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Erstellt am 14.11.2019

Digitalisierung: Haben klassische Führungsansätze ausgedient?

Welche Führungsansätze eignen sich, um den aktuellen Herausforderungen in technologiegetriebenen Unternehmen gerecht zu werden? Und machen klassische Ansätze heute überhaupt noch Sinn? Ein Beitrag von Christoph Negri, Leiter des Instituts für Angewandte Psychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Heute sind sehr viele Unternehmen technologiegetrieben. Damit werden nicht nur die Aufgaben immer komplexer, sondern es steigt auch die Geschwindigkeit, mit der neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht werden müssen. Unternehmen reagieren auf diese Entwicklungen mit neuen Vorgehensweisen wie zum Beispiel Agilem Projektmanagement. Diese Vorgehensweisen dringen von der IT stammend immer mehr in andere Bereiche vor. Nun ist es aber mit der Einführung neuer Prozesse und Vorgehensweisen nicht getan. Es braucht ein neues Mindset und es stellt sich die Frage, wie Unternehmen und ihre Bereiche geführt werden sollen, um der gestiegenen Komplexität zu begegnen. Brauchen wir in bestimmten Bereichen neue Ansätze? Und wo funktionieren die klassischen Ansätze nach wie vor besser? 

Klassische Führungsmodelle sind immer hierarchisch

Klassische Führungsmodelle zeichnen sich dadurch aus, dass die Verantwortung und Macht bei einer einzigen Person gebündelt sind. Diese Person trifft alle wichtigen Entscheidungen und überträgt den Mitarbeitenden Aufgaben, um die gesetzten Ziele zu erfüllen. Klassische Führungsmodelle sind immer von Hierarchien geprägt. Sie führen insbesondere bei vielen Hierarchiestufen zu einer Starrheit im System und in der Folge davon zu einer langsamen Reaktionszeit auf neue Entwicklungen.

Neue Ansätze in der Führung verteilen die Verantwortung und Macht

Neue Führungsansätze hingegen verteilen die Verantwortung und Entscheidungsmacht auf zwei oder mehrere Personen. Dazu gehören Modelle wie Co-Leadership und Shared Leadership respektive Führung in Teilzeit, bei denen sich zwei oder mehrere Mitarbeitende die Führung einer Abteilung oder eines Unternehmens teilen respektive diese in einem Teilzeitpensum führen. Immer mehr verbreiten sich aber auch demokratische Ansätze wie zum Beispiel die Holokratie und die Soziokratie. Teams, die holokratisch oder soziokratisch aufgestellt sind, arbeiten mit einer hohen Selbstorganisation und Selbstführung.

Coaches statt Kontrolleure

Für Führungskräfte bedeuten neue Führungsmodelle, dass sie sich von der Vorstellung verabschieden müssen, stets den Überblick und die Kontrolle über alle Vorgänge und Informationen zu haben. Bei den neuen Ansätzen nehmen die Führungskräfte die Rolle von Coaches ein, die Macht abgeben und loslassen können. Dies zeigt sich alleine schon bei Arbeitsformen wie dem Homeoffice: Es geht nicht mehr darum, die Mitarbeitenden anzuweisen und zu kontrollieren, sondern sie beim selbstorganisierten Arbeiten zu unterstützen. 

Die eine Führungskultur gibt es nicht mehr

Doch welche Führungsmodelle eignen sich nun für ein Unternehmen oder für einzelne Bereiche? Je technologiegetriebener die Aufgaben sind und je mehr es sich nicht um Routinearbeiten handelt, desto besser eignen sich neue Führungsmodelle. Jedoch hängt es immer auch von den Teammitgliedern ab. Als Mitarbeitende wünschen wir uns zum einen Strukturen und Vorgaben, zum anderen Selbstbestimmung. Bei der Definition eines passenden Führungsmodells gilt es also, sorgfältig abzuwägen, wie das Team mit dem einen respektive dem andern umgehen kann. Dass es in einem Unternehmen die eine Führung gibt, ist immer unüblicher. Für bestimmte Bereiche werden klassische Führungsansätze – sofern sie Begegnungen auf Augenhöhe ermöglichen – auch in Zukunft nach wie vor Sinn machen. Andere Abteilungen können wohl weit grössere Fortschritte erzielen, wenn neue Führungsansätze die neuen Arbeitsformen unterstützen. Heute möglich und auch üblich ist es, im Unternehmen verschiedene Führungskulturen zu leben. 

Über den Autor

Der Arbeits- und Organisationspsychologe Christoph Negri ist Leiter des Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Instituts für Angewandte Psychologie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. 2019 hat er im Springer Verlag das Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Praxishandbuch «Führen in der Arbeitswelt 4.0» herausgegeben. Dieses bietet einen Überblick über die psychologischen Aspekte der Führung und Entwicklungen in der Arbeitswelt 4.0.

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