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Erstellt am 26.07.2021

Failure Tales: Schluss mit dem Fehlertabu

An den Failure Tales des Konzerns Post tischen Mitarbeitende ihre Misserfolge auf – damit andere davon lernen können. Alice Dal Fuoco, Innovationsmanagerin bei VNTR von PostFinance, hat als Teilnehmerin mitgemacht.

Erfolgsgeschichten werden gerne erzählt. Doch wer mit einem Vorhaben scheitert, behält dies oft lieber für sich. Die Failure Tales sind eine Massnahme, um diese Haltung innerhalb des Konzerns Post zu ändern und Offenheit, Transparenz und Mut zu fördern. Der Event soll dazu beitragen, die Angst vor dem Scheitern in eine Kultur des Lernens zu verwandeln – dies, indem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Vorhaben reden, die eingestellt worden sind oder Rückschläge erlitten haben, sowie über Ideen, an die niemand ausser man selbst glaubt. Alice Dal Fuoco, Innovationsmanagerin bei VNTR von PostFinance, ist als mutiges Beispiel vorangegangen.

Welchen Failure hast du an den Failure Tales mit anderen Mitarbeitenden geteilt?

Ich habe über die Umbenennung des PFLab in VNTR gesprochen – respektive über den steinigen Weg dahin. Aber von vorne: Als Innovationsteam von PostFinance treten wir immer häufiger mit Projekten, Produkten und Prototypen am Markt auf – mit der Folge, dass das PFLab als Marke immer bekannter geworden ist, und mit dem Risiko, dass das Label von anderen hätte missbraucht werden können, denn es war nicht geschützt. Dies wollten wir nun nachholen. Als vom Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum der Einwand kam, dass wir PFLab in der gewünschten Kategorie nicht schützen lassen können, weil ein Teil des Begriffs schon geschützt ist, war das Erstaunen gross und die Erkenntnis irritierend: Wir haben über die Jahre einen Auftritt gepflegt und ausgebaut, den wir nun gegen aussen nicht mehr nutzen konnten. Unser Failure war, dass wir nicht von Anfang an das PFLab als Marke betrachtet haben und später von der falschen Annahme ausgegangen sind, dass PFLab geschützt werden kann. In diesem Sinne war es auch ein Scheitern aus Unwissen, wie es häufig vorkommt. Nun ja, schliesslich haben wir es geschafft, uns innerhalb der Frist von sechs Wochen einen neuen Namen zu geben – und seither sind wir als VNTR unterwegs. Und was ist das Learning aus der Geschichte? Wir haben die Chance genutzt, um mit VNTR eine nächste Maturitätsstufe zu erreichen.

Was bringen Anlässe wie die Failure Tales den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Die meisten von uns sind ja so erzogen worden, dass ein Fehler Versagen bedeutet. Doch ein Fehler ist ein Fehlschlag, aus dem man etwas lernen kann, um einen Schritt weiterzukommen. In diesem Sinne zeigen die Failure Tales auf, dass man vor dem Scheitern keine Angst haben muss. In einer positiven Fehlerkultur geht es nicht darum, andere mit dem Zeigefinger auf ihre Fehler aufmerksam zu machen, sondern gemeinsam über Lösungen und nächste Entwicklungsschritte nachzudenken. Die Failure Tales sind eine der Massnahmen, um diesen Mindset im Umgang mit Fehlern zu verankern und die Mitarbeitenden darin zu fördern, mutiger zu werden. Zu diesem Mut gehört es, Fehlern gegenüberzutreten. Diese Fähigkeit muss man üben – zum Beispiel mit einem Auftritt an den Failure Tales, wo ein breites Spektrum an Failures aufgezeigt wird – von kleineren Fehlern bis zu ganzen Projekten, die abgebrochen worden sind, und dies über verschiedene Bereiche hinweg.

Wie sind deine persönlichen Erfahrungen mit Scheitern?

Ich hatte diese Angst des Versagens durch das Begehen von Fehlern auch in mir drin. Wenn man dann jedoch einige Male gescheitert ist, weil man eben zum Beispiel aus mangelndem Wissen falsche Annahmen getroffen oder falsch kalkuliert hat, verliert man die Angst vor dem Scheitern. Man merkt, dass man aus den Fehlern lernt und so immer weiterkommt. Ich persönlich konnte mein Verhalten im Umgang mit Fehlern ändern: Wenn etwas nicht läuft wie gewollt, frage ich mich umgehend, was man denn anders machen kann, wie man das Ding drehen und eine Sache von einer anderen Seite aufgleisen kann. Selbstverständlich heisst das nicht, dass man so viele Fehler wie möglich machen soll. Aber wenn sie passieren, dann sollte man sie akzeptieren, darüber reflektieren und die richtigen Schlüsse ziehen – und vor allem nicht den Kopf in den Sand stecken. Das ist auch wichtig für Teams: Alle Fehler, die wir im Innovationsteam produziert haben, haben uns dorthin gebracht, wo wir jetzt sind, und uns viele Erfahrungen ermöglicht, auf die wir jetzt zählen können.

Welche Tipps gibst du anderen, die an diesem oder einem ähnlichen Anlass mitmachen wollen, zur Vorbereitung?

Das Wichtigste ist, seine Failure Tale transparent und authentisch zu erzählen, ohne Dinge zu verheimlichen. Zudem sollte man sein Scheitern gut reflektiert haben und aufzeigen, was man daraus gelernt hat und was man für sich und andere mitnimmt. Wenn eine Prise Humor in die Geschichte mitverpackt werden kann, Umso besser! Denn oft ist es beim Scheitern ja so, dass man irgendwann im Nachhinein darüber lacht.

About

Alice Dal Fuoco

Alice Dal Fuoco ist Innovationsmanagerin und arbeitet bei VNTR, Innovation & Venturing by PostFinance.

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