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Erstellt am 08.06.2020

KMU: Unternehmensplanung in unsicheren Zeiten

Das Wirtschaftsumfeld ist so volatil wie noch nie. Was bedeutet dies für KMU? Wie können sie ihre Zukunft in unsicheren Zeiten planen?

Entwicklungen wie die COVID-19-Krise kann niemand voraussehen. Diese ist von der Geschwindigkeit ihres Auftretens, vom Ausmass und von den Folgen her ausserordentlich. Sie zeigt aber auch deutlich, womit Unternehmen immer häufiger konfrontiert sind: mit einem volatilen Umfeld, in dem Veränderungen völlig unvorhersehbar auftreten, deren Ursachen und Wirkungen kaum nachvollziehbar sind. 

Erschwerte Planbarkeit

So wird es auch für die KMU immer schwieriger, die künftige Geschäftslage einzuschätzen. «Eine grosse Herausforderung dabei ist die zunehmende Kurzfristigkeit: So fallen zum Beispiel Aufträge plötzlich weg oder kommen von heute auf morgen hinzu. Das erschwert die Planbarkeit enorm», erklärt Marco Gehrig, Dozent am Institut für Unternehmensführung an der St. Galler Fachhochschule und Verwaltungsrat der Provida-Gruppe. Wie aber können die KMU in diesem volatilen Umfeld dennoch ihre Zukunft planen? 

So führen Sie finanziell flexibel

Das wichtigste Instrument ist und bleibe die finanzielle Führung. «Wobei diese so flexibel werden muss wie das Umfeld, in dem sich die KMU bewegen», sagt Gehrig. Dazu sollten sich die Unternehmen in einem ersten Schritt überlegen, wo die aktuelle Finanzplanung noch zu langsam ist, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Grundsätzlich empfehlenswert ist eine Planung, die sowohl rollierend als auch ereignisorientiert ist.

  • Bei der rollierenden Planung werden die jeweils kommenden vier, fünf oder sechs Quartalsplanungen in regelmässigen Abständen überprüft, aktualisiert, konkretisiert und überarbeitet. So fliessen zwischenzeitlich neue Erkenntnisse aus dem Umfeld des Unternehmens ein.
  • Bei der ereignisorientierten Planung werden die Pläne nicht nur in periodischen Abständen, sondern bei jedem wichtigen Ereignis (wie dem Wegbruch eines grossen Auftrags) revidiert.

Achtung: Liquidität

In einem dynamischen Umfeld erhalte insbesondere die Liquiditätsplanung einen noch grösseren Stellenwert als ohnehin schon, betont Gehrig. Nur wenn die kurzfristige Zahlungsfähigkeit gegeben ist, um etwa die Löhne und Kreditoren zu bezahlen, ist die Überlebensfähigkeit gesichert. Ganz wichtig sei es in diesem Zusammenhang, die Kosten realistisch zu kalkulieren und die Preisuntergrenzen zu beachten. «Wenn ich mein Angebot zu günstig anbiete, gerate ich in Schwierigkeiten», so Gehrig.

So stellen Sie dank Kundennähe Prognosen auf

Nebst einer flexiblen finanziellen Führung mit besonderem Fokus auf die Liquidität empfiehlt Gehrig den KMU, das zu tun, was sie schon seit jeher sehr gut können: Die Nähe zu ihren Kundinnen und Kunden zu suchen, um den Puls des Marktes zu spüren, in dem sie tätig sind. Indem KMU mit ihren Kundinnen und Kunden das Gespräch suchen, erhalten sie Rückschlusse auf die Auftragslage in den kommenden Monaten und können auf dieser Basis eine Prognose stellen. Bei Unternehmen, die keinen engen Kontakt zu ihren Kunden haben, kann die Situation aufgrund von Erfahrungswerten eingeschätzt werden.

Dank Szenarien für viele Fälle gewappnet

Dabei sei es wichtig, in Szenarien zu rechnen. Wie wirkt es sich aus, wenn 20, 40 oder gar 80% des Umsatzes wegbrechen? Und was kann ich bei jedem einzelnen Szenario unternehmen, um einen Liquiditätsengpass zu verhindern, indem ich etwa die Kosten runterfahre oder Geld aufnehme? Unternehmen, die auch Worst Cases durchspielen, bevor sie möglicherweise eintreffen, können sich in einem dynamischen Umfeld flexibler bewegen. 

KMU zeichnen sich durch Optimismus und Flexibilität aus

Marco Gehrig ist überzeugt, dass die COVID-19-Krise einen Einfluss darauf hat, wie KMU künftig ihre Finanzen planen. «Sicherlich sehr vorsichtig, und es wird wohl auch die eine oder andere nicht betriebsnotwendige Investition zurückgehalten», sagt er. Gleichzeitig könne er sich aber auch vorstellen, dass der Optimismus, der so viele Unternehmerinnen und Unternehmer auszeichne, schon bald wieder durchbreche. KMU hätten schon in vielen Krisen ihre Flexibilität unter Beweis gestellt, auch in der aktuellen. Wie etwa jenes Handelsunternehmen, das nicht nur in kurzer Zeit eine Verkaufsapp auf die Beine stellte. Es suchte parallel den persönlichen Kontakt zu seinen Kunden und spielte damit einen weiteren KMU-Trumpf aus: die Kundennähe. 

Über den Experten

Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Professor Dr. Marco Gehrig, Wirtschaftsprüfer, ist Dozent am Institut für Unternehmensführung (IFU – FHS) an der St. Galler Fachhochschule und Verwaltungsrat der Provida-Gruppe.

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