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Erstellt am 14.07.2020

Zukunftscheck für Kleinunternehmen: genügend innovativ?

Ein neues Angebot lancieren oder ein bestehendes Produkt verbessern: Kleinunternehmen, die innovativ sein wollen, müssen die Routine durchbrechen. Doch wie erkennt man, ob man am Puls der Zeit ist, und wie etabliert man eine Innovationskultur? Der Experte Urs Frey weiss Rat.

Unsere Umwelt verändert sich ständig und mit ihr auch die Bedürfnisse der Kunden. Das betrifft nicht nur grosse Firmen, sondern auch kleine. Unternehmer müssen sich daher laufend mit Veränderungen auseinandersetzen und ihr Geschäft und ihre Angebote regelmässig erneuern. 

Ist Ihr Angebot enkeltauglich?

«Kleinunternehmen haben manchmal das Problem, dass sie, solange es gut läuft, einfach immer gleich weitermachen», sagt Urs Frey, Innovationsexperte und Inhaber der Beratungsfirma 7impact. Heutzutage reiche es aber nicht mehr aus, einfach ein gutes Produkt zu haben.
«Innovation  ist ein Imagefaktor.» Wer also aktuell und gefragt sein will, muss einerseits ständig und über alle Geschäftsbereiche hinweg innovativ sein und andererseits Trends und gesellschaftliche Themen kennen. «Ich denke da zum Beispiel an Schlagworte wie Enkeltauglichkeit. Damit ist ein verantwortungsbewusster, nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen gemeint. Oder auch an Convenience: Denn Komfort wird für viele immer wichtiger.»

Agieren ist besser

Not macht erfinderisch. Das hat die Coronakrise gezeigt. «Da bietet der kleine Käseladen seinen Kunden kurzerhand die Möglichkeit, virtuell einzukaufen. Dazu wurden die Mitarbeitenden mit einer Kamera ausgestattet. Die Kunden konnten sich Produkte zeigen lassen und Fragen stellen – und am Schluss wurde ihnen der Einkauf entweder vorbeigebracht oder zugeschickt», erzählt Frey. Positiv aufgefallen sei ihm zudem eine Konditorei, die den Grossandrang auf Toilettenpapier kreativ in einer WC-Rollen-Torte umgesetzt und bei jedem Verkauf 5 Franken gespendet habe. «Solche Ideen gehen oft viral und sind unbezahlbare Werbung für ein Unternehmen.» Spontane Aktionen können Gold wert sein. Generell würde der Experte aber nicht empfehlen, immer nur auf Situationen zu reagieren. «Agieren wäre wesentlich ratsamer. Daher sollten Innovationen Teil der Unternehmenskultur sein.» Davor würden aber viele Unternehmer noch immer zurückschrecken – auch weil sie Angst vor den Kosten hätten. «Innovative Ideen müssen aber nicht zwingend teuer sein.»

Sich selbst auf den Prüfstand stellen

«Kleinunternehmen haben den grossen Vorteil, dass sie nah am Kunden sind», sagt Frey. Sie wissen somit besser als grössere Firmen, was ihre Kunden wollen und können entsprechend reagieren.» Was man auf keinen Fall tun sollte, ist warten, bis man keine Lehrlinge oder Mitarbeitende mehr findet, weil man als langweilig und verstaubt gilt. Oder noch schlimmer: bis man keine Kunden mehr hat. Eine Möglichkeit zu überprüfen, ob man noch am Puls der Zeit ist, ist der Vergleich mit Mitbewerbern oder ähnlichen Firmen. «Kleinunternehmen brauchen keine grosse Marktstudie in Auftrag zu geben oder Trendforscher zu beauftragen. Fragen Sie sich stattdessen zum Beispiel einfach: Wie machen es andere? Wäre das eine oder andere auch eine Lösung für mich? Bin ich der Einzige, der keinen Webshop hat? Wäre es sinnvoll, Social Media zu nutzen?»

Sind Sie innovativ? Machen Sie jetzt den Selbstcheck!

