Vorfrühling

Leicht verbesserte Stimmungsdaten aus der Industrie lassen hoffen, dass der Boden des Abschwungs in China und Europa erreicht ist. Auch wenn die Inflation in den Industrienationen noch nicht wieder im Zielbereich ist, hat sich so der Wirtschaftsausblick verbessert, weswegen wir empfehlen, Aktien wieder aufzubauen.

Eine moderate Erhöhung der Aktienanlagen in den weniger teuren Märkten scheint angebracht.

Die Märkte sind sehr ansprechend in das neue Jahr gestartet – zum Glück! Die Wertentwicklung der von uns betreuten Portfolios ist durch das Band positiv. Die Portfolios mit globaler Ausrichtung sind dank der guten Marktentwicklung in den USA und in der Eurozone im Konkurrenzvergleich ganz vorne dabei. Geholfen hat dabei auch die seit Jahresbeginn nachlassende Stärke des Frankens.

Selbstverständlich sind solche positiven Finanzmärkte zu diesem Zeitpunkt des Zyklus nicht. Denn immerhin befinden sich grosse Länder wie China oder Deutschland aktuell in der Rezession. Auch in den USA hat die Konjunkturdynamik eher ab- als zugenommen. Daneben ist auch die Inflation in vielen Ländern noch nicht im Zielbereich der Zentralbanken angekommen. Dennoch meinen die Finanzmärkte, dass die Zinsen in den kommenden Monaten wieder fallen sollten und sich die Konjunktur stabilisieren werde.

Die Angelsachsen nennen eine solche Entwicklung mit gutem Wachstum und fallenden Zinsen ein Goldilocks-Szenario. Der Begriff stammt von einem englischen Märchen mit dem auf Deutsch übersetzten Titel «Goldlöckchen und die drei Bären». Das mit den Bären wird in Börsenkreisen in der Regel nicht erwähnt. Der Bär ist schliesslich das Wappentier all derjenigen, die an fallende Aktienkurse glauben.

Dabei gibt es auch an den Börsen Marktteilnehmer:innen, die skeptisch sind. Wie anders könnte man den Anstieg von Gold und Bitcoin auf Allzeithöchststände am Anfang dieses Monats erklären? Beim Gold kommt neben einer allgemeinen Skepsis über die jüngst hervorragende Entwicklung der Finanzmärkte allerdings noch ein anderer Faktor hinzu: Immer mehr Schwellenländer lassen ihre Zentralbanken die Goldreserven erhöhen, weil bei anhaltenden geopolitischen Spannungen zunehmend Sanktionen – auch gegen Zentralbanken – drohen. Und wer will schon eingefrorene Konten in den USA oder Europa haben?

Trotz aller Sorge um die politische Weltlage hat sich nach unserer Einschätzung der wirtschaftliche Ausblick aufgehellt. So sind erste Anzeichen einer Stabilisierung in der Industrie erkennbar. Die globale Güterrezession scheint sich ihrem Ende zu nähern. Das könnte die Grundlage dafür legen, dass China und Deutschland auch wieder aus ihrer Rezession herausfinden werden. Solange dann noch die amerikanische Konjunktur hält, was sie verspricht, bedeutet das durchaus einen verbesserten Ausblick für die Wirtschaft.

In diesem Sinne haben wir unsere Aktienanlagen leicht aufgestockt. So erhöhen wir die Investitionen in den Schwellenländern ein weiteres Mal, weil wir damit unser Aktienengagement gut diversifiziert in historisch betrachtet günstig bewertete Märkte weiter verstärken können. Gleichzeitig bleiben wir für die USA noch zurückhaltend. Der Boom in Technologieaktien hat zu einer starken Aufblähung der Bewertungskennziffern der Unternehmen geführt. In Europa bevorzugen wir weiterhin die Schweiz gegenüber der Eurozone. Insgesamt kommt unsere Aktienquote damit auf ihrem langfristig anvisierten Mittelwert zu liegen.

Über Philipp Merkt

Philipp Merkt arbeitet seit 2015 bei PostFinance – aktuell als Chief Investment Officer und Leiter Asset Management Solutions. Der gebürtige Solothurner hat an der Universität Fribourg Informatik und Wirtschaft studiert und hat einen MBA mit Schwerpunkt Finance der Universität Bern sowie der Simon Business School der University of Rochester NY.

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