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Erstellt am 06.06.2019

Jugendlohn statt Sackgeld: So berechnen Sie ihn für Ihr Kind

Schluss mit unangenehmen Diskussionen übers Geld: Mit einem Jugendlohn übertragen Eltern ihren Kindern mehr finanzielle Verantwortung und helfen ihnen, den Umgang mit Geld zu lernen. Der Jugendlohn eignet sich für Mädchen und Buben ab zwölf Jahren. Wir zeigen Ihnen, wie sie ihn Schritt für Schritt berechnen.

Muss das sein? Als Eltern von grösseren Kindern kennen Sie sicherlich auch zermürbende Diskussionen darüber, ob ihr Kind den gewünschten Pullover tatsächlich braucht, ob es denn gerade diese teuren Markenturnschuhe sein müssen oder ob der Ersatz für den defekten Kopfhörer wirklich vom Sackgeld bezahlt werden muss. Mit einem Jugendlohn, der sich für Kinder ab zwölf Jahren eignet, erübrigen sich viele solcher unangenehmen und meist nicht zielführenden Gespräche.

Monatlicher Jugendlohn statt Sackgeld

Und so funktioniert das Prinzip: Statt ein Taschengeld für kleine persönliche Wünsche erhalten die Kinder von den Eltern pro Monat einen grösseren fixen Geldbetrag, den sie selbstständig verwalten. Mit diesem Jugendlohn decken sie bestimmte alltägliche Kosten, die zum Leben notwendig sind. Dazu gehören zum Beispiel Ausgaben für Kleider, die mobile Kommunikation oder die Freizeitgestaltung. «Die Kinder lernen auf diese Weise die wahren Lebenskosten kennen und sind gezwungen, das Geld einzuteilen und Verantwortung dafür zu übernehmen», erklärt Andrea Fuchs, Psychologin und Präsidentin des Vereins Jugendlohn. Auch Ladina von Allmen, die für das Engagement MoneyFit von PostFinance verantwortlich ist, ist vom Modell des Jugendlohns überzeugt: «Ab zwölf Jahren sind Jugendliche in der Regel weit genug, um Verantwortung für die Finanzen zu übernehmen. Und wenn sie dies früh lernen, fällt ihnen auch später der Umgang mit Geld einfacher.»

So geht die Rechnung mit dem Jugendlohn auf

Doch wie berechnen Eltern den Jugendlohn so, dass er zum Familienbudget passt? Grundsätzlich gilt: Als Grundlage sollten die Ausgaben herangezogen werden, die Eltern bereits bisher für ihr Kind aufgewendet haben. «Sowohl für die Eltern als auch das Kind ist es wichtig, dass der Jugendlohn realistisch ist», sagt Andrea Fuchs. «Er soll den bisherigen Ausgaben entsprechen und nicht höher sein, als es das Familienbudget zulässt».

Mit diesen Schritten kommen Sie gut ans Ziel:

Schritt 1: Bestimmen Sie, welche Ausgaben der Jugendlohn für Ihr Kind beinhalten soll

Klären Sie zuerst, für welche Bereiche Sie Ihrem Kind die Entscheidungs- und Finanzkompetenz erteilen wollen. Wichtig ist, dass sich beide Elternteile einig sind. Zum Jugendlohn gehören nur Kosten des persönlichen Bedarfs, die von der Familie ohnehin getragen werden. Wie zum Beispiel:

  • Kleider
  • Schuhe
  • Coiffeur
  • Velo/Mofa (Unterhalt/Reparaturen), Fahrkosten öffentliche Verkehrsmittel
  • Besondere Hygieneartikel wie Schminkzeug
  • Sportgeräte, Sportbekleidung und Sportausrüstung
  • Handy-, Computer- und weitere digitale Geräte (Anschaffung)
  • Handy-Abo/Prepaid
  • Schreibwaren, Etui und Ähnliches
  • Auswärtige Mahlzeiten
  • Taschengeld (zum Beispiel für Games, Süssigkeiten, Konzerte usw.)

Wichtig

In der Regel werden folgende Kosten vom Jugendlohn ausgeschlossen:

  • Wohnen, Essen, Besorgen der Wäsche usw.
  • Versicherungen, Krankheitskosten, Schulgelder, Musikinstrumente
  • Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie wie Ferien und Ausflüge.