Ich würde mich selbst als innovativ bezeichnen.
Meine Produkte/Dienstleistungen werden als innovativ angesehen.
Teile meiner Produkte/Dienstleistungen sind innovativ.
Ich passe mein Unternehmen regelmässig neuen Gegebenheiten an.
In Krisensituationen reagiere ich rasch und flexibel.
Mein Unternehmen ist auch punkto digitaler Angebote/Lösungen innovativ.
Ich schau immer mal wieder, was meine Mitbewerber machen.
Im Vergleich zu meinen Mitbewerbern habe ich die Nase vorn.
Wenn ich bei anderen Unternehmen eine Lösung, ein Produkt oder ein Angebot entdecke, das ich spannend finde, adaptiere ich die Idee für mein Business.
Ich kenne die Bedürfnisse meiner Kunden.
Ich gehe auf Kundenwünsche ein.
Wäre ich mein Kunde, würde ich mein Angebot als zeitgemäss empfinden
Meine Mitarbeitenden kommen mit neuen Ideen auf mich zu und ich würdige dies entsprechend.
Ich sorge für ein Klima, dass meine Mitarbeitenden motiviert, ihre Ideen einzubringen.
Wir tauschen uns innerhalb des Unternehmens regelmässig über Kunden- und Marktbedürfnisse aus.

Eine Innovationskultur etablieren

Wer noch keine Innovationskultur etabliert hat, fängt am besten klein an. Zum Beispiel mit zwei fixen Tagen pro Jahr, an denen man sich überlegt, was man anders machen könnte. «Idealerweise holt man seine Mitarbeitenden mit ins Boot und sammelt laufend ihre Ideen», sagt der Fachmann. «Jedes Quartal könnte man dann die besten drei Ideen weiterentwickeln und nach einem Jahr entscheidet man, welche Ideen realisiert werden.» Eine andere Methode wäre, sich zu überlegen, was andere mit dem eigenen Produkt machen würden. «Zum Beispiel kann man sich fragen, wie die Produktdesigner von Apple das Produkt einpacken würden», rät Frey. Oder man könne sich in den Kunden hineinversetzen: Würde ich unser Produkt kaufen? Was müsste sich ändern, damit ich es kaufen würde? Wichtig sei in jedem Fall zu beachten, dass sich Kreativität nicht verordnen lasse. «Es braucht Freiraum und vielleicht auch einen Umgebungswechsel – eine gemeinsame Aktivität in der Natur oder den Besuch eines Kurses, der nichts mit dem Alltag zu tun hat. Das kann Wunder wirken.»

Auf Kunden hören, aber nicht gehorchen

Weitere Möglichkeiten sind, sich mit Kollegen auszutauschen, sich von Experten Inputs zu holen, sich mit konkreten Problemstellungen an Fachhochschule zu wenden oder Menschen nach Feedback zu fragen, die mit der Branche überhaupt nichts zu tun haben. Am naheliegendsten sei es für Kleinunternehmen natürlich, ihre Kunden zu befragen. «Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, zu sehr auf Kundenbedürfnisse einzugehen», betont Frey. «Nehmen Sie Kritik ernst und prüfen Sie, was sinnvoll ist, bleiben Sie sich aber treu und reagieren Sie nicht unmittelbar auf jeden Kundenwunsch – ansonsten werden Sie austauschbar.» Insbesondere lohnt es sich auch, sich immer wieder die Fragen zu stellen: «Was macht unser Unternehmen aus? Was macht uns einzigartig?» Anhand der Antworten lässt sich das Unternehmen weiterentwickeln.  

Über den Experten

15 Jahre lang war Dr. oec HSG Urs Frey verantwortlich für die Bereiche Weiterbildung und Beratung am KMU-Institut der Universität St. Gallen. Seit 2018 ist er selbstständiger Berater, Coach und Autor. Mit seiner Firma Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster 7impact AG berät und begleitet er zu den Themen Strategie, Führung und Geschäftsmodellinnovation Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeitende.

Buchtipp

Das Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Buch «Der KMU-Innovator: So machen Sie Ihr Geschäftsmodell fit für das digitale Zeitalter» von Urs Frey richtet sich an KMU, die sich permanent anpassen müssen, um überlebensfähig zu bleiben. Der KMU-Experte stellt auf 224 Seiten 20 erfolgreiche Geschäftsmodelle grosser Unternehmen vor und prüft diese auf Anwendbarkeit und Umsetzung in Klein- und Mittelbetrieben. 

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