Nachdem sich die Schweizer Wirtschaft gegen Ende des vergangenen Jahres etwas stabilisiert hatte, haben die Schwächesignale im neuen Jahr wieder zugenommen. Vor allem die Industrieunternehmen leiden weiterhin unter der anhaltenden Rezession im produzierenden Gewerbe. Das verdeutlichen der zuletzt spürbare Stimmungseinbruch im Industriesektor sowie ein deutlicher Rückgang der Güterexporte im ersten Quartal 2024. In diesem Kontext ist gar zu befürchten, dass das Schweizer Wirtschaftswachstum zurzeit im negativen Bereich liegt. So zeigt es zumindest der zeitnahe Schätzindikator des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) an. Wie schwach die Schweizer Konjunktur tatsächlich ist, hängt allerdings auch wesentlich von der Entwicklung im Dienstleistungssektor ab. Da die Stimmungswerte der Dienstleistungsunternehmen in den letzten Monaten aber ungewöhnlich stark geschwankt haben, ist der Geschäftsgang dieses Sektors aktuell schwer einzuschätzen.
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Wirtschaft: Gemischte Konjunktursignale
In den letzten Monaten haben die Konjunkturdaten keine klare Richtung vorgegeben: Die US-Wirtschaft wächst vordergründig stark, verzeichnet jedoch eine spürbare Stimmungsverschlechterung der Unternehmen und der Konsument:innen. In Europa und China setzt sich die Stabilisierung der Wirtschaft zwar fort, allerdings erfolgt die potenzielle Erholung nur sehr langsam und mit Rückschlägen. Und in der Schweiz zeigt der Trend, nach der zwischenzeitlichen Bodenbildung, allmählich wieder nach unten. Die Weltkonjunktur bleibt damit vorerst festgefahren. In Zeiten von regional stark divergierenden Konjunkturzyklen ist das aber keine Seltenheit.
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Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
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Die neusten Konjunkturnachrichten aus den USA haben die Markterwartungen enttäuscht. So ist die amerikanische Wirtschaft im ersten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen, was deutlich weniger ist, als antizipiert wurde. Das annualisierte Wachstum von 1,6 Prozent entspricht jedoch immer noch ungefähr dem langfristigen Trend. Zudem bleibt die US-Wirtschaft weiterhin stark ausgelastet. Die Stimmungswerte der Unternehmen verzeichnen derweil aber einen spürbaren Rückgang. Sowohl im Industriesektor als auch bei den Dienstleistungsunternehmen hat sich der Geschäftsausblick deutlich eingetrübt. Des Weiteren sind auch die jüngsten Zahlen zum Arbeitsmarkt deutlich niedriger ausgefallen als in den Vormonaten. Kaum Anzeichen einer weiteren Abschwächung weist hingegen die Inflationsentwicklung auf. In den letzten Monaten wurden kaum mehr Fortschritte bei ihrer Bekämpfung erzielt. Die Inflation droht sich deshalb bei leicht unter 4 Prozent, also bei fast dem Doppelten der Zielvorstellungen der amerikanischen Zentralbank (Fed), zu verfestigen.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
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Die Konjunktur in der Eurozone scheint sich allmählich zu stabilisieren. Im ersten Quartal dieses Jahres ist die gesamte Volkswirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen, was die erste spürbare Zunahme der Wirtschaftsleistung seit fast zwei Jahren darstellt. Zudem verbessert sich auch die Stimmung der Unternehmen allmählich. Im April sind insbesondere die Dienstleistungsunternehmen deutlich optimistischer geworden. Positiv ist zudem, dass auch erste Anzeichen einer Bodenbildung in Deutschland, der grössten Volkswirtschaft Europas, sichtbar werden. Der Industriesektor hingegen hat in der gesamten Eurozone weiterhin Schwierigkeiten, sich vom globalen Abschwung im Güterzyklus zu erholen. Damit bleibt auch die Konjunkturerholung weiterhin auf wackeligen Beinen. Weiterhin erfreulich ist die Inflationsentwicklung. Im April ist die Kerninflationsrate erneut gefallen und liegt nun bei 2,7 Prozent.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
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Die wirtschaftliche Entwicklung in China, der mit Abstand grössten Volkswirtschaft unter den Schwellenländern, kommt nicht richtig in Fahrt. Zwar sind die offiziell veröffentlichten Wachstumsraten für das erste Quartal mit 1,6 Prozent beeindruckend, doch bei genauerer Betrachtung der chinesischen Konjunktur zeigt sich ein etwas trüberes Bild. So ist die Investitions- und Konsumaktivität nach wie vor schwach und die Warenexporte liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Darüber hinaus bleibt die Inflation mit einer Jahreswachstumsrate von 0,1 Prozent unangenehm niedrig. Einzig die Stimmungsdaten deuten auf eine mögliche Verbesserung des konjunkturellen Verlaufs hin.
Wachstum, Stimmung und Trend
In Prozent
Globale Konjunkturdaten
Indikatoren | Schweiz | USA | Eurozone | GB | Japan | Indien | Brasilien | China |
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Indikatoren BIP J/J 2023Q4 |
Schweiz 0,6% |
USA 3,1% |
Eurozone 0,1% |
GB –0,2% |
Japan 1,0% |
Indien 8,4% |
Brasilien 2,1% |
China 5,2% |
Indikatoren BIP J/J 2024Q1 |
Schweiz k.A. |
USA 3,0% |
Eurozone 0,4% |
GB k.A. |
Japan k.A. |
Indien k.A. |
Brasilien k.A. |
China 5,3% |
Indikatoren Konjunkturklima |
Schweiz – |
USA – |
Eurozone = |
GB + |
Japan + |
Indien – |
Brasilien – |
China + |
Indikatoren Trendwachstum |
Schweiz 1,3% |
USA 1,6% |
Eurozone 0,8% |
GB 1,8% |
Japan 1,1% |
Indien 5,2% |
Brasilien 1,6% |
China 3,8% |
Indikatoren Inflation |
Schweiz 1,4% |
USA 3,4% |
Eurozone 2,4% |
GB 3,2% |
Japan 2,7% |
Indien 4,9% |
Brasilien 3,9% |
China 0,1% |
Indikatoren Leitzinsen |
Schweiz 1,5% |
USA 5,5% |
Eurozone 4,5% |
GB 5,25% |
Japan -0,1% |
Indien 6,5% |
Brasilien 10,75% |
China 3,45% |
Quelle: Bloomberg