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Turbulenzen im Finanzsystem

Die Besorgnis über die Stabilität des internationalen Finanzsystems hat in den letzten Tagen zugenommen.

Am Ursprung der derzeitigen Schockwelle durch das Finanzsystem steht der am letzten Freitag erfolgte Konkurs der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Die SVB erlitt durch die starken Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank deutliche Verluste auf ihren langfristigen Anlagen. Gleichzeitig blieben die kurzfristigen Verpflichtungen gegenüber den Einlagekund:innen bestehen, was das Eigenkapital aufzehrte. Als dann eine Vielzahl der Anleger:innen ihre Einlagen abziehen wollten, verfügte die SVB nicht mehr über genügend Liquidität und konnte ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. 

Credit Suisse im Sog des SVB-Konkurses

Die amerikanischen Behörden entschieden sich als Reaktion auf den Kollaps, die Einlagen der Kund:innen der SVB vollständig zu schützen und Ihnen uneingeschränkten Zugriff zu ermöglichen. Darüber hinaus versicherten die Behörden, dass fortan alle amerikanischen Banken genügend Liquidität erhalten werden, um einen Verkaufszwang der langfristigen Anlagen und damit einen vergleichbaren Fall zu verhindern. Zwar handelte es sich bei der SVB um keine übliche Geschäftsbank, sondern um eine Bank, die hauptsächlich im risikoreicheren Start-up und Venture-Capital Bereich aktiv war. Gleichwohl kratzt der Konkurs der SVB nachhaltig am Vertrauen der Anleger:innen. Dies zeigt sich daran, dass sich die Ängste vom amerikanischen auf den europäischen Kontinenten übertrugen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand dabei insbesondere die Schweizerische Grossbank Credit Suisse (CS), die aufgrund der starken Verunsicherung der Marktteilnehmer:innen einen massiven Rückgang des Aktienkurses hinnehmen musste.

Die Schweizerische Nationalbank SNB und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA haben gestern Abend bestätigt, dass von den Problemen einiger Bankinstitute in den USA keine direkte Ansteckungsgefahr für den Schweizer Finanzmarkt ausgeht. Die für die Schweizer Finanzinstitute geltenden strengen Kapital- und Liquiditätsanforderungen sorgen für Stabilität der Institute. Zudem kam das unmissverständliche Signal an die Märkte, dass man die Credit Suisse nicht fallen lässt und die SNB der CS im Bedarfsfall Liquidität zur Verfügung stellen wird. Dies führte heute bereits zu einer deutlichen Erholung des Aktienkurses der Credit Suisse.

Einlagen der Kund:innen nicht gefährdet

Die Einlagen der Kund:innen der PostFinance sind durch die jüngsten Turbulenzen der genannten Banken, wie vorgängig beschrieben, nicht gefährdet.

Bei den Fonds, die durch die Credit Suisse verwaltet werden und sich in den Portfolios der PostFinance befinden, handelt es sich um sogenannte Sondervermögen, die im unwahrscheinlichen Insolvenzfall nicht in die Insolvenzmasse eingehen und somit für die Anleger:innen geschützt sind.

Festhalten an der defensiven Positionierung

Dennoch dürfte sich die Dynamik der letzten Tage nachhaltig auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken und damit auch für die PostFinance Kund:innen spürbar werden. Denn die jüngsten Entwicklungen katapultieren die Zentralbanken in eine ungemütliche Zwickmühle. Weitere Zinsschritte, die zur Abschwächung der hartnäckigen Inflationsdynamik eigentlich nötig wären, könnten die Stabilität des Finanzsystems weiter gefährden. Damit werden die Zentralbanken vor die Wahl gestellt, entweder hohe Inflationsraten zuzulassen oder die Bankenkrise zu verstärken.

Wir erwarten, dass die Zentralbanken in diesem Dilemma die Finanzstabilität stärker gewichten und damit eine höhere Inflationsdynamik in Kauf nehmen werden. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Risiken in den Finanzmärkten halten wir an unserer defensiven Ausrichtung und der Untergewichtung von Aktien und Obligationen fest. Wir werden die Situation für unsere Kund:innen aber weiterhin genau beobachten. 

Philipp Merkt

Chief Investment Officer