Diese Seite hat eine durchschnittliche Bewertung von %r von maximal 5 Sternen. Total sind %t Bewertung vorhanden.
Lesezeit 6 Minuten Lesezeit 6 Minuten
Erstellt am 15.11.2018 | Aktualisiert am 17.02.2023

Was Inflation bedeutet und wie sie sich auf Ihre Anlage auswirkt

Die Inflation begleitet uns seit einigen Monaten spürbar in unserem Alltag. Ihre Folgen werfen Fragen auf und sorgen für Unsicherheiten, auch unter Anleger:innen. Sie kann einerseits Aktienmärkte in Aufruhr versetzen und bietet andererseits Chancen, um mit Investitionen der Teuerung entgegenzuwirken. Ein Grundverständnis zum Thema und zu den Zusammenhängen hilft Ihnen, die Situation einzuordnen und für Ihre Anlagen eine passende Strategie festzulegen.

Inflation einfach erklärt

Inflation – was ist das überhaupt? Preisschwankungen für Waren und Dienstleistungen sind natürlich. Wenn das generelle Preisniveau aber stetig steigt, ist von einer Inflation oder auch von Teuerung die Rede. Das heisst: Produkte werden teurer bzw. wir können uns mit dem gleichen Lohn weniger leisten. Das merken wir insbesondere bei Lebensmitteln oder den Stromkosten. Geschehen kann das unter anderem, weil Rohstoffe oder Arbeitskräfte teurer werden. Wenn zum Beispiel der Einkauf von Erdöl teurer wird, steigen auch die Preise der damit hergestellten Produkte. Die Kaufkraft nimmt also ab.

Wie entsteht eine Inflation?

Verschiedene Ursachen können zu einer Inflation führen. Der wichtigste Auslöser liegt meist in der Geldpolitik eines Landes: Wenn die Zentralbank eine lockere Geldpolitik fährt und entsprechend den Banken mehr Geld zur Verfügung stellt (zum Beispiel in Form von günstigen Krediten), steigt die Menge an verfügbarem Geld. Meistens steigt dadurch auch die Nachfrage von Konsument:innen nach verschiedensten Produkten – und deren Preise erhöhen sich. Unternehmen können ebenfalls zur Inflation beitragen, indem sie Preise erhöhen, um dadurch ihre Gewinne zu maximieren oder angestiegene Kosten, beispielsweise für Rohstoffe, an Konsument:innen weiterzugeben. Die steigenden Preise haben in der Regel steigende Löhne zur Folge und die Inflation wird weiter angetrieben.

Wie wird die Inflation gemessen?

Berechnet wird die Inflation aufgrund eines Warenkorbs, der Artikel des täglichen Bedarfs beinhaltet. Diese Berechnung kann für alle Länder gemacht werden und ist vergleichbar. In der Schweiz wird der Warenkorb vom Bundesamt für Statistik (BFS) definiert. Das BFS erstellt daraus monatlich den Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Landesindex der Konsumentenpreise. Die Erhebung basiert auf rund 100’000 Preisen in circa 8’000 Verkaufsstellen. Mit durchschnittlichen 0,5% bis 1% in den letzten 30 Jahren verfügt die Schweiz über eine moderate Inflationsrate. Ziel der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist, gleich wie jenes der Europäischen Zentralbank, eine Inflationsrate von 2%. Seit Beginn des letzten Jahres ist die Inflationsrate allerdings auch in der Schweiz stark angestiegen und lag im August auf einem Höchstwert von 3,5%. In den letzten 30 Jahren gab es nur einmal einen höheren Wert. Ab Werten von über 5% wird von einer hohen Inflation gesprochen – aktuell sind unsere Nachbarländer wie Deutschland, Frankreich und Italien davon betroffen. Eine sehr hohe Inflation, bei der die Geldmenge stark erhöht wird und die Inflationsrate um die 50% pro Monat ansteigt, ist eher selten. Sie ist ein Indikator für eine Krise in den jeweiligen Ländern. Solche Beispiele von Hyperinflation, bei denen Banknoten in absurd hohen Beträgen gedruckt werden, sieht man am häufigsten in Entwicklungsländern.

Der Leitzins: wichtiger Regulator für die Inflation

Eng mit der Inflation verbunden ist der sogenannte Leitzins. In der Schweiz wird er von der Schweizerischen Nationalbank bestimmt, um die Inflation zu steuern. Der Leitzins ist der Zins, zu dem sich Banken Geld von der SNB ausleihen können. Die Banken wiederum geben diesen in Form von Schuldzinsen an Unternehmen weiter. Wenn die Leitzinsen tief sind, werden die Kredite für Unternehmen und Konsument:innen günstiger. Dadurch werden die Investitionen lukrativer und führen so zu Wirtschaftswachstum. Und: Konsument:innen geben dank niedrigen Zinssätzen auf Kredite auch mehr Geld aus. Dadurch wächst die Wirtschaft und entsprechend auch die Inflation. Sparer:innen hingegen ärgern sich, weil sie auf ihr Gespartes nur wenig Rendite erhalten.