Schritt 2: Tragen Sie die bisherigen Ausgaben zusammen

Das Zusammentragen der bisherigen Ausgaben ist der aufwendigste Teil, aber es lohnt sich hier, sorgfältig über die Bücher zu gehen. Diese drei Möglichkeiten haben Sie, um Posten für Posten eine realistische Kostenaufstellung zu gewährleisten:

  • Schreiben Sie während 2 bis 4 Monaten alle Auslagen auf, die Sie für Ihr Kind tätigen, und rechnen Sie aus, wie viel dies pro Jahr kostet
  • Tragen Sie zusammen, was Ihr Kind in einem Jahr benötigt und wie viel die einzelnen Posten in Ihrer Familie kosten dürfen. Schauen Sie dazu zum Beispiel im Kleiderschrank nach, wie viele Kleidungsstücke Ihr Kind hat und wie viel Sie dafür ausgegeben haben, oder listen Sie auf, wie viele Male Ihr Kind zum Coiffeur geht und was dies jedes Mal kostet. Vergessen Sie dabei nicht, Aufwände aufzuführen, die zwischendurch anfallen, wie Badibesuche, Papeterie-Artikel, Geburtstagsgeschenke für Kolleginnen und Kollegen.
  • Schätzen Sie den Betrag aufgrund Ihrer Erfahrungen – am besten auf ein ganzes Jahr

Schritt 3: Rechnen Sie den monatlichen Jugendlohn aus

Wählen Sie jetzt jene Posten aus, für die Sie sich beim Jugendlohn für Ihr Kind anfänglich entschieden haben, und zählen Sie das Taschengeld hinzu, das Sie Ihrem Kind pro Jahr geben. Nun müssen Sie die Summe nur noch durch 12 teilen bzw. durch 13, wenn Sie einen 13. Monatslohn im November für Winterkleider und Reserve bevorzugen. Das Resultat ist der monatliche Jugendlohn, den Sie Ihrem Kind auszahlen bzw. auf sein Konto gutschreiben.

Mehr Selbstständigkeit – nicht nur beim Geld

Vielleicht fragen Sie sich als Mutter oder Vater, wie die Sache mit dem Jugendlohn überhaupt klappen kann. Wird das Kind nicht bereits in der ersten Monatshälfte das ganze Geld ausgeben? Und vorwiegend nicht benötigte Sachen einkaufen? Betrachten Sie den Jugendlohn als Teil der gesamten Erziehung, die Ihr Kind selbstständiger macht – in verschiedenen Lebensbereichen. Geld für die eigenen Belange zu erhalten, ist nur ein Teil davon. Fragen Sie sich als Eltern in gemeinsamen Diskussionen und unter Einbezug Ihres Kindes, in welchen anderen Bereichen Ihre Tochter oder Ihr Sohn auch sonst mehr Selbständigkeit übernehmen kann, zum Beispiel im eigenen Zimmer oder im Zusammenleben in der Familie. Dabei führen gemeinsame Entscheidungen zum gewünschten Erfolg.

Konsequent bleiben beim Jugendlohn

«Ganz wichtig ist beim Jugendlohn auch die Konsequenz der Eltern», fügt die Psychologin Andrea Fuchs an. «Helfen Sie Ihrem Kind nicht mit zusätzlichem Geld aus, wenn es vielleicht etwas zu viel gekauft hat und es dadurch zu einem finanziellen Engpass kommt. Aber stehen Sie Ihrem Kind mit Rat zur Seite». Damit helfen Eltern ihren Kindern – als gute Grundlage für das spätere Leben – Prioritäten beim Konsum zu setzen und einen realistischen Bezug zum Geld zu entwickeln. Vier weitere konkrete Empfehlungen zum Umgang mit dem Jugendlohn erhalten Sie im Artikel «Zeit für den Jugendlohn? Tipps und Tricks zum richtigen Umgang mit der Sackgeld Alternative».

Über die Expertin Andrea Fuchs und den Verein Jugendlohn

Andrea Fuchs ist Psychologin und Präsidentin des Vereins Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Jugendlohn. Beim Jugendlohn handelt es sich um eine geschützte Marke und ein bewährtes Modell, das bereits in den 1970er Jahren vom Psychologen und Familientherapeuten Urs Abt entwickelt worden ist. Der Verein bezweckt, das Modell zu verbreiten und bietet dazu Elternabende an. Wie der Jugendlohn Familien konkret nützt, zeigt eine Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Studie der Hochschule Luzern und der Fachhochschule Nordwestschweiz auf.

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