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Erstellt am 24.05.2022

Nachhaltige ETFs durchschauen: So funktionierts

ETFs, exchange traded funds, bieten viele Vorteile: Sie kosten wenig, sind in der Regel breit aufgestellt und können praktisch jederzeit gekauft oder verkauft werden. Natürlich gibt es diese Wertpapiere auch «in Grün». Doch halten sogenannt nachhaltige ETFs, was sie versprechen? Und was versteht die Finanzwelt überhaupt unter Nachhaltigkeit? Lesen Sie hier, worauf es beim ökologischen Investieren ankommt.

Niemals alles auf eine Karte setzen – das gilt auch an der Börse. Für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger ist Diversifikation deshalb eine der wichtigsten Regeln überhaupt. Und die gebotene Vielfalt lässt sich mit ETFs einfach umsetzen.

ETF steht für «exchange traded fund», also börsengehandelter Fonds. Wer so investiert, kauft sich einen Anteil an einem Korb von Wertpapieren. Dieser Korb ist so zusammengestellt, dass er einen bestimmten Index so exakt wie möglich nachbildet – zum Beispiel den Swiss Market Index SMI. Wenn sich der Schweizer Aktienmarkt positiv entwickelt, steigt auch der Wert des ETF.

Im Prinzip kann jeder Index als Grundlage für einen ETF dienen – hinzu kommen Indizes, die extra für diesen Zweck kreiert werden. Entsprechend gross ist die Auswahl: Allein an der Schweizer Börse werden rund 1600 verschiedene ETFs gehandelt. Anlegerinnen und Anleger, denen umweltfreundliches Handeln, soziale Verantwortung und gewissenhafte Geschäftsführung wichtig sind, finden darunter auch Produkte mit nachhaltiger Ausrichtung.

Grosse Vielfalt an nachthaltigen ETFs

Viele nachhaltige ETFs haben einen geografischen Fokus: Es gibt Produkte, die auf globalen Indizes basieren und die weltweit nachhaltigsten Unternehmen umfassen. Andere berücksichtigen nur nachhaltige Unternehmen aus bestimmten Regionen wie der EU oder den grossen Schwellenländern; und gewisse ETFs fokussieren auf ein einzelnes Land – beispielsweise auf nachhaltige Unternehmen aus der Schweiz, den USA oder aus China.

Andere ETFs decken nicht die gesamte Bandbreite von ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit ab, sondern nur einzelne Aspekte davon: zum Beispiel Unternehmen mit besonders tiefer CO2-Bilanz, besonders hoher sozialer Verantwortung oder ausgeprägter Geschlechtergerechtigkeit. Dazu kommen spezialisierte ETFs, die sich auf einen bestimmten Sektor (beispielsweise Energie) oder sogar nur eine bestimmte Technologie (beispielweise Solar) beschränken.

Fünf Vorteile von nachhaltigen ETFs

Grüne ETFs werden bei Anlegerinnen und Anlegern immer beliebter – aus gutem Grund. Folgende Vorteile sprechen für die nachhaltigen Anlageprodukte:

Performance

Wer glaubt, Nachhaltigkeit gehe zwingend zulasten der Rendite, liegt falsch. Nachhaltige ETFs schnitten in der Vergangenheit mindestens genauso gut ab wie solche ohne Nachhaltigkeitsfokus.

Tiefe Kosten

ETFs versuchen nicht, den Index zu übertreffen. Sie bilden ihn nach. Das heisst: Sie funktionieren, ohne dass sich ein Manager um ihre Performance kümmert. Sie werden in der Regel passiv verwaltet. Ihre Kosten liegen im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds entsprechend meistens tiefer. Dabei gilt aber: Nachhaltige ETFs sind in der Regel etwas teurer als solche ohne Nachhaltigkeitslabel.

Hohe Transparenz

ETFs werden an der Börse gehandelt. Ihre Kurse sind jederzeit verfügbar. Und auch ihre Zusammensetzung wird regelmässig publiziert.

Grosse Flexibilität

Während der Handelszeiten an der Börse können nachhaltige ETFs jederzeit gekauft oder verkauft werden.

Diversifikation

Anlegerinnen und Anleger investieren in einen Korb von Wertpapieren. In der Regel geht damit ein hohes Mass an Diversifikation einher. Aber Achtung: Für spezialisierte ETFs, die sich beispielsweise auf einen Sektor oder eine Technologie beschränken, gilt das nur bedingt.

Darauf müssen Anlegerinnen und Anleger achten

Wie bei allen Geldanlagen besteht auch bei nachhaltigen ETFs ein Marktrisiko: Verluste sind also jederzeit möglich. Anlegerinnen und Anleger sollten keine Risiken eingehen, die nicht mit ihrer langfristigen Anlagestrategie oder ihren finanziellen Möglichkeiten vereinbar sind.

Auswahl der Titel

Die spezifische Herausforderung nachhaltiger ETFs besteht in ihrer Zusammensetzung. Anlegerinnen und Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, müssen darauf achten, in welche Titel ein ETF investiert. Denn: Die Herausgeber nachhaltiger ETFs entscheiden selber, welche Unternehmen sie in das Anlageuniversum aufnehmen. Und die Definitionen, was als nachhaltiges Unternehmen gilt, gehen mitunter weit auseinander.

Ein Beispiel: Der Euro Stoxx 50 ESG Index führt ein sogenanntes Negativ-Screening durch. Branchen wie Tabak, umstrittene Waffen oder Kohlekraft werden ausgeschlossen. Zusätzlich werden bestimmte Unternehmen mit schlechten Nachhaltigkeitswerten aus dem Index gestrichen. Trotz Ausschlussprinzip verbleiben die Unternehmen Ryanair, Total und Eni im ESG-Index – denn sie arbeiten nachhaltiger als andere Unternehmen in ihrer Branche. Über einen nachhaltigen ETF investieren Anlegerinnen und Anleger also unter Umständen auch in Airlines und Ölunternehmen.

Fehlende Standards

Erschwert wird die Situation durch die Tatsache, dass weltweit verbindliche Nachhaltigkeitsstandards fehlen. Zwar gibt es in mehreren Ländern Gesetze, die Unternehmen dazu verpflichten, über ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen Auskunft zu geben. Doch wie sie das tun und welche Aspekte sie berücksichtigen, unterscheidet sich von Land zu Land und von Unternehmen zu Unternehmen. Auch Rating-Agenturen, die die Nachhaltigkeit von Unternehmen bewerten, nutzen unterschiedliche Kriterien und Gewichtungen. Sie sind darum kaum miteinander vergleichbar.

Spezialisierte Produkte

Bei sehr spezialisierten Produkten – beispielsweise ETFs, die ausschliesslich E-Mobilität umfassen – ist die Gefahr geringer, die Katze im Sack zu kaufen. Allerdings schränkt der Fokus auf ein Thema die Diversifikation ein. Das macht die Anlage oft risikoreicher. Kommt hinzu: Die Kosten für spezialisierte nachhaltige ETFs sind in der Regel markant höher als diejenigen für nachhaltige ETFs, die auf Standardindizes basieren.

Fazit: Genau hinschauen

Nachhaltige ETFs sind grundsätzlich eine attraktive Möglichkeit, mit gutem Gewissen von den Renditechancen an den Finanzmärkten zu profitieren. Dabei dürfen sich Anlegerinnen und Anleger aber nicht vom Begriff «Nachhaltigkeit» blenden lassen. Auch nachhaltige ETFs sind den allgemeinen Marktrisiken ausgesetzt. Und die eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit können sich stark von den gängigen Nachhaltigkeitsdefinitionen der Finanzwelt unterscheiden.

Die vergangene Kursentwicklung ist keine Indikation oder Garantie für die zukünftige Performance des Anlagevermögens.

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