, haben sie die Chance, einen guten Deal zu machen, wenn die Aktie unterbewertet ist. Denn Anleger:innen, die nach der Value Investing-Strategie handeln, gehen davon aus, dass der Markt auf Ereignisse – positive wie negative – übertrieben reagiert und orientieren sich stets am inneren Wert von Aktien. Diesen versuchen sie, anhand diverser Finanzkennzahlen zu bestimmen. Z. B. mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), der Dividendenrendite, dem Verschuldungsgrad und dem Gewinnwachstum.

Wie unterscheidet sich Value Investing von Growth Investing?

Während sich Value Investor:innen bei der Auswahl von Aktien hauptsächlich auf fundamentale Daten wie die aktuellen Quartalszahlen oder bisherige Ergebnisse fokussieren, versuchen Growth Investor:innen, zukünftiges Wachstum in Märkten und Branchen zu antizipieren. Weil es sich dabei oft um Trends handelt, können die Preise aufgrund der grossen Nachfrage in die Höhe schiessen, was zu einer Überbewertung führt. Anders verhält es sich bei Value Investments, wo die finanzielle Bewertung im Fokus steht und unterbewertete Aktien von Unternehmen gekauft werden. Erfahren Sie mehr in unserem Artikel «Growth Investing als Anlagestrategie».

Wie funktioniert Value Investing genau?

Die ValueInvesting-Strategie macht sich das typische Verhaltensmuster von emotional handelnden Anleger:innen zu Nutze. Denn aus Angst vor Verlusten folgen diese dem Impuls, ihre Aktien bei Preisabfällen zu verkaufen. Value Investor:innen schätzen den Wert von Aktien aber basierend auf fundamentalen Daten höher ein als der aktuelle Preis impliziert und nutzen die Gelegenheit, sie günstiger zu kaufen. Mit ihrer Annahme, dass die erworbenen Aktien unterbewertet sind, stützen sie sich insbesondere auf Analysen von Finanzdaten des Unternehmens anstelle des Aktienkurses.

Gründe weshalb der Preis einer Aktie vom Unternehmenswert abweicht

  • Schlechte Wirtschaftslage, die Investor:innen verkaufen panikartig: Der Aktienkurs sinkt unter den Wert des Unternehmens.
  • Psychologische Verzerrungen: Sie können einen Aktienkurs aufgrund von Nachrichten, wie enttäuschende oder unerwartete Gewinnankündigungen, Produktrückrufe oder Rechtsstreitigkeiten nach oben oder unten treiben.
  • Aktien werden unter dem Radar gehandelt: Das kommt beispielsweise vor, wenn Analyst:innen und Medien nicht ausreichend über sie berichten. In der Folge können Aktien unterbewertet sein.

Wie entscheide ich, wann ich unterbewertete Aktien kaufen soll?

Wann der richtige Zeitpunkt für den Kauf von mutmasslich unterbewerteten Aktien ist, ist eine berechtigte Frage, die sich auch Value Investor:innen immer wieder stellen müssen. Eine objektive Antwort darauf gibt es allerdings nicht. Abhilfe bei der Kaufentscheidung kann eine festgelegte Sicherheitsmarge schaffen. Dabei bestimmen Sie als Investor:in, in welchem Verhältnis der Preis der Aktie zu dem von Ihnen eruierten intrinsischen Wert mindestens stehen soll, damit Sie sie kaufen. Sagen Sie sich beispielsweise, dass der Aktienkurs maximal 2/3 des Unternehmenswerts betragen darf, heisst das bei einer Aktie mit einem Unternehmenswert von CHF 100.–, dass der aktuelle Aktienkurs maximal CHF 67.– betragen darf. Damit verschaffen Sie sich einerseits Spielraum für mögliche Fehleinschätzungen bei der Unternehmensbewertung. Andererseits bietet Ihnen die Sicherheitsmarge die Chance, Ihre Gewinne langfristig zu verbessern. Denn je weiter der Kaufpreis der Aktie unter dem Wert des Unternehmens liegt, desto mehr Gewinnchancen haben Sie auf lange Sicht. Vorausgesetzt natürlich, Ihre Werteinschätzung bewahrheitet sich.

Was hat Warren Buffett mit Value Investing zu tun?

