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Aktienmärkte am Straucheln

Seit Anfang Jahr zeigen sich die Aktienmärkte von der pessimistischen Seite. Verglichen mit dem Stand zum Jahreswechsel hat der amerikanische Aktienmarkt zeitweise um 10% korrigiert. Hintergrund dieser Entwicklung sind die Absichten der US-Notenbank, als Reaktion auf den hohen Inflationsdruck ihre Politik restriktiver zu gestalten. Diese Kehrtwende bekräftigte die US-Zentralbank anlässlich ihrer geldpolitischen Sitzung am Mittwoch dieser Woche erneut. Sowohl Zinsschritte als auch eine Bilanzverkürzung stehen in diesem Jahr auf der Agenda.

Konkrete Entscheide wurden am letzten Mittwoch noch nicht getroffen. Die amerikanischen Aktienmärkte reagierten mit einem Auf und Ab, verloren aber insgesamt nicht mehr weiter an Boden. Die europäischen Märkte zeigten sich gar unbeeindruckt. Nicht ohne Grund: Der Weltwirtschaft geht es nach wie vor sehr gut. Dies zeigt sich deutlich in den Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2021. Die amerikanische Wirtschaft verbuchte mit einem aufs Jahr hochgerechneten Wachstum von 6,9% ein überdurchschnittlich starkes Quartal. Während die Pandemie aktuell noch für Gegenwind in einigen Sektoren sorgt, darf in den Industrieländern in den nächsten Monaten mit einer Entspannung diesbezüglich gerechnet werden. Somit sollten die Finanzmärkte eine graduell restriktivere Geldpolitik verkraften können.

Ukraine-Konflikt sorgt für Unruhe

Neben geldpolitischen Unsicherheiten machte sich auch der geopolitische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bemerkbar. Die Äusserungen von Präsident Biden vom letzten Wochenende lassen vermuten, dass die USA eine Eskalation der Situation als wahrscheinlicher erachtet. Und die jüngst durch die USA und NATO erneut erteilte Absage zum geforderten Ende der NATO-Osterweiterung führt zur Gefahr einer weiteren Eskalation. Ein gewalttätiger Konflikt in dieser Region könnte nicht nur einzelne Länder schwer tangieren, sondern in Zusammenhang mit der Energieversorgung ganz Europa betreffen. Noch sind aber sehr viele Ausgänge des Konflikts möglich und Auswirkungen auf die Weltkonjunktur alles andere als sicher. Dies spiegelte sich auch an den Finanzmärkten wider. Reagierten diese zu Beginn der Woche auf die geopolitischen Spannungen noch mit akzentuierten Verlusten bei risikoreicheren Anlagen, so blieben grössere Reaktionen jüngst aus. Aus taktischer Sicht erachten wir eine Ausrichtung auf ein potenzielles Eskalationsszenario aufgrund der kaum prognostizierbaren Entwicklungen zum heutigen Zeitpunkt als wenig sinnvoll.

Taktische Positionierung beibehalten

Unsere auf steigende Zinsen und Inflationsdruck ausgerichtete Positionierung mit einer gesunden Skepsis gegenüber dem amerikanischen Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Wochen als richtig erwiesen. Das grösste Risiko sehen wir nach wie vor in einer anhaltenden Abkühlung der Weltwirtschaft bei weiterhin hohen Inflationsraten. In einem solchen Szenario ist der Unterstützungsspielraum der Zentralbanken in den Industrieländern – im Gegensatz zu allen anderen Rezessionen der letzten Jahrzehnte – stark eingeschränkt. Dass der geopolitische Konflikt zwischen der Ukraine und Russland zu einer solchen weltweiten konjunkturellen Abkühlung führt, lässt sich aktuell aber nicht absehen. Wir werden die Situation für unsere Kundinnen und Kunden weiterhin genau beobachten.

Daniel Mewes

Chief Investment Officer

PostFinance AG
Investment Research & Advisory
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