Wenn der Leitzins hoch ist, freuen sich die Sparer:innen: Sie erhalten mehr Zinsen auf ihr Sparkonto. Kreditnehmer:innen und Konsument:innen hingegen nehmen weniger Kredite auf oder geben weniger Geld aus. Die Wirtschaft verlangsamt sich, weil die Menschen in der Regel auch etwas weniger Geld ausgeben.

Wenn Sie also wieder mal hören oder lesen, dass die SNB oder die US-Notenbank die Leitzinsen gesenkt oder erhöht hat, wissen Sie, was passiert: Es fliesst mehr oder weniger Geld in die Wirtschaft. Natürlich passen die Notenbanken die Leitzinsen nicht nur wegen der Inflation an.

Deshalb ist die Inflation auch für Ihre Anlage wichtig

Jede Anpassung der Leitzinsen oder Änderung der Inflationsrate hat Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Der Aktienmarkt zum Beispiel profitiert in der Regel von einer moderaten Inflation bis zu 4%. Sie bedeutet eine wachsende Wirtschaft mit konsumfreudigen Menschen. Wenn die Inflation aber zu stark ansteigt, sorgt dies für Unsicherheit. Sie kann darauf hindeuten, dass wichtige Länder eine zu lockere Geldpolitik führen. Das wiederum kann ein Anzeichen für eine Wirtschaftskrise oder strukturelle Probleme sein.

Obligationen hängen im Gegensatz zu Aktien stark von Leitzinsänderungen ab: Wenn Sie eine Obligation gekauft haben, die tiefe Zinsen bietet, verliert diese an Wert, sobald neue Obligationen mit höheren Zinsen auf den Markt kommen. Der richtige Zeitpunkt für Investitionen in Obligationen ist also entscheidend. Wenn die Inflation moderat ist, legen daher viele Anleger:innen ihr Geld lieber in Aktien als in Obligationen an.

Sachwerte als Inflationsschutz

Wenn die Inflationsraten hoch sind, setzen viele Anleger:innen auf etwas Handfestes, sogenannte Sachwerte. Dazu zählen Immobilien, aber auch Rohstoffe wie beispielsweise Gold. Dies hat in erster Linie einen psychologischen Hintergrund: Sachwerte – wie eben Edelmetalle – geben Anleger:innen insbesondere in turbulenten Zeiten wie Wirtschaftskrisen oder Börsenkorrekturen ein sichereres Gefühl als Aktien, Obligationen oder Fonds. Gold ist meist erst dann als Inflationsschutz geeignet, wenn die Inflationsraten bei über 5% liegen – oder eine Hyperinflation herrscht. Mehr dazu finden Sie im Artikel «Wie kann ich in Rohstoffe investieren?».

Lohnt sich Anlegen nur bei tiefer Inflation?

In Zeiten, in denen eher tiefe Zinsen für Sparkonten herrschen, haben Anleger:innen bessere Chancen zu profitieren als Sparer:innen: Letztere schaffen es oft nur knapp, die Inflation auf ihr Gespartes mit den Zinserträgen auszugleichen. Erstere hingegen haben die Chance, mit gezielten Investitionen auch in einem Tiefzinsumfeld zu profitieren. Steigt das Zinsniveau an, wird Sparen wieder attraktiver, weil die Zinserträge für Geld auf der Bank höher werden. Allerdings sollten Sparer:innen immer auch die Teuerung miteinberechnen um zu beurteilen, wie stark sie von den höheren Zinsen auf ihr Sparkonto effektiv profitieren. Anleger:innen haben aber – besonders, wenn ihr Anlagehorizont lang ist – auch die Chance, ihr Vermögen in einem hohen Zinsumfeld durch renditeoptimierte Investitionen weiter aufzubauen. Wichtig ist, dass dabei die persönliche Anlagestrategie berücksichtigt wird und im Falle einer Inflation in Branchen und Unternehmen investiert wird, die auch effektiv höhere Preise verlangen können, damit die Investition an Wert gewinnt. Doch eine Preiserhöhung alleine nützt wenig. Damit besagte Unternehmen und/oder Branchen nicht nur ihre Schulden trotz der gestiegenen Zinsen bezahlen, sondern auch profitieren können, müssen sie sich an die veränderten wirtschaftlichen Bedingungen anpassen. Zum Beispiel, indem sie ihre Produktion auf alternative Energiequellen und Rohstoffe umstellen oder ihre Effizienz erhöhen.

Diese Seite hat eine durchschnittliche Bewertung von %r von maximal 5 Sternen. Total sind %t Bewertung vorhanden.
Sie können die Seite mit 1 bis 5 Sternen bewerten. 5 Sterne ist die beste Bewertung.
Vielen Dank für die Bewertung
Beitrag bewerten

Dies könnte Sie ebenfalls interessieren