Wird von Value Investing gesprochen, dauert es in der Regel nicht lange, bis der Name «Warren Buffett» fällt. Er zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Value Investor:innen und hat die Value Investing-Strategie, wie wir sie heute kennen, massgeblich mitgeprägt. Seine Credos und Vorgehensweisen werden oft zitiert, zum Beispiel: «Preis ist, was Sie bezahlen, Wert ist, was Sie bekommen.» Neben Warren Buffet gibt es weitere bekannte Value Investor:innen: Dazu gehört auch Benjamin Graham, Warren Buffetts Professor und Mentor, sowie David Dodd. Benjamin Graham gilt als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, der Basis des Value Investings. Er setzte zur Bestimmung des inneren Werts einer Aktie auf Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), die Dividendenrendite, den Verschuldungsgrad und das Gewinnwachstum. Gemeinsam mit David Dodd verfasste er ausserdem das bekannte Buch «Security Analysis», welches detailliert Techniken zur fundamentalen Analyse und Bewertung von Unternehmen beschreibt.

9 Punkte, die Sie in Kauf nehmen müssen, wenn Sie nach dem Value-Investing-Ansatz investieren

Auch wenn keine Anlagen und Anlagestrategien risikofrei sind, wird dem Value Investing-Ansatz allgemein gesehen weniger Risiko zugeschrieben als anderen Methoden. Das liegt vor allem an den kennzahlenbasierten Analysen zur Wertbestimmung, die auch Daten aus vergangenen Jahren miteinbeziehen. Es gibt allerdings auch einige Punkte, auf die Sie gefasst sein sollten, wenn Sie nach der Value-Strategie investieren möchten:

  • Trendanlagen sind oft überteuert und ihre Wertentwicklung hängt von zukünftigen anstatt von vergangenen Ergebnissen ab. Sie eignen sich deshalb eher nicht für Value Investor:innen.

  • Als Value Investor:in sind die Finanzdaten eines Unternehmens Ihre erste Quelle. Diese sollten Sie entsprechend stärker gewichten als die Marktmeinungen und – den bisherigen Kursverlauf einer Aktie.

  • Das klingt wie ein Widerspruch zu Punkt 3, ist es aber nicht. Um zu wissen, wann sich ein Kauf lohnt, weil Anlagen unterbewertet sind, müssen Sie das aktuelle Marktgeschehen kennen.

  • Das viele Recherchieren und Analysieren zur Ermittlung des inneren Werts einer Aktie nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Chance auf langfristige Gewinne verlangt Value Investor:innen neben ihrem Kapital deshalb auch einiges an persönlichem Engagement ab.

  • Als Value Investor:in handeln Sie oft antizyklisch, um Ihre Chancen zu verbessern, unterbewertete Aktien zu kaufen. D.h. Sie kaufen in der Tendenz dann, wenn andere verkaufen. Diesen Punkt hat die ValueInvesting-Strategie mit der Contrarian-Strategie .

    Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Mehr zur Contrarian-Strategie auf whitebox.eu.

  • Wenn Sie zu viel für eine Aktie bezahlen, oder der Kaufpreis zu nahe an Ihrem ermittelten inneren Wert ist, haben Sie ein Verlustrisiko. Überlegen Sie sich deshalb, was Ihre persönliche Sicherheitsmarge ist, und halten Sie sich strikt daran.

  • Mit der aufwändigen Recherche und Analyse, die Value Investor:innen betreiben, geht oft einher, dass sie auf wenige Unternehmen setzen. Dadurch entsteht möglicherweise ein Klumpenrisiko.

  • Wenn, z. B. durch Publikation von Quartalsberichten oder in Folge anderer Geschehnisse die Börse mit starken Preisschwankungen reagiert, dürfen Sie sich nicht beirren lassen und sollten Ihre Strategie weiterverfolgen. Vorausgesetzt, der Unternehmenswert wird von Ihnen weiterhin als unterbewertet eingestuft.

  • Beim Value Investing handelt es sich um eine langfristige Anlagestrategie. Es kann lange dauern, bis sich der eventuell korrekte Unternehmenswert im Aktienkurs widerspiegelt. Entsprechend planen Sie keine kurz- bis mittelfristigen Verkäufe.

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