Schauen wir über die Schweiz hinaus: Was sind aktuell die grössten Herausforderungen der Eurozone?
Die Eurozone gehört mit den USA zu den zwei grössten Binnenmärkten der Welt mit einer einheitlichen Währung und kämpft zunächst mit denselben, zahlreichen wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen wie alle anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften auch. Aber zusätzlich zu den Herausforderungen anderer grosser, hoch entwickelter Volkswirtschaften hat die Eurozone auch eine grosse geschichtliche Verantwortung. Die Europäer haben beschlossen, ein sehr ehrgeiziges strategisches und historisches Vorhaben umzusetzen: schrittweise eine immer engere Union zu schaffen, um Stabilität, Wohlstand und Frieden auf unserem Kontinent zu garantieren. Ein derart kühnes Unterfangen erfordert, dass alle europäischen Institutionen und Nationen ihre Verantwortung wahrnehmen – dies auch in schwierigen Zeiten, wie zum Beispiel als es die schlimmste Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg zu bewältigen galt. Um die historische Dimension des Prozesses aufzuzeigen, möchte ich daran erinnern, dass die Eurozone zwölf Länder zählte, als ich zum Präsidenten der EZB ernannt wurde. Nach meiner Amtszeit, das heisst nach einer historisch betrachtet unglaublich kurzen Zeitspanne, war die Eurozone bereits auf 17 Länder angewachsen. Fünf neue Länder waren beigetreten: Slowenien, die Slowakei, Malta, Zypern und Estland.