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Erstellt am 21.07.2020

Ausgerechnet jetzt ans Wachstum denken?

Viele kleine Unternehmen sind von der Coronakrise gebeutelt. Warum gerade jetzt der richtige Zeitpunkt sein kann, an Wachstum zu denken, erklärt der Wachstumsexperte Oliver Wegner im Gespräch.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise werden sich noch länger zeigen. Viele, gerade auch kleinere Unternehmen, kämpfen um ihre Existenz und quälen sich mit der Frage, wie sie die laufenden Kosten bezahlen sollen. Auch nur einen Gedanken an den nächsten Wachstumsschritt zu verschwenden, scheint in dieser Zeit auf den ersten Blick sinnlos. Auf den zweiten Blick hingegen eine gute Entscheidung – wenn man beim Wachstum nicht nur an Quantität, sondern auch an Qualität denkt. Oliver Wegner, der als Ratgeber Firmen bei ihren Wachstumsschritten unterstützt, erklärt im Interview, wie gesundes Wachstum auch oder gerade jetzt gelingen kann.

Herr Wegner, was bedeutet eigentlich Wachstum?

Mit Wachstum sichern Unternehmen ihre Zukunft. Darum ist das Herbeiführen und Managen von gesundem Wachstum eine Kernaufgabe jedes Unternehmers und jedes Unternehmens – gerade auch in und nach Krisenzeiten. Wachstum wird heute zumeist nur mit mehr Umsatz oder mehr Gewinn gleichgesetzt. Neben diesen äusseren Wachstumsparametern gibt es allerdings auch innere Wachstumsparameter wie zum Beispiel die eigenen Kompetenzen, die Innovationskraft oder die Unternehmenskultur (siehe Klappmenü). Wachstum heisst also nicht einfach nur «höher, schneller, weiter», sondern auch «besser, anders, einzigartig». Soll Ihr Unternehmen gesund wachsen, müssen diese Faktoren zusammenspielen. Wobei gesundes Wachstum immer nur von innen nach aussen möglich ist. 

  • Bei den inneren Parametern handelt es sich überwiegend um Faktoren, bei denen die Hebel zur Anpassung innerhalb des Unternehmens liegen.

    • Kompetenzen
    • Innovationskraft
    • Krankenstand
    • Mitarbeiterzufriedenheit
    • Fluktuation
    • Unternehmenskultur
    • Bereitschaft zu Fort- und Weiterbildungen
    • Prozessautomatisierung
    • Führungskultur
    • Teamarbeit 
  • Die äusseren Parameter bedingen einen oder mehrere innere Parameter und können auch durch die anderen Marktteilnehmer stark beeinflusst werden.

    • Umsatz
    • Ertrag
    • Marktposition/Marktanteile
    • Anzahl Mitarbeiter
    • Wettbewerb
    • Kundenbedarf
    • Angebotene Leistungen
    • Kundenbasis
    • Geschäftsmodell

Und was bedeutet dies konkret für Unternehmen, die aufgrund der Krise in eine Schieflage geraten sind?

Sie kämpfen damit, dass ihnen aufgrund äusserer Umstände unvorhergesehen der Umsatz und Ertrag weggebrochen sind. Sie befinden sich damit in der Phase des gehemmten Wachstums (siehe Abbildung): Das heisst, dass äussere Wachstumsparameter im Minus und innere (im besten Fall) im Plus sind. Nun stellt sich die Frage, wie die Unternehmen künftig ihre PS wieder auf die Strasse kriegen. Vielleicht kommen die Aufträge in gewohntem Ausmass zurück und die Lage entspannt sich. Vielleicht aber hat sich auch etwas Grundlegendes in der Ausgangslage geändert und der Weg zurück ist steinig oder mit dem alten Geschäftsmodell gar unmöglich. In beiden Fällen empfehle ich, sich gerade jetzt mit den Zusammenhängen für gesundes Wachstum zu beschäftigen und sich folgende Fragen zu stellen: Wie können wir uns im Wettbewerb künftig noch stärker von unseren Mitbewerbern abheben? Welches Alleinstellungsmerkmal zeichnet uns aus und wie können wir dieses künftig noch besser ausspielen? Denn Wachstum unterliegt keinem Wahlrecht: Jedes Unternehmen befindet sich auf einem Spielfeld mit Mitspielern und damit im Wettbewerb. Und hier gilt es, seine Position immer wieder neu zu definieren. Weil sich eben auch das Umfeld ständig und immer rascher ändert.

Der Wachstumsquadrant: Wachstum in Abhängigkeit von äusseren und inneren Wachstumsparametern

Die Abbildung zeigt den Wachstumsquadranten von Oliver Wegner. Dieser besteht aus vier Feldern. Die horizontale Achse ist in der linken Hälfte mit «innen minus» gekennzeichnet, in der rechten mit «innen plus». Die vertikale Achse ist in der unteren Hälfte mit «aussen minus» gekennzeichnet, in der rechten mit «aussen plus». Das Feld unten links ist mit «Auszeit (Game over)» beschriftet. Hier finden sich Unternehmen wieder, bei denen die inneren und äusseren Wachstumsparameter schwach ausgeprägt sind. Das Feld unten rechts ist mit «Gehemmtes Wachstum» beschriftet. Hier finden sich Unternehmen wieder, bei denen die inneren Wachstumsparameter stark und die äusseren Wachstumsparameter schwach ausgeprägt sind. Das Feld oben links ist mit «Krankes Wachstum» beschriftet. Hier finden sich Unternehmen wieder, bei denen die inneren Wachstumsparameter schwach und die äusseren Wachstumsparameter stark ausgeprägt sind. Das Feld oben rechts ist mit «Gesundes Wachstum» beschriftet. Hier finden sich Unternehmen wieder, bei denen die inneren und äusseren Wachstumsparameter stark ausgeprägt sind.

Quelle: oliverwegner.com

In vielen Fällen ist festzustellen: weniger Umsatz und Ertrag trotz guter innerer Voraussetzungen. Viele Unternehmen befinden sich damit in einer Phase des gehemmten Wachstums.

Wie geht man dabei am besten vor?

Der Unternehmer und sein Team sollten gemeinsam überlegen, welches Problem sie für ihre Kundinnen und Kunden auf welche Art lösen möchten? Wo liegen ihre wirklichen Stärken und wo liegt der Bedarf ihrer Kunden? Denn der grösste Teil der Kundschaft zählt in unseren Breitengraden zu den sogenannten Schmerzvermeidern – sei dies im B2B- oder B2C-Bereich. Das heisst, dass die Kunden ein Produkt kaufen oder eine Dienstleistung beziehen, nur wenn sie auch wirklich ein akutes Problem haben. Nehmen wir das Beispiel einer Autogarage: Als Kunde möchte ich, dass ich in den Ferien keine Panne habe. Also suche ich vorher rechtzeitig den Service auf. Als Autogarage sollte es jetzt nicht darum gehen, nur diesen Service abzuarbeiten, sondern dem Kunden bei seinem Anliegen über den gesamten Prozess auch ein gutes Gefühl zu vermitteln. Das kostet die Garage nicht mehr, sondern ist primär eine Haltung, eine Servicekompetenz und ein nach aussen sichtbares Serviceangebot, das dazu führt, dass Kunden wiederkommen, die Garage empfehlen und erfahrungsgemäss auch bereit sind, etwas mehr zu zahlen. An diesem Beispiel wird erkennbar, dass es um ein gutes Zusammenspiel der inneren und äusseren Parameter geht.

Welche Gefahr besteht, wenn man die inneren Wachstumsfaktoren vernachlässigt?

Wird eine Entwicklung von aussen nach innen vorangetrieben, ist das Wachstum häufig aufgesetzt und wird nicht mit Überzeugung getragen. Es verhält sich dann möglicherweise wie ein «Fremdkörper». Darum ist es wichtig, seine eigene Leistungsfähigkeit zu kennen oder zu entwickeln und bei Hinzunahme von weiteren Geschäftsfeldern (z. B. durch Kooperationen oder Firmenzukäufe) das zukünftige Zusammenspiel vorher zu simulieren.

Noch einmal zusammenfassend: Wie kommt man auf den Weg eines gesunden Wachstums?

Als Allererstes braucht es eine Standortbestimmung – am besten über den Wachstumsquadranten. Sollte ich mich aktuell mit dem Unternehmen im gehemmten Wachstum befinden, dann ist es vergleichsweise leicht, denn hier gilt es nur, die noch nicht vollständig genutzten Potenziale zu aktivieren. Häufig ist es dabei wichtig, seine Sichtbarkeit in der angestrebten Kundenzielgruppe zu erhöhen. Wenn ein Unternehmen in ein krankes Wachstum abgerutscht ist, dann liegt die Antwort ebenfalls intern und zwar bei einem oder mehreren inneren Wachstumsfaktoren, die nicht auf Kurs sind. Hier ist schnelles Handeln erforderlich, da sich krankes Wachstum heimtückisch zeigt, da die äusseren Faktoren noch auf Grün stehen, während das Unternehmen intern schon ein Problem hat. 

Über Oliver Wegner

Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Oliver Wegner ist Berater, Initiator und Keynote Speaker im Bereich Wachstum. Er ist Autor des Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Buches «Die Wachstumsformel: Wie Unternehmen florieren statt einfach nur grösser zu werden» und unterstützt mit seiner Firma evolutionplan® Unternehmen verschiedener Branchen in der Region DACH zu gesundem und nachhaltigem Wachstum. 